
Ein Sommer wie damals mit Newcomerin Megan
Die Wiener Musikerin im Interview über ihre neue Single "Sommerregen in Wien"
© Philipp Huber
Mit einem musikalischen Déjà-vu voller jugendlicher Leichtigkeit liefert Singer-Songwriterin Megan den Soundtrack für diesen einen Sommer, den man nie vergisst.
Gestohlene Bauchnabelpiercings, ein Tag auf dem Polizeirevier – und eine Schlagzeile in der Lokalzeitung. Klingt wie der Plot einer rebellischen Teenie-Serie? Genau das steckt hinter der ersten Zeile ihres Songs „Sommerregen in Wien“. Megan fängt darin ein, wie sich erste Küsse, erste Eskapaden und der bittersüße Rausch jugendlicher Freiheit anfühlen. Pop/Rock mit Haltung, Mut, Verletzlichkeit und dem Drang, den eigenen Weg zu gehen, auch wenn der manchmal abseits der ausgetretenen Pfade liegt.
Schon früh wusste sie: Die festgefahrenen Strukturen am Land sind nichts für sie. Also zog es sie nach Wien, wo sie Jazz und Pop studierte, ihre erste Band gründete und schließlich den Schritt ins Solodebüt wagte. Heute verbindet sie die Sounds der 2000er mit ehrlichen Texten und klarem Anspruch. Im Interview erinnert sich Megan an wilde Sommernächte, an das Gefühl, nicht dazuzugehören – und erzählt, warum genau diese Unangepasstheit zu ihrer größten Stärke wurde.
Wie bist du eigentlich zur Musik gekommen?
Megan: Die Musik war irgendwie schon immer da. Schon zum dritten Geburtstag hab ich mir ein Mikrofon gewünscht. Mit zwölf hab ich dann meinen ersten Song geschrieben – na ja, ein Gedicht, das ich mit Google ins Englische übersetzt hab. Das war – sagen wir mal – ein ziemliches Desaster (lacht). Vor einigen Jahren hat sich die Gelegenheit ergeben, bei der Band „Spies“ einzusteigen. Das hat richtig Spaß gemacht, also hab ich das erstmals gemacht. Aber mein Soloprojekt hab ich nie aus den Augen verloren. Und vor anderthalb Jahren kam dann endlich die erste Single raus.
Deine neue Single „Sommerregen in Wien“ ist eine Ode an unvergessliche Sommernächte. Was bedeutet der Song für dich?
Der Song ist für mich wie eine kleine Zeitreise zurück in meine Jugend. Ich wollte so einen Song schreiben, der diese Momente einfängt, wo alles neu und aufregend ist – die erste große Liebe, der erste Kuss, der erste wilde Sommer. Das Gefühl von Unbesiegbarkeit, das man damals hatte. Es ist ein Liebeslied an diese Zeit. Es gibt da auch diese erste Songzeile: „Wenn in der Zeitung steht, wir sind junge Diebe …“
Was hat es damit auf sich?
Wir waren 15 und haben damals auf einem Kirchtag Bauchnabelpiercings geklaut. Und ja, wir wurden erwischt (lacht). Wir mussten dann den ganzen Tag am Revier verbringen, wurden durchsucht und verhört. Am Ende stand dann in der Zeitung: „Junge Diebe“.
Stichwort jugendlicher Leichtsinn: Würdest du rückblickend etwas anders machen?
Eigentlich nicht. Ich war wild, ja, aber nie unfair oder gemein zu anderen. Klar, meine Eltern hab’ ich manchmal echt an den Rand ihrer Geduld gebracht (lacht). Rückblickend denke ich aber: Alles hatte seinen Sinn. Selbst die Sachen, die vielleicht nicht ganz korrekt waren – ja, sogar den kleinen Diebstahl damals bereue ich nicht. Aus allem habe ich gelernt. Jugend ist einfach die Zeit, um Grenzen auszutesten und herauszufinden, wer man ist.

Wie wichtig ist es dir, mit deiner Musik Statements zu setzen?
Das ist mir auf jeden Fall sehr wichtig. Mit dem Song „Wölfe“ zum Beispiel möchte ich zum Nachdenken anregen. Was sind meine Träume? Was will ich wirklich? Nicht einfach nur mit dem Strom schwimmen, sondern sich selbst hinterfragen. Klar, wenn es für jemanden passt, ist das super. Aber ich finde, es ist extrem wichtig, zu wissen, wer man ist und wie man leben möchte. Wir haben nur dieses eine Leben. Und am Ende geht’s doch darum, selbst glücklich zu sein – nicht, sich hintanzustellen, nur um es anderen recht zu machen.
Würdest du sagen, das war etwas, das du mit der Zeit gelernt hast?
Ja, schon. Ich bin in Gastein aufgewachsen – landschaftlich wunderschön, aber ich hatte schon früh das Gefühl: Irgendwie passe ich da nicht ganz rein. Ich wollte mehr vom Leben, hatte große Träume. Für mich war schnell klar: Ich muss raus, ich will wachsen. Mit 17 war dann die Entscheidung gefallen – Wien. Viele zu Hause haben das nicht ganz verstanden, aber mein Umfeld steht voll hinter mir und gibt mir Kraft. Ohne sie wäre vieles nicht möglich.
Du hast mit Esther Graf und Mathea die „Schulbank gedrückt“ – wie ist es heute für dich, wenn du ihren Erfolg siehst? Pusht dich das?
Ja, auf jeden Fall! Erfolgreiche Frauen zu sehen und dann auch noch Frauen, mit denen man in der Vergangenheit so viel zu tun hatte, ist doch das Beste, das es gibt. Ich merk schon, dass das was mit einem macht – auch wenn’s unbewusst ist. Es zeigt einem einfach, was alles möglich ist, wenn man dranbleibt und reinhackelt. Alles total liebe Leute und crazy talentiert. Schon damals! Es ist so verdient, wo sie heute stehen.
Wohin willst du mit deiner Musik in den nächsten Jahren?
Ich bin ein riesiger Fan von Großträumen und Manifestation. Mein nächstes Ziel? Coole Support-Touren spielen – das wäre echt ein Riesenschritt. Und ganz wichtig: den Weg genießen. Am allermeisten wünsche ich mir, dass mir die Musik weiterhin so viel Freude macht wie jetzt. Im Herbst kommt meine erste EP „Vertigo“ raus. Die steht für das Gefühlschaos der letzten zwei Jahre: Verletzlichkeit, Wut, aber auch Hoffnung und Mut. Und klar, ein Lovesong ist auch dabei. Ich sag immer gern: eine EP voller Farben.

Wordrap mit Megan
Beschreibe deinen neuen Song in 3 Worten.
Auf jeden Fall„rebellisch“ und weil es im Song auch vorkommt „reudig & sweet“
Das macht gute Musik für mich aus?
Eine catchy Hook, die Melodie muss mich catchen
Sommer oder Winter?
Sommer, auf jeden Fall!
Melone oder Eis?
Meloneneis (lacht).
Freibad oder Donauinsel?
Donauinsel
Laue sternenklare Nacht oder Sommergewitter?
Sommergewitter, da hab ich so schöne Kindheitserinnerungen
Mein Go-To-Getränk im Sommer…
Der Megan „Halb so rosarot“-Spritzer
Mein Guilty Pleasure ist …
Aus irgendeinem Grund fange ich gerade an Schlager zu mögen (lacht). Das erheitert immer meine Stimmung.
Eine Location oder ein Festival, wo ich unbedingt mal spielen möchte…
Rock am Ring, Nova Rock, Frequency – das wär so meine Top 3
Ein Ratschlag an mein jüngeres Ich…
Stress dich nicht zu sehr, don’t overthink it, man kann nicht alles beeinflussen, es ist nicht alles planbar und es kommt alles so wie es sein soll.
Man sollte unbedingt in meine Musik reinhören, weil…
sie ehrlich ist und nicht glattgebügelt ist – go stream it (lacht).
„Sommerregen in Wien“ von Megan jetzt auf Spotify streamen
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MEHR ÜBER DIE REDAKTEURIN:

Als Redakteurin der WIENERIN erkundet Laura Altenhofer gerne die neuesten Hotspots der Stadt. Besonders angetan hat es ihr jedoch die vielfältige Musikszene Wiens. Ob intime Clubkonzerte oder große Festivalbühnen – man findet sie meist dort, wo die Musik spielt.