Kurzsichtigkeit verbessern: Als erstes braucht es einen Sehtest, hier mit Buchstaben auf pink angeleuchtetem Hintergrund

Kurzsichtigkeit verbessern: Ja, das geht!

Kein Lasern notwendig

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© Getty Images/wragg

Immer mehr Menschen leiden unter Kurzsichtigkeit. Wissenschaftler:innen warnen: Bis 2050 wird etwa die Hälfte der Weltbevölkerung betroffen sein. Zum Glück gibt es bereits heute Methoden, die das verhindern können bzw. Kurzsichtigkeit verbessern. Wie so oft liegt der Schlüssel dazu in der Kindheit. Denn da beginnt die Kurzsichtigkeit in der Regel. Spoiler: Normale Einstärken-Gläser solltest du dir für dein Kind nicht einreden – sie verstärken eher das Problem und lassen die Kurzsichtigkeit rascher voranschreiten. In der Forschung wurde das v.a. bei unterkorrigierten Augen beobachtet.

Was ist Kurzsichtigkeit?

Kurzsichtig ist, wer in der Ferne schlecht sieht, in der Nähe gut. Dabei ist der Augapfel länger als er sein sollte und wächst auch immer weiter – die Dioptrien-Zahl steigt, wenn nicht richtig behandelt wird. Das Auge kann das Bild nicht scharf stellen, weil Lichtstrahlen sich nicht auf, sondern schon vor der Netzhaut bündeln. Kurzsichtigkeit bezeichnen Expert:innen auch als Myopie. Sie kann angeboren sein oder sich im Laufe des Lebens entwickeln.

Die Genetik spielt bei der Entstehung eine Rolle, Kurzsichtigkeit vererbt sich. Geschwister können alle unter schlechten Augen leiden – oder nur eins von den Kindern. Allerdings scheinen Umwelteinflüsse entscheidender zu sein als Gene, sagt diese Studie. Insgesamt sei die Entwicklung einer Myopie von mehreren Faktoren abhängig, „multifaktoriell, wobei der Einfluss der Gene als klein einzustufen ist.“

Nahaufnahme von einem Auge
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Ursachen: Wie wird man kurzsichtig?

Meist entsteht Kurzsichtigkeit in der Kindheit. Klassischerweise beginnt sie mit 8 Jahren im Volksschulalter und schreitet dann bis zur Pubertät, etwa bis zum 15. Lebensjahr, voran. Welche Faktoren wie genau zur Myopie führen, ist noch nicht hinlänglich geklärt, doch scheint viel künstliches Licht und viel Naharbeit zu schlechten Augen zu führen: Kinder, die häufig lesen oder vor dem Smartphone oder Tablet sitzen, sind gefährdeter. Erst recht, wenn sie das nicht bei Tageslicht tun, sondern bei künstlichem Licht. Bei Kindern, die viel im Freien sind, schreitet die Kurzsichtigkeit langsamer fort oder entsteht gar nicht erst – und da können Eltern ansetzen als Vorbeugung.

Myopie vorbeugen: Täglich für 90 minuten ins Freie

Wer verhindern will, dass seine Kinder kurzsichtig werden und eine Brille brauchen, schickt sie am besten jeden Tag für anderthalb bis zwei Stunden hinaus ins Freie. Sonnenlicht und der Fokus der Augen auf die Ferne können eine Myopie möglicherweise verhindern. Offenbar gilt das besonders für Kinder im Alter zwischen 6 und 8 Jahren – bei ihnen zeigt im Vergleich zu jüngeren Kindern ausreichend Tageslicht den größten Effekt auf das Längenwachstum des Augapfels.

Abstand beim Lesen und am Handy

Was außerdem helfen kann: Die Bildschirmzeit begrenzen und gegebenenfalls auch die Lesezeit. Wie erwähnt, begünstigt viel Naharbeit das Entstehen von Kurzsichtigkeit bei Kindern. Zwischen Buch/Handy und Augen sollte mindestens eine Elle Abstand liegen. Weil Schulkinder den halben Tag in der Schule sehr fokussiert auf Nahes sind, ist wichtig, dass sie am Nachmittag ihre Augen mehr in die Ferne schauen lassen. Hilfreich ist zudem die 20-20-20-Regel: Fokussiere dich alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf etwas, das 20 Fuß (entspricht rund 6 Metern) entfernt ist.

Brillengeschäft von Außen
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Kurzsichtigkeit verbessern: Brille, Linsen oder Tropfen?

Kurzsichtigkeit ist nicht heilbar, verändert sich aber bei den meisten Menschen nach dem 20. Lebensjahr nicht mehr. Die gängigsten Möglichkeiten für Kurzsichtige, ihre Sehschwäche auszugleichen oder zu korrigieren sind Brille, Kontaktlinsen oder Laser-OP. Wichtig: Wer sein Kind zur Behandlung schickt, sollte sich unbedingt vorher informieren, ob die Praxis das sogenannte „Myopie-Management“ betreibt – und somit Methoden anwendet, die das Längenwachstum des Augapfels eben nicht weiter anregen. Bei Praxen mit Myopie-Management kannst du sichergehen, dass dort die neuesten Behandlungsmethoden bekannt sind. Und zwar diese:

Ortho-K-Linsen bei Kurzsichtigkeit

Spezielle harte Kontaktlinsen, die über Nacht getragen werden, können über längere Zeit angewendet langsam die Hornhaut umformen. Diese sogenannten orthokeratologischen Kontaktlinsen können laut Studien das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit bei Kindern verbessern. Ab 8 Jahren können Kinder in der Regel Kontaktlinsen tragen.

Multifokal-Linsen für weniger dioptrien

Sogenannte multifokale Linsen, eine neue Art weicher Kontaktlinsen, sollen ebenfalls die Kurzsichtigkeit verbessern können. Diese Linsen werden tagsüber getragen und können im Vergleich zu normalen Linsen das Wachstum des Augapfels stoppen. Denn: Der äußere Teil einer multifokalen Linse bündelt die seitlich ins Auge einfallenden Lichtstrahlen vor der Netzhaut – bei normalen Linsen geschieht das hinter der Netzhaut.

Brille mit DIMS-Gläsern bei Myopie

Frau hält eine Sehbrille in der Hand
© Pexels/Matheus Bertelli

Vielversprechend sind auch Brillengläser mit speziellen Brechungen im Glas, den Beginn machten die sogenannten DIMS-Gläser aus Japan. Mittlerweile gibt es mindestens fünf Anbieter für derartige Brillengläser, die das Fortschreiten der Myopie bremsen oder ganz stoppen können. Bei den Gläsern aus Japan beispielsweise befinden sich auf der Vorderseite des Brillenglases in einem kreisförmigen Bereich viele kleine, kugelförmige Zusatzlinsen mit einer Brechkraft von +3,5 Dioptrien. Es entsteht dadurch eine zweite Bildebene im Auginneren, durch die das Augenwachstum verlangsamt werden kann.

Atropin-Tropfen sollen kurzsichtigkeit verbessern

Gegen Kurzsichtigkeit helfen nicht nur Brille und Kontaktlinsen: Augentropfen mit dem Wirkstoff Atropin setzen Augenärzt:innen bei Kindern mit Kurzsichtigkeit ein. Auch sie sollen das Wachstum des Augapfels aufhalten können. Oft werden die Tropfen auch gemeinsam mit Brille oder Kontaktlinsen verordnet.

Welche Behandlung die richtige ist, entscheiden Ärztin oder Arzt gemeinsam mit den Eltern und dem betroffenen Kind. Die eine, richtige Methode gibt es nicht – es kann auch sein, dass ihr verschiedene Methoden probiert bzw. kombiniert.

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