Aida Loos über ihr neues Kabarett-Programm Zeitloos

Kabarettistin Aida Loos: „Humor ist zeitlos“

Die Kabarettistin über ihr neues Programm "Zeitloos"

4 Min.

© Christopher Glanzl

Gibt es Grenzen in der Komik? Warum Ernst und Witz für Aida Loos nahe beieinander liegen, worauf es als Frau auf der Bühne ankommt und was Besucher:innen im neuesten Kabarettprogramm erwartet.

Es ist brechend voll in der Kulisse Wien, als Schauspielerin und Kabarettistin Aida Loos die Bühne betritt. Wir dürfen ihr neues Kabarettprogramm „Zeitloos“ sehen, eine Mischung aus neuen und alten Sketchen. Man hört von bekannten Gesichtern wie Alexander Van der Bellen, begleitet Loos’ Charakter in die Oper und darf witzig-frechen Chansons lauschen – man erfreut sich also bei ihrem mittlerweile sechsten Kabarettprogramm mehr als zwei Stunden purer Unterhaltung.

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Zeitloos am Puls der Zeit

Aida Loos schafft es, einen Saal mit ihrem Charme und ihrem Humor mitzureißen, und lässt uns sogar über Sexismus, Pornografie und überteuerte Tampons lachen, die sie „bescheuert besteuert“ nennt. Die Kabarettistin schafft gekonnt den Spagat zwischen Tragik und Komik und ist mit ihrem Programm zwar zeitlos, aber dennoch modern.

Mit uns sprach sie im Anschluss über ihre Grenzen, Frauen im Entertainmentsektor und die Bühne als Chance, Tabus zu brechen.

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Aida Loos im Talk

„Zeitloos“ gilt als Best-of deiner bisherigen Programme. Gibt es darin auch etwas Neues zu sehen?

Aida Loos: Ja, ganz viel sogar. Ursprünglich hatte ich vor, ein klassisches Best-of-Programm zu machen, aber beim Zusammenfügen der Themen habe ich gemerkt, dass mir noch ganz viele Pointen zu den einzelnen Texten einfallen und ich mit meinem jetzigen Humorverständnis die Dinge nicht mehr so stehen lassen kann, wie ich sie früher gedacht habe. Es ist, als würde man ein altes Kuchenrezept finden und hätte in all den Jahren Mohn und Rosinen für sich entdeckt, die jetzt unbedingt integriert gehören.

Humor ist für mich meistens Notwehr.

Aida Loos, Kabarettistin

Wie bist du an das Produzieren des Best-ofs herangegangen?

Eigentlich war es eine sehr verkopfte Angelegenheit, fast wie Steuererklärung machen. Ich habe mir angeschaut, was ich in welchem Jahr hatte und wie ich das am effizientesten herumschieben kann. Und eben Mohn und Rosinen eingearbeitet.

Du parodierst gerne und erfolgreich. Wie kommst du auf die Personen?

Die Personen kommen in den meisten Fällen auf mich. Wenn jemand etwas sagt oder tut und ich das Bedürfnis habe, das zu korrigieren oder zumindest meinen Senf dazuzugeben, ist es meistens soweit. Idealerweise hat diese Person dann auch noch eine sprachliche Besonderheit, die ich aufgreifen kann.

Wie groß ist die Angst davor, dass sie beleidigt sind?

Angst ist nicht nur im Auto ein schlechter Beifahrer, und obwohl ich in vielen Dingen eher ängstlich bin, bin ich in diesem Punkt so gut wie frei davon.

Gibt es für dich Grenzen des Parodierens?

Ja. Die Grenze ist immer: Ich trete nie nach unten, zumindest nicht bewusst.

Du parodierst nicht nur, du sprichst auch feministische Themen an. Inwiefern ist die Komik dein Weg, um auf
Missstände aufmerksam zu machen?

Humor ist für mich meistens Notwehr, und ich glaube, wenn es überhaupt irgendeinen Weg geben sollte, Dinge ins Rollen zu bringen, dann ausschließlich über die Komik, die idealerweise der Tragik aufmunternd zunickt.

Als Frau in der Unterhaltungsbranche hast du sicherlich schon einige Herausforderungen gemeistert. Wie gehst du damit um?

Ganz wichtig ist es, sein Umfeld optimal zu gestalten, damit man sich hinterher weniger ärgern muss. Damit meine ich, eine Bande hinter sich zu haben, der man zu 100 Prozent vertraut und die das, was man macht, außergewöhnlich gut findet, aber auch in der Lage ist, konstruktive Kritik zu äußern.

Das ist das, was einen wachsen lässt. Diese geballte Kraft ist außerdem im Stande, genau diese berühmten Steine zu bröseligem Sand zu treten, der höchstens lästig, aber selten hinderlich ist.

Menschen ohne Humor haben nicht die geringste Ahnung, wie anstrengend sie sind.

Aida Loos, Kabarettistin

Du hast selbst zwei Töchter. Finden die dich denn lustig?

Die finden mich je nach Tagesverfassung lustig oder peinlich.

Was würdest du sagen, wenn sie auch in der Unterhaltungsbranche Fuß fassen möchten? Was würdest du ihnen raten?

Ich halte es zumindest bei einer Tochter für sehr realistisch, und wenn es so ist, dann wäre ich die letzte, die sie davon abhalten würde, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass das kontraproduktiv ist. Ich würde versuchen, ein
Teil ihrer Bande zu werden, und ihr den Ratschlag geben, den ich allen jungen Frauen geben würde, die auf die Bühne wollen: Bleib besonders und scheiß dir nix!

Welche Botschaft soll das Publikum von „Zeitloos“ mitnehmen?

Dass Humor zeitlos ist. Menschen ohne Humor haben nicht die geringste Ahnung, wie anstrengend sie sind.

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