
Wenn Partner:innen an Depressionen leiden
Zurückgezogen, niedergeschlagen, antriebslos
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Depressionen belasten die Beziehung. Die Psychotherapeutin Katharina Henz erklärt im Interview, wie man betroffene Partner:innen am besten unterstützen kann.
Die Chance ist ziemlich groß, dass Sie jemanden kennen, der mit Depressionen zu kämpfen hat, wenn Sie nicht gerade selbst davon betroffen sind. Etwa fünf Prozent der österreichischen Bevölkerung leidet laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation an Depressionen – das sind 400.000 Personen. Die Dunkelziffer dürfte aber weit höher sein, denn viele leiden im Stillen und sprechen kaum über die Erkrankung. Ohne Diagnose fällt man also durch das Raster. Sich Hilfe zu suchen, ist manchmal auch mit Kosten verbunden: Die Warteliste auf kassenfinanzierte Psychotherapieplätze ist meist lang. Die Diagnose und mögliche erste Schritte öffnen den Hoffnungsraum, meint die Psychotherapeutin Katharina Henz im WIENERIN-Interview. Sie ist Systemische Psychotherapeutin und bietet in ihrer Praxis in der Leopoldstadt Einzel-, Paar- und Familientherapie an.
Wie wirken sich Depressionen des Partners oder der Partnerin auf die Liebesbeziehung aus?
Katharina Henz: Die Erkrankung macht sich oft nur schleichend bemerkbar, sodass man sie nicht gleich erkennt. Depressionen entstehen nicht über Nacht, sie bauen sich langsam auf. Manchmal glauben Partner:innen, die erkrankte Person sei vielleicht nicht mehr so interessiert an der Beziehung. Die heikelste Phase ist daher oft jene, in der die Lage bereits unangenehm ist, aber es noch keine Diagnose gibt. Wo nicht klar ist, was mit der Person los ist.
Wäre eine Paartherapie ratsam?
Bei einer Paartherapie wird nicht per se die Person und ihre Erkrankung therapiert, sondern die Beziehung. Geht es daher um die Beziehung als solche, sollten beide auf der Höhe ihrer Kraft sein, um paarrelevante Entscheidungen treffen zu können. Daher muss man erfragen, ob die Person, die eine depressive Symptomatik hat, überhaupt fit genug für eine Paartherapie ist. Günstiger ist eine Art partnerassistierter Einzeltherapie. In diesem Fall würde die Person mit der Depression zur Einzeltherapie kommen und der Partner oder die Partnerin werden hin und wieder zur Therapie eingeladen. Man kann sich anschauen, was der:die Partner:in beitragen kann und wie sich die Beziehungsdynamik eventuell auf die Diagnose und die Befindlichkeit der betroffenen Person auswirkt.

Welche Anzeichen gibt es bei einer Erkrankung? Woher weiß man als Partner:in, dass es sich vielleicht um eine depressive Episode handelt?
Man kann zuerst einen kleinen LOS-Test machen und sich fragen, ob der:die Partner:in antriebslos, freudlos, hoffnungslos oder auch schlaflos und appetitlos ist. Treffen viele Anzeichen zu, könnte es möglicherweise mehr sein als „eine schlechte Phase“ oder „Unzufriedenheit in der Firma“ oder „Winterblues“.
Was könnte man als Partner:in im Verdachtsfall tun?
Man könnte die betroffene Person darauf ansprechen und vielleicht erzählen, dass man über Depressionen gelesen hat und gleichzeitig fragen, ob sich der- bzw. diejenige davon angesprochen fühlt. Man könnte also vorsichtig nachfragen: „Ist da was dran? Wie siehst du das?“ Es ist wichtig wertschätzend zu kommunizieren und zu betonen, dass man keine Diagnose stellen möchte, sondern sich Sorgen macht.
Der heikelste Moment für Paarbeziehungen? Wenn die Depression bereits vorhanden, aber noch nicht diagnostiziert wurde.
Katharina Henz
Die ganze Story findet ihr in unserer Mai 23 Ausgabe. Viel Spaß beim Lesen!