Walk4Future Woche 7

Walk4Future Reisetagebuch: Zu kleine Schuhe, 1000km-Marke und Geburtstag im Zelt

MARTINA GLEISSENEBNER-TESKEY ÜBER IHRE AUSSERGEWÖHNLICHE REISE.

7 Min.

© Privat

Zu Fuß von Klosterneuburg nach Paris – zur Haute Couture Week! Und das im Zeichen der Nachhaltigkeit. Unter dem Motto „WALK4FUTURE – REthink Fashion“ legt Martina Gleissenebner-Teskey, Finalistin in der 17. Staffel von Germany’s Next Topmodel, die 1.620 Kilometer lange Strecke von ihrem Wohnort Klosterneuburg nach Paris zu Fuß zurück. Sie setzt damit ein wichtiges Zeichen gegen Fast Fashion und für Nachhaltigkeit in der Modeindustrie.

Was sie in der siebten Woche erlebt hat, erzählt Martina Gleissenebner-Teskey in ihrem Walk4Future Reisetagebuch:

Abenteuerlich durch frankreich

Ich glaube nicht, dass ich jemals zuvor in dieser Dichte so großartige Privatunterkünfte/ B&B erlebt habe. Nicht nur sauber oder nett, sondern ausgesucht stilvoll, hochwertig, mit Liebe und ganz und gar individuell gestaltet waren praktisch alle meine „Herbergen“.

Die Liebenswürdigkeit meines Gastgebers von letztem Sonntag hat mir dennoch während der letzten Tage zwar keine Kopfschmerzen beschert, aber schmerzende Füße. Nachdem ich mit völlig nassen und vermatschten Schuhen in Neufmaisons eingetroffen war, hatte mir Johan diese sofort mit den Worten abgenommen, dass er sich kümmern werde. Am nächsten Morgen standen Schuhe und Socken sauber wie neu auf der Schwelle, einzig ein bisschen kleiner… im Wäschetrockner waren sie eingegangen.

Das Wunder ist, dass ich trotz zu enger Schuhe, in die auch die zusätzlich dämpfenden Einlagen nicht mehr passen, in all den Tagen keine Blasen oder blaue Zehen bekommen habe. Einen halben Tag bin ich in den Ersatzschuhen gelaufen, aber deren Fußbett ist einfach nicht für lange Märsche gemacht. Da schreien meine Achillessehnen im Duett. 

Zusätzlich habe ich gleich am Montag meine einzige Weste verloren, vermutlich kurz vor dem Ziel, weil ich sie erst auf den letzten Kilometern ausgezogen hatte – es war endlich warm geworden. Nachdem ich an diesem Tag über 36km zu meistern hatte, musste ich den Gedanken an eine Suche sofort wieder verwerfen. Gott sei Dank hält die warme Phase seither an – ich brauche keine Weste.

Von Dienstag Abend bis Donnerstag Früh blieb ich in Nancy, wo ich mir wieder einmal einen Frisörtermin leistete. Dabei wurde mir bewusst, dass der letzte bereits fast 6 Wochen zurücklag! Es kommt mir immer noch wie gestern vor. Der Pausetag in Nancy tat mir unglaublich gut. Endlich konnte ich ein Fußbad mit den Badekristallen machen, die mir bereits in Salzburg – vor genau einem Monat! – geschenkt wurden. Ich streifte durch die Stadt, aber nicht lange – ich war einfach erschöpft.

Das ist auch, was ich tatsächlich merke: eine gewisse körperliche Erschöpfung, die sich allmählich in mir breit macht. Es sind keine Schmerzen, aber wenn ich daran denke, dass ich in der ersten Woche jeden Tag (!) über 30km gemacht habe – ich glaube, ich könnte das jetzt nicht mehr. 

Am 6.6. überschritt ich von Nancy nach Toul die 1000km-Marke. Juchhuu! 🤩 obwohl das schon früher geplant war. Doch mit allen Abkürzungen über Landstraßen und Fahrradwege aufgrund des Regens, habe ich es erst jetzt geschafft.

Mein Geburtstag könnte unter dem Motto stehen: es kann nur besser werden 😅. Die Nacht auf den 7. verbrachte ich in einem Hotel, das auf den öffentlichen Räumen alten Splendor zur Schau stellte, die Zimmer jedoch tatsächlich finsteren Absteigen glichen. Ich drehte mein Geburtstagsgewinnspiel-Video vor einem Fenster mit Blick auf eine Wand.

Martina unterwegs in Frankreich
Das Vieh ist jedenfalls interessiert © Privat

Beim Frühstück, das ganz à la Française nur aus weißem Brot und Marmelade bestand, und ich auch beim gefühlt 10. Anlauf keine Geh-Strecke für den Tag fand, die in irgendeiner Unterkunft endete, beschloss ich, diesen Tag tatsächlich etwas ganz Anderes zu machen und den Zug zu nehmen, um in Givrauval einen Nachmittag und die Nacht auf einem Hausboot zu verbringen. Das würde mich ein Stück weiter nach Westen bringen und meinen Geburtstag doch noch besonders machen.

Gesagt getan – Hausboot reserviert, Zug gecheckt, aber dann fingen die Probleme schon an. Wegen Gleisarbeiten musste ich einen anderen Zug und einen Schienenersatzverkehr nehmen, dann noch einen Bus und dann war ich noch knapp drei Kilometer zu Fuß unterwegs. 

Aber was tut man nicht alles für die Aussicht, jetzt direkt am Wasser im Bikini zu sitzen, vom eigenen Steg reinzuspringen und sich nachts vom Wasser in den Schlaf schaukeln zu lassen!

Ich komme an, werde auf den letzten Metern noch von einer Dorfbewohnerin begleitet, dann freundlich empfangen und dann geht’s los, um den Teich, Richtung „Boule“. Der Teich ist aus und ich stehe vor einem runden Zelt anstatt eines runden Hausbootes.

Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so dermaßen enttäuscht war. Meine Geburtstagsnacht im Zelt, in das ich nie wollte, weil ich Zelten ganz grundsätzlich nicht mag. Die Nacht war sehr kalt, aber ich schlief dank extremer Erschöpfung trotzdem gut. Wie gesagt: das neue Jahr kann nur besser werden.

Woche 7 Walk4Future
Mein Zelt © Privat

Am Samstag steuerte ich über Feld-und Radwege, teils neben der Autobahn wandernd, gen Südwesten, wo die Dichte an Unterkünften höher war und ich die Chance hatte, mit vernünftigen Tagesetappen nach Reims zu kommen. Mein Plan war, nach knapp 34 Kilometern in Saint-Dizier den einzigen Zug nach Vitry-le-François zu nehmen, einem Ort 30 Kilometer weiter Richtung Reims.

Nachdem ich bereits in drei Tagen in Reims ankommen musste, die Wegstrecke ab Saint-Dizier aber noch fast 120 Kilometer (auf Radwegen! Wanderwegen hätten mir 134km angezeigt!) war, hatte ich mich entschieden, diese 30 Kilometer per Zug zu überbrücken. Ich hätte keine 40 Kilometer täglich gehen können, das war mir bewusst.

Die Versuchung war auch groß, direkt nach Reims weiterzufahren, aber das wäre nicht ich gewesen. Ich hätte mich letztendlich nur gelangweilt 😅. Herausforderungen sind mein Lebenselixier. Der Tag endete mit ein paar Längen im geheizten Pool und im Himmelbett meines B&B. Ich sag ja – die privaten Unterkünfte hier sind einfach unvergleichlich!

GNTM-Martina
Auf dem Weg zum Pool © Privat

Der Wahltag begann mit einer Frühstücksplauderei mit meinem Gastgeber, der mir unverblümt mitteilte, dass er heute, am Tag der E.U. Wahl, die Extreme Rechte wählen würde. Weil Macron komplett wahnsinnig geworden sei.

Ein kleiner Vorgeschmack auf das Ergebnis, das wir am Abend sehen durften. Und während ich in meiner (wieder unglaublichen!) Unterkunft in Châlons-en-Champagne im französischen TV die Erklärung des Präsidenten sehe, mit der er das Parlament aufhebt und für den 30.6. Neuwahlen ankündigt, überlege ich, ob ich nach meinem Job am 21.6. in München tatsächlich wieder in dieses Land zurückkommen will.

Noch mehr Updates gibt’s auf Martina’s Instagram-Account.

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