Industriedesign-Charme: Interieur im Barista Cats, dem Katzencafé in 1070 Wien.

Barista Cats: Kaffee in Wien mit Katze

Im Mai hat das erste soziale Katzencafé in Wien eröffnet. Zeit, das Barista Cats im siebten Bezirk zu besuchen.

6 Min.

Fotos: VanDeHart

Ein Katzencafé in Wien ist eigentlich nichts Neues. Lange Zeit war das Café Neko im ersten Wiener Gemeindebezirk Anlaufstelle für alle Katzenfans – vor allem für jene, die zu Hause keine Tiere halten können und trotzdem gerne Zeit mit den Samtpfoten verbringen. Jetzt ist mit den Barista Cats im 7. Wiener Gemeindebezirk ein neues Katzencafé an den Start gegangen.

Das Konzept stammt eigentlich aus Asien: Das allererste Katzencafé wurde 1998 in Taiwan eröffnet. Die Idee fand schließlich Anklang auf der ganzen Welt – vor allem in den Großstädten Japans, wo der Wohnraum knapp und das Halten von Haustieren oft verboten ist. Auch andere Tiercafés, etwa mit Hasen, Hunden oder sogar Eulen boomen in Asien – mit dem Tierschutz wird es dort allerdings nicht so genau genommen.

Katzencafés in Wien: Erst Neko, jetzt barista Cats

Eine Tasse Tee trinken und gleichzeitig mit niedlichen Vierbeinern kuscheln – das war in Wien im Café Neko möglich. Die Besitzerin Takako Ishimitsu ging aber letzten Herbst in Pension und suchte nach zehn Jahren Betrieb eine würdige Nachfolge. „Das wär doch was für dich“, lauteten die Nachrichten auf Natascha Bergmanns Handy. Die ehemalige Eventmanagerin hatte schon immer ein eigenes Café eröffnen wollen.

„Es gibt nichts Besseres als ein Lokal mit Katzen“, sagt sie im Interview mit der Wienerin. Die 34-Jährige war zwar in Gesprächen mit Takako Ishimitsu, das Café Neko übernahm sie aus finanziellen Gründen dann doch nicht. Stattdessen fand sie ein Lokal im Internet und eröffnete ihr eigenes Katzencafé in der Kandlgasse im siebten Wiener Gemeindebezirk. Wir waren vor Ort und haben uns das Barista Cats genauer angesehen.

Foto: VanDeHart

Barista Cats: Was uns dort erwartet

Einfach reinspazieren kann man in das Katzencafé nicht. Zu groß ist die Gefahr, dass eine der vier Stubentiger entwischt. Aus diesem Grund öffnet Natascha Bergmann oder eine Servicekraft persönlich die Pforten, nachdem man draußen geläutet hat. Im Raum rund um die Bar sind die Samtpfoten aus Sicherheitsgründen zunächst nicht zu finden. Dafür fallen die verschiedenen Mehlspeisen ins Auge. „Die Kuchen sind vegan. Ich bekomme sie von einer Bekannten – sie ist Konditorin“, erzählt Natascha Bergmann.

Gleich rechts befindet sich ein abgetrennter Raum mit Holztischen, einer kleinen Couch und gemütlichen Sitzmöbeln. Dazwischen ragen Katzenbäume in die Höhe, ein paar Spielsachen liegen verteilt im Raum. Die Katzen Orea, Fis, Baghira und Maumi tummeln sich zwischen den Gästen, sitzen auf den Bänken und schauen durch die große Glasfront hinaus auf die Kandlgasse. „Derzeit haben wir vier Katzen im Lokal – zwei männliche und zwei weibliche“, sagt die Gastronomin. Besonders den Kindern haben es die Vierbeiner angetan. Alleine dürfen die Kids aber nicht ins Lokal.

Regeln im katzencafé Wien: Das Tier bestimmt

„Die Gäste sollten die Katzen nicht hochnehmen. Sie kennen sie zu wenig, um zu wissen, ob sie überhaupt gerne gehalten werden“, so die 34-Jährige. Die Tiere würden sich aber ohnehin gerne auf den Schoß der Gäste setzen. Füttern darf man sie aber nicht. Dass hier Speisen serviert werden, lässt die Vierbeiner überraschenderweise völlig kalt, obwohl hier außer vegetarischen und veganen Speisen auch Geschnetzeltes auf der Karte steht.

Rückzugsräume im Barista Cats für die Samtpfoten

„Die Katzen haben einen eigenen Ruheraum, um sich zurückziehen zu können, wenn sie möchten. Dort befinden sich auch die Katzenklos“, erzählt Natascha Bergmann, die zwischen all den Bestellungen immer wieder auf das Wohl der Vierbeiner achtet, sie streichelt und hochnimmt. „Ich war schon immer eine große Tierliebhaberin. Seit ich ein kleines Kind bin, wollte ich mit Tieren arbeiten“, erinnert sie sich. Die Nacht verbringen die Samtpfoten übrigens alleine im Café. Die Rollos sind dann allerdings geschlossen.

Die vier Katzen im Barista Cats hat Natascha Bergmann vom Tierschutz Austria bekommen und selbst bezahlt. „Sie wurden aus Tierheimen in Rumänien und Kroatien nach Österreich gebracht“, erzählt sie. Ursprünglich hatte die Wienerin aber ganz andere Pläne für das Barista Cats: „Ich wollte eigentlich ein Vermittlungscafé für Katzen eröffnen, sodass man die Tiere in Wohnzimmeratmosphäre kennenlernen kann.“ Vor allem ältere Katzen seien oft schwer vermittelbar.

„Im Café hätten die Gäste ihren Charakter besser kennengelernt und mehr von den Tieren gesehen als im Tierschutzhaus.“ Leider machten verschiedene Auflagen dieses Projekt unmöglich. Die Katzen dürfen im Café nicht an die Gäste vermittelt werden und stehen so weiterhin im Besitz von Natascha Bergmann. Ein Plan B ist aber schon in der Mache.

Soziales Katzencafé Wien: Mit jedem Getränk spenden

„In Zukunft soll es hier zumindest einen Screen geben, auf dem Fotos von Katzen aus dem Tierheim gezeigt werden, damit sie leichter vermittelt werden können“, so die 34-Jährige. Etwa 200 Katzen würden derzeit auf ein neues Zuhause warten. Die Zielgruppe ist im Barista Cats auf jeden Fall vor Ort und tut mit jedem gekauften Getränk etwas Gutes für die Vierbeiner: „Pro Getränk gehen 20 Cent an den Tierschutz Austria“, sagt Natascha Bergmann, die nicht nur eine erfahrene Katzenhalterin ist, sondern auch zehn Jahre in den Bereichen Gastronomie und Eventmanagement tätig war. Die Wienerin schloss eine Ausbildung für Kulturtouristik und Eventmanagement in der Bergheidengasse ab, wo sie gleichzeitig auch Köchin und Kellnerin gelernt hat.

Barista Cats: Helle Glasfronten, extra Quarantäne-Raum

In den vergangenen Jahren leitete sie die Eventabteilung des Schloss Belvedere, davor eine in einem Verlag. Anfang des Jahres erfüllte sie sich schließlich einen lang ersehnten Traum: „Ich wollte schon immer ein eigenes Lokal betreiben – am besten mit Katzen.“ Im Internet wurde Natascha Bergmann dann fündig und pachtete das Lokal in der Kandlgasse, das zuvor Dirt Water hieß.

„Ich bin sehr glücklich über die Lage und das Lokal selbst – durch die Glasfronten ist es sehr hell, und die Katzen haben die Möglichkeit rauszuschauen“, so die Gastronomin. Viele Möbelstücke wurden mit übernommen, der Boden musste aufgrund von Auflagen allerdings raus. Auch ein Quarantäneraum wurde im Untergeschoß eingerichtet, falls eine der Katzen krank wird. Ganz so einfach ist die Eröffnung eines Katzencafés also nicht. Die Gäste freuen sich aber mindestens genauso sehr über die Vierbeiner wie Natascha Bergmann selbst. Laut Auflagen dürfte die Lokalbetreiberin insgesamt sechs Katzen im Café halten. Fans dürfen sich also vielleicht auf Zuwachs im Barista Cats freuen.

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