Schwangere in weißer Kleidung hält ihren Babybauch und wartet vielleicht auf ihre Doula.

Was macht eine Doula?

Geburtshelferin und Freundin auf Zeit

5 Min.

Redaktion: Sabrina Kraussler / © Shutterstock, Margo Basarab

„Als Frau stehen wir in unserer Gesellschaft viel zu oft alleine da“, schreibt die Wiener Doula Katharina Oesterreicher auf Instagram. Manche Frau auch bei ihrer Schwangerschaft mit Endometriose. „Und dann ist da die Doula. So viel mehr als eine Frau, die dir während der Geburt die Hand hält.“ Aber was genau macht eine Doula eigentlich?

Was ist eine Doula?

Eine Doula ist als Ergänzung zur Hebamme da. Sie begleitet Frauen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett – mit ihrer Erfahrung, mit Achtsamkeit, mit ermutigenden Worten und praktischen Hilfestellungen – aber nicht medizinisch“, erklären Katharina Oesterreicher und ihre Freundin und Kollegin Doris Schiener im Interview.

Das Wort Doula kommt aus dem Griechischen von „douleia“ und bedeutet „Dienerin der Frau“. Ihre Aufgabe ist es, der werdenden Mutter auf Augenhöhe zur Seite zu stehen. Im Gegensatz zu anderen Ländern kann in Österreich jede Frau Doula werden, auch, wenn sie selbst nicht Mutter ist.

„Eine Doula ist eine gute Freundin auf Zeit, auf die man sich verlassen kann, die Erfahrung mit dem Thema hat“, ergänzt Doris. Die beiden begleiten Frauen in einer der wichtigsten Phasen ihres Lebens und sprechen in ihrem Podcast „Vulvarei“ über Tabuthemen wie postpartale Depressionen oder Sternenkinder, aber reden genauso über andere Themen rund ums Frausein wie etwa die Vulva, den Zyklus oder den weiblichen Orgasmus.

Doula: Geburtshelferin, aber keine Hebamme

Doris und Katharina betonen: Sie sind richtige Hebammenfans und würden der Hebamme nie „reingrätschen“. Tatsache aber ist: In manchen Spitälern muss eine Hebamme bis zu fünf Geburten betreuen. Personalmangel und Dauerüberforderung stehen an der Tagesordnung. „Die knappen Ressourcen können wir nicht ausgleichen. Wir haben keine medizinische Ausbildung. Aber wir kümmern uns um das Wohlbefinden der Frauen“, betont Katharina.

Mit Worten, Infos und Aufklärung über alle Möglichkeiten oder auch einmal mit Musik und einem Wärmekissen stehen Doulas von Anfang bis Ende einer Schwangerschaft den Frauen zur Seite – ganz wertfrei. „Wir begleiten jede Art der Geburt. Wichtig ist, dass die Frau nicht aus einer Angst heraus entscheidet, sondern bewusst.“ Die Vorbereitung auf die Geburt sei da ein Schlüsselmoment: Unter dem Motto „Die werden schon machen“ ins Spital zu gehen, sei eine Fehlentscheidung.

Doulas kommen übrigens auch besonders dann zum Einsatz, wenn das soziale Umfeld fehlt und die Frau bei der Geburt alleine ist.

Die Freundinnen und Podcast-Partnerinnen Katharina und Doris haben die Berufung zur Doula schon immer gespürt.
Foto: VanDeHart

Ausbildung: Wie werde ich Doula in Österreich?

Doulas sind meist Frauen, die selber Mutter sind. In Deutschland ist das sogar Voraussetzung, in Österreich dagegen kann auch eine kinderlose Frau Doula werden. Die Ausbildung gleicht eher einem Training. Meist wird in wenigen Tagen Wissen für die Unterstützung der werdenden Mama vermittelt und in der Praxis eingeübt. „Wenn man sich dafür entscheidet, Doula zu sein, dann ist man es meistens schon – das Interesse für Geburt und Schwangerschaft muss da sein“, sagt Katharina. In Trainings vertiefe man das Wissen dann. Doula ist in Österreich nicht als Beruf anerkannt.

Die Geburtshelferin bietet in erster Linie emotionale Unterstützung rund um die Geburt. Sie bereitet frau seelisch auf die Geburt vor, steht während der Geburt und auch während der Wochenbettzeit tatkräftig zur Seite. Oberste Priorität hat für eine Doula das Wohlbefinden der Schwangeren, die Bedürfnisse der Frau stehen im Mittelpunkt.

Weniger Kaiserschnitte, höhere Zufriedenheit dank Doulas

Übrigens: Eine Doula hat einen positiven Effekt auf die Gebärende, das belegt die Wissenschaft. Werdende Mütter mit Geburtshelferin brauchen seltener einen Kaiserschnitt, und auch andere Vorteile sind in randomisierten Studien beschrieben worden, bestätigt beispielsweise das ACOG  (American College of Obstetricians and Gynecologists).

„Kontinuierliche persönliche emotionale Unterstützung durch Betreuungspersonal, beispielsweise eine Doula, ist mit besseren Ergebnissen für gebärende Frauen verbunden. Zu den Vorteilen gehören verkürzte Wehen, geringerer Bedarf an Schmerzmitteln, weniger operative Entbindungen und weniger Unzufriedenheit mit der Erfahrung der Wehen.“ Auch die WHO (World Health Organization) spricht sich für Doulas aus.

Wie finde ich die passende Geburtshelferin und was kostet eine DOula?

Um eine passende Doula zu finden, gibt es in Deutschland und Österreich Websites mit gelisteten Geburtshelferinnen in der Nähe:

Auch wenn in Österreich der Beruf der Doula offiziell nicht anerkannt ist, dürfen Doulas trotzdem Honorare verlangen: Die Kosten belaufen sich zwischen 500 und 2.000 Euro – je nachdem, wie lange die Familie von der Geburtshelferin begleitet wird.

Manche kochen im Wochenbett oder sind darüber hinaus eine emotionale Stütze für die Frau. Für andere ist die Reise mit der Geburt zu Ende. Die Rufbereitschaft einer Doula dürfe man aber nicht unterschätzen, meint Doris: „Wir sind im Zeitraum von vier Wochen permanent abrufbereit.“

Neben der Aufklärungsarbeit in ihrem Podcast veranstalten die beiden Wienerinnen Doris und Katharina auch Frauenkreise im 22. Bezirk und auch im Donauzentrum beim Doula Talk. Frauen können sich hier im geschützten Rahmen miteinander austauschen – nicht nur über Geburten und Schwangerschaften.

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