Leni Gruber:„Es gab weder Strom noch Internet!“
Interview mit einer digitalen Nomadin
Fotos: Leni Gruber
Ob zwischen tropischen Palmen an den Stränden von Sri Lanka oder in einem hippen Berliner Café – die Welt ist ihr Arbeitsplatz: Social-Media-Managerin und Content-Creatorin Leni Gruber im Interview über ihren Lifestyle als digitaler Nomade. Apropos: Kennst du die 12 Dos & Don’ts bei der Handynutzung deiner Kinder?
Remote work an den schönsten Orten der Welt
„Ich bin dann mal weg.“: Dank flexibler Arbeitsbedingungen und moderner Technik ist es heutzutage so einfach wie nie zuvor, ortsunabhängig und ohne festen Lebensmittelpunkt zu arbeiten. Die 24-jährige Leni Gruber beschloss nach ihrem Studium, ihr gesamtes Hab und Gut hinter sich zu lassen und in die Ferne aufzubrechen. Immer mit dabei: ihr Laptop und ihre Kameraausrüstung.
Mittlerweise hat die Wahlwienerin aus Oberösterreich das traditionelle Arbeitsleben seit fast drei Jahren hinter sich gelassen. Sie arbeitet als selbstständige Social-Media-Managerin und Content-Creatorin für Restaurants, Hotels und Cafés an den schönsten Orten der Welt. Bei einem Zwischenstopp in Wien hat sie mit uns über die Sonnenseiten ihres Lebens gesprochen, aber auch über die damit verbundenen Herausforderungen.
Leben als digitale Nomadin: Leni Gruber im Interview
Wann und warum hast du dich für den „Digital Nomad Lifestyle“ entschieden?
Leni Gruber: Es hat gar nicht so den ausschlaggebenden Grund gegeben – das kam relativ schleichend. Ich habe immer schon gesagt, dass ich später mal viel reisen möchte. Während Corona habe ich in Berlin für eine Agentur gearbeitet, für die ich später auch von Wien aus gearbeitet habe. Da habe ich das erste Mal bemerkt, dass ich mich nicht an einen Ort binden muss. Dann ging alles ganz schnell: Ich habe nach dem Studium meine Wohnung gekündigt und bin nach Mexiko gereist.
Wie arbeitet man während des Reisens eigentlich? Beschreibe mal dein remote work-Alltag.
Mein Arbeitsalltag auf Reisen ist sehr abwechslungsreich. Durchschnittlich arbeite ich pro Woche etwa 20 bis 30 Stunden, je nach Land und Aufträgen.
Morgens und abends checke ich meist die Mails und Instagram-Accounts. Den Rest des Tages plane ich je nach Projekten und Terminen. Mal habe ich Shootings oder Calls, mal gehe ich surfen oder erkunde die Stadt. Ich liebe es, flexibel zu sein und meine Tage selbst gestalten zu können.
Was nimmt ein digitaler Nomade wie du auf Reisen mit?
Ich reise immer minimalistisch und nehme nur das Nötigste mit, damit ich flexibel bleiben kann. In meinem 65-Liter-Rucksack habe ich alles, was ich brauche, von Kleidung bis hin zu meinem Laptop und meiner Kameraausrüstung.
Da ich hauptsächlich in warmen Ländern unterwegs bin, brauche ich keine dicken Winterjacken, was Platz spart. Allerdings wechsle ich bei der Rückkehr in meine Heimatstadt gerne ein paar Teile aus, um meine Garderobe aufzufrischen.
Hast du ein Lieblingsreiseziel – wenn ja, welches und warum?
Mein absolutes Lieblingsreiseziel ist Mexiko! Als ich nach Mexiko City gereist bin, wollte ich ursprünglich nur zwei Tage für einen Zwischenstopp bleiben. Schlussendlich bin ich dann fünf Wochen dortgeblieben, weil ich mich total in die einzigartige Atmosphäre und Vielfalt der Stadt verliebt habe.
Danach bin ich zum Surfen nach Porto Escondido gereist, einem kleinen Ort im Süden von Mexiko mit vielen digitalen Nomaden und süßen Cafés. Von Wüste über Meer bis hin zu Bergen und Vulkanen – Mexiko ist so vielfältig und hat für jeden etwas zu bieten.
Welche Vorteile siehst du als digitale Nomadin im remote work?
Absoluter Vorteil des digitalen Arbeitens ist für mich die Freiheit, meine Freizeit selbst einzuteilen. Nicht jeder remote job bietet diese Flexibilität, aber als Selbstständige kann ich mich da glücklich schätzen. Bei meinem letzten Trip wollte ich nur vier Tage bleiben, am Ende wurden daraus spontan 21. Da wurde mir wieder bewusst, wie dankbar ich für meinen Job bin!
Worin bestehen deiner Meinung nach die größten Herausforderungen als digitaler Nomade?
Mir fehlt es manchmal an einer festen Routine sowie an einem fixen Arbeitsumfeld. Das Leben als digitale Nomadin kann außerdem sehr schnelllebig sein – man lernt zwar ständig neue Leute kennen, aber langfristige Beziehungen aufzubauen, ist oft schwer und man vermisst dann schon mal seine Familie und Freund:innen von Zuhause. Hier helfen Co-Working-Spaces und Co-Living-Communitys, in denen man Gleichgesinnte treffen kann, die auch über einen längeren Zeitraum dort leben und arbeiten.
Manchmal stellen auch die technischen Gegebenheiten eine Herausforderung dar. Als ich am Anfang meiner Reisen in Kolumbien war, habe ich ein paar Tage auf einer kleinen Insel verbracht. Erst bei der Ankunft habe ich festgestellt: Es gab dort weder Strom noch Internet.
Ich konnte dort also nicht arbeiten und meine Kund:innen auch nicht darüber informieren. Ich war dann einfach ein paar Tage „weg vom Fenster“. Das war mir aber auf jeden Fall eine Lehre. Heute informiere ich mich vorab gründlich, um solche Situationen zu vermeiden.
Gab es Momente, in denen du als digitale Nomadin alles hinschmeißen und zurück nach Österreich wolltest?
Vergangenen November gab es einen Moment, in dem ich alles hinschmeißen wollte. Obwohl ich eigentlich geplant hatte, bis Weihnachten auf Sri Lanka zu bleiben, habe ich nach nur einer Woche gemerkt, dass ich mich nur noch nach einem Zuhause mit all meinen Sachen sehne.
Nach eineinhalb Jahren auf Reisen war das Heimweh sehr stark. Ich buchte einen Flug zurück nach Österreich und überlegte sogar, wieder eine fixe Wohnung zu nehmen. Aber nach einem Monat in der Heimat merkte ich bereits, dass ich wieder reisen wollte, und so trat ich dann meine Reise nach Kapstadt an. Die Pause war jedoch genau das, was ich gebraucht hatte, um wieder Energie zu tanken.
Was sind deine schönsten Erlebnisse und Erkenntnisse als digitale Nomadin?
Meine Zeit auf der unberührten Insel in Kolumbien – ein Abenteuer, das ich nie vergessen werde! Dort lebten gerade einmal zehn Menschen, es gab weder Restaurants noch Cafés und man konnte nur einmal täglich duschen.
Da es ja auch keinen Strom gab, sind wir bei Sonnenuntergang schlafen gegangen und bei Sonnenaufgang aufgestanden. Obwohl ich normalerweise immer erreichbar sein möchte für Kund:innen und meine Familie, tat es gut, einfach mal abzuschalten – Digital Detox ohne Handy oder andere digitale Geräte.
Wo siehst du dich in fünf Jahren? Willst du dauerhaft als digitale Nomadin leben oder dich irgendwo niederlassen?
Meine Liste an Ländern, die ich noch bereisen will, ist endlos lange. Ich möchte zum Beispiel unbedingt mal nach Nicaragua, El Salvador, Honduras, Lombok oder Hawaii. Mein Ziel ist es, mir in Zukunft eine Wohnung in Wien finanzieren zu können, aber trotzdem flexibel zu bleiben und immer noch die Welt zu bereisen.
Hast du Tipps für angehende digitale Nomad:innen?
Man sollte sich finanziell absichern und ein Fundament schaffen, bevor man auf Reisen geht. Ein solider Kundenstamm oder ein fixer Arbeitsvertrag helfen dabei, die finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Abgesehen davon: Einfach los starten – ohne sich zu viele Gedanken zu machen! Denn zurückkommen kann man immer.
Instagram: @lenigruber
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