Florence Pugh un dDavid Harbour bei der Thunderbolts-Premiere lächeln in die Kamera

Florence Pugh & David Harbour über Marvel, Mental Health und Tom Cruise

Against The Void

8 Min.

© 2025 Marvel

Florence Pugh und David Harbour sind als Vater-Tochter-Duo im Marvel-Universum zurück. Wir trafen die beiden zum Interview.

Marvel veröffentlichte in den letzten Jahren zahlreiche Serien und Filme, erzählte Geschichten von Superheld:innen und Antiheld:innen in sogenannten Phasen und eröffnete mit einem Multiversum die Möglichkeit, in parallele Geschichten einzutauchen – sogar mit totgeglaubten Charakteren. In der der Vgangenheit wurde es daher etwas chaotisch im Storytelling, Fans waren zum Teil enttäuscht und die richtig guten
Superheld:innen-Filme wurden weniger.

Dann kam Anfang Mai „Thunderbolts*“ mit dem Fokus auf die aktuellen Antiheld:innen Yelena (Florence Pugh), Winter Soldier aka Bucky (Sebastian Stan), The Red Guardian (David Harbour), Ghost (Hannah John-Kamen), U.S. Agent (Wyatt Russell) und Antonia Dreykov (Olga Kurylenko). Kritiker:innen und Fans sind sich einig: Das ist der beste Marvel-Film seit Langem! Im Fokus stehen die Einzelkämpfer:innen, die sich zur Rettung der Menschheit (und zum eigenen Überleben) zusammenschließen müssen. Ihr Gegner: die Leere. Depression. Isolation.

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„Thunderbolts*“ präsentiert eine angemessene Prise Humor, actiongeladene Szenen sowie viel Gespür für Emotionen und schafft es so, die Themen Mental Health und Zusammenhalt in den aktuell weltweit schwierigen Zeiten zu priorisieren. Am Ende zeigt sich, wie Gemeinschaft erfolgreicher sein kann als allein dazustehen – die New Avengers sind immerhin ins Marvel-Universum gekommen, um zu bleiben (2026 sind sie wieder in “Avengers: Doomsday” zu sehen). Zum Filmstart von “Thunderbolts*” sprachen wir mit den Hauptdarsteller:innen Florence Pugh und David Harbour über Einsamkeit, den Druck des MCU und wieso man Pugh künftig vielleicht mit Tom Cruise vergleichen könnte.

Florence Pugh und David Harbour im Interview

Wie hat Ihre Vorbereitung auf Ihre Rollen ausgesehen?

David Harbour: Wir haben viel für diesen Film geprobt und haben uns zuerst vor allem in das Drehbuch vertieft. Wir haben uns eine ganze Woche lang mit den Szenen beschäftigt und sie überarbeitet… Dafür hat man nicht immer Zeit. Der Regisseur wollte, dass wir unsere Meinung zu den Szenen äußern, wollte, dass wir die Sache selbst in die Hand nehmen. Dann gab es noch ein Stunt-Training und ich habe ein bisschen trainiert. Alle hatten Angst, dass ich zu aufgepumpt aussehen würde, aber da muss man sich keine Sorgen machen, denn ich esse gerne Donuts, während ich trainiere (lacht). Für mich ging es bei der Vorbereitung vor allem darum, die Charakterbögen auszuarbeiten. Der Film wird von den komplexen Beziehungen zwischen diesen Figuren getragen und unsere Aufgabe bestand darin, den Film mit viel Herz, Humor, Leben und Seele zu füllen.

Florence Pugh: Die meiste Arbeit, die wir im Proberaum reingesteckt haben, bestand darin, Wege zu finden, um
auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen oder ein paar Zeilen umzuschreiben, die wir nicht für nötig hielten oder die wir wirklich sagen wollten. Das ist der aufregende Teil – wenn man sich selbst zu einem Teil der Kreation und des Prozesses macht. Vor allem, wenn man einen Regisseur hat, der das mit einem teilen will.

Florence, Sie sind selbst vom zweithöchsten Turm der Welt gesprungen, Sie haben damit einen Weltrekord aufgestellt. Sollen wir Sie jetzt Tom Cruise nennen? War es schwierig , alle davon zu überzeugen, dass Sie das machen?

Pugh: Mit Tom Cruise kann niemand konkurrieren (lacht). Er ist eine Legende und der König der Stunts. Diesen Titel will ich ihm nicht streitig machen.

Harbour: Ich weiß nicht, geben Sie ihr zehn Jahre, dann wird sie sich diesen Titel noch holen (lacht).

Pugh: Und ich bin so froh, dass ich es geschafft habe. Der Stunt stand im Originaldrehbuch und ich war so beeindruckt davon. Es war einfach eine coole Art, einen Film mit einem inneren Monolog und einem Sprung in die Tiefe zu beginnen. Es war so düster, es war so unheimlich. Als wir drehten, wurde mein Stunt zuerst nicht freigegeben, es hieß: „Auf keinen Fall. Wir werden die Hauptdarstellerin nicht von einem Gebäude werfen.“ Ich war so enttäuscht. Schlussendlich sagte Jake (Schreier, Regisseur, Anm.) aber zu mir: „Wenn du es tun willst, musst du sie überzeugen. Wir können dich dazu nicht überreden, das wäre falsch.“ Und das habe ich getan.

Harbour: Das Beeindruckendste an dieser Sequenz ist, dass man schon vor dem Sprung eine hervorragende schauspielerische Leistung in der Großaufnahme sieht. Wissen Sie, man kann sehen, ob eine Person Angst hat, mit den Kameras direkt neben dem Gesicht. Das ist ein unglaubliches Zeugnis für Florences Konzentration und ihr Talent. Es würde ganz anders aussehen, wenn ich es getan hätte – aus vielen verschiedenen Gründen (grinst).

Wie viel Spaß hat Ihnen die Arbeit am Set gemacht?

Pugh: Oh, ich hatte eine Menge Spaß. Es ist eine große Ehre, ins Marvel-Universum zurückzukehren, und es ist ein wunderbares Gefühl, zu wissen, dass die Fans einen zurückhaben wollen. Das nehme ich nicht auf die leichte Schulter. Natürlich war es außerdem ein Traum, mit dieser Besetzung arbeiten zu können. Mit dem Kaliber dieser Schauspieler:innen zu arbeiten, wäre bei jedem Film ein „Kneif mich mal“-Moment. Und diese Charaktere wieder zum Leben zu erwecken… David und ich durften wiederkommen und wir durften noch komplexere Handlungsbögen für unsere Charaktere erschaffen. Ich bin einfach so dankbar, dass ich mit dieser Crew arbeiten durfte. Ich hatte wirklich viel Spaß dabei und bin sehr stolz auf die Arbeit, die wir geschaffen haben.

Szenenbild aus Thunderbolts
© 2025 Marvel

Macht ein Mitwirken im MCU auch Druck und wie gehen Sie damit um?

Pugh: Ich würde nicht sagen, dass es ein nervenaufreibender Druck ist. Ich habe nur immer das Gefühl, dass es eine große Verantwortung ist, diese Figur zu spielen, die schon von so vielen Menschen geliebt wurden, bevor ich in sie geschlüpft bin. Wenn man so etwas Großes dann auf die Beine stellt, hofft man natürlich, dass die Leute es mögen… Und ich habe mich dieser Herausforderung gestellt. Ich finde, Yelena ist so eine komplizierte, einzigartige Figur. Ich schätze es sehr, dass alle die Version, die ich kreiert habe, akzeptiert haben. Und wenn jemand an mich glaubt, wie Kevin Feige oder die Marvel Studios oder die Fans, dann ermutigt mich das, mit Zuversicht zurückzukommen.

Dieser Film thematisiert psychische Gesundheit. Was besonders heraussticht ist die Einsamkeit und darüber kann man gar nicht genug sprechen. Wie denkt ihr darüber?

Harbour: Das Großartige an diesen Figuren ist, dass sie sich anfangs gegenseitig viel vormachen, sich verschließen und verstellen. Es dauert eine Weile, bis man die Wahrheit über ihre Situationen und Standpunkte erfährt. Das ist meiner Meiung nach ein realistischer Ansatz, denn ich glaube, die Menschen haben Angst sich
zu öffnen. Die Menschen sind isoliert. Wir sind allein. Wir haben Handys, mit denen wir ein Uber bestellen oder uns Essen beorgen, mit denen wir uns verabreden, mit denen wir alles Mögliche machen können. Aber ich weiß nicht, ob es uns in Bezug auf das, was wir als menschliche Wesen brauhen, wirklich weiterhilft. Und ich denke, das ist der Kern von „Thunderbolts*“: Warum brauchen wir Gruppen von Menschen? Menschen können sehr heikel sein. Das ist der Grund, warum wir uns isolieren wollen. Wir wollen unsere Umgebung kontrollieren. Der Film zeigt aber, dass wir gerade in Gruppen von Menschen erst richtig frei sind.

Es scheint, dass wir dysfunktionale und unglückliche Held:innen mehr und mehr mögen. Als würden wir nicht hoffen, gerettet zu werden, sondern dass wir versuchen, uns selbst zu retten. Was meint ihr?

Pugh: Ich mag es, unsympathische Menschen zu sehen. Ich sehe mich selbst in ihnen und habe das Gefühl, dass ich mich mit ihnen identifizieren kann. Ich denke, vieles von dem, was wir in der Realität sehen, ist falsch und zu perfekt und zu sauber. Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem so viele Menschen unsicher sind und das Gefühl haben, nicht richtig zu sein und nichts richtig zu machen. Alles, was sie sich auf ihrem Handy ansehen, gibt ihnen das Gefühl, dass ihr Leben nicht so schön oder so bunt oder so perfekt ist wie die Posts, die sie auf Instagram sehen. Ich glaube, es hilft, wenn wir Figuren mit Schwächen dabei zusehen, wie sie versuchen, das herauszufinden und da auszubrechen. Eines der Dinge, die ich an Yelena geliebt habe, ist, dass sie einen anstrengenden Job hat, der sie offensichtlich zermürbt. Sie ist unzufrieden. In der Zeit, in der wir sie nicht gesehen haben, hat sie ihre Schwester verloren und sie hat keine gute Beziehung mehr zu ihrem Vater.
Das sind Themen, die ich so gerne in diesem Film zeigen und spielen wollte, und zwar genau aus dem Grund, den du nennst: Diese Themen sind glaubwürdig, weil sie so schwierig und komplex sind. Und ich denke, dass es deshalb so unterhaltsam ist, diesen Charakteren dabei zuzusehen, wie sie versuchen, mitinander auszukommen und weiterzuommen.

Harbour: Ich denke, es ist eine interessante Formulierung, dass wir uns selbst retten müssen, denn ich mache mir Soren um diesen Satz. Ich denke nämlich, dass wir uns eher gegenseitig retten müssen. Und ich denke, dass wir nicht allein dasitzen sollten und sagen: „Ich muss handeln.“ Das ist aber auch mit Angst verbunden, denn man gibt sich verletzich, wenn man eine Gruppe von Leuten finden soll, die einen so nehmen, wie man ist. Und das Gute in einem sehen. Das isteiner der schönsten Momente in diesem Film, finde ich, das genau das bei diesen
Antiheld:innen passiert.

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