© Mathias Bothor
Die 35-jährige in Salzburg geborene Schauspielerin Julia Riedler ist von der Fachzeitschrift „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gekürt worden. Die Auszeichnung wird seit 1975 vergeben und zählt zu den renommiertesten Preisen im deutschsprachigen Theaterraum.
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Julia Riedler studierte an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und wurde bereits im letzten Studienjahr fest am Deutschen Schau- spielhaus Hamburg engagiert. Es folgten Engagements am Schauspiel Köln und von 2015 bis 2020 an den Münchner Kammerspielen. Seither arbeitet sie freischaffend – unter anderem am Thalia Theater Hamburg, am Maxim Gorki Theater Berlin, am Schauspielhaus Zürich, am Burgtheater und am Volkstheater Wien. Im Sommer 2024 feierte sie bei den Salzburger Festspielen ihr Debüt in der Inszenierung der „Orestie“.
Riedler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Boy-Gobert-Nachwuchspreis (2013), den Förderpreis des Vereins zur Förderung der Münchner Kammerspiele (2015), den AZ-Stern des Jahres als beste Schauspielerin (2016) und den Bayerischen Kunstförderpreis (2017). 2021 wurde sie für den Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Nebenrolle“ nominiert. Für ihre Performance in „Fräulein Else“ am Volkstheater Wien wurde sie nun von „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres 2025 gewählt. Außerdem arbeitet sie als Hörspielsprecherin und ist regelmäßig in Film- und Fernsehproduktionen zu sehen – etwa im Tatort Frankfurt und im französischen Kinofilm „Conann“, der 2023 in Cannes Premiere feierte.
Aktuell wurde sie für „Fräulein Else“ auch für den Nestroy Theaterpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ nominiert – die Preisverleihung findet am 23. November am Volkstheater in Wien statt.

Ohne Liebe zum Kontrollverlust ist Lampenfieber nicht Aufregung, sondern Panik.
Julia Riedler
Julia Riedler, was hat dich zum Schauspiel gebracht?
Julia Riedler: Es war immer ein großes Hobby von mir. Ursprünglich wollte ich Diplomatin werden und habe in Salzburg Jus studiert. Parallel habe ich über den Theaterclub als Regieassistentin am Salzburger Landestheater gearbeitet. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mich schließlich ganz für die Schauspielerei entschieden habe.
Du hast schon einige Preise gewonnen. Nun wurdest du zur Schauspielerin des Jahres 2025 gekürt. Was bedeutet dir diese Auszeichnung?
Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel. Es ist für mich nach wie vor surreal, weil bisher nur meine größten Vorbilder diesen Preis erhalten haben. Es ist ein großes Geschenk, so eine Würdigung zu bekommen, und ich bin sehr dankbar dafür.
Wie war es, mit der Orestie bei den Salzbur- ger Festspielen zu debütieren – noch dazu in dei- ner Geburtsstadt?
Das war ein Traum! Ich habe als Jugendliche und später als Studentin bei den Festspielen kleine Jobs gemacht, war die Praktikantin, die überall dabei sein wollte. Dass ich dann als Schauspielerin zurückkommen durfte – und dazu noch in der Doppelrolle Elektra und Kassandra mit dem wunderbaren Ensemble des Thalia Theaters – war etwas ganz Besonderes. Ich habe mich voll gefreut, dass so viele Freunde und Bekannte von früher im Publikum waren und mich zum ersten Mal spielen gesehen haben.
Wie unterscheidet sich die Arbeit vor der Ka- mera von der auf der Bühne?
Das sind fast zwei verschiedene Berufe. Der größ- te Unterschied liegt für mich in der Konzentration. Am Theater kann man die Anspannung in eine hit- zige, anarchische Energie verwandeln, mit der man den ganzen Saal in Bann halten muss. Beim Drehen dagegen geht es darum, trotz aller Widrigkeiten – dem Tonsender unter dem Kostüm, der Aufnahmeleitung, die kurz vor dem Take noch etwas ruft – in eine maximale Entspannung zu kommen, damit man wirklich offen für die Kamera ist. Dann kann sie die Seele einfangen, die man in den Augen sieht.
Wie gehst du mit Lampenfieber um?
Bei Fräulein Else habe ich kurz vor Beginn manchmal so starkes Lampenfieber, dass ich das Gefühl habe, ich müsste mich schnell ir- gendwo verstecken, damit mich niemand findet. An manchen Tagen ist dieses Sich-Ausliefern vor so vielen Leuten einfach zu viel. Aber am Ende geht es darum, den Kontrollverlust nicht nur auszuhalten, sondern zu mögen – sonst funktioniert es nicht. Wenn die Liebe dafür da ist, kann sie das Lampenfieber in Schach halten. Ohne Liebe ist es nicht Aufregung, sondern Panik.
Was gibt dir Kraft oder Ausgleich?
Am meisten Ausgleich finde ich in der Natur. Wenn ich in Salzburg bin, gehe ich wandern, im Winter snowboarden – so eine Tiefschneepiste runterzufahren ist einfach genial. Und am liebsten mache ich etwas mit Freund:innen. Am entspann- testen bin ich, wenn wir Fußball oder Badminton spielen.
Welche Rolle oder welches Thema würdest du gerne einmal auf die Bühne bringen?
Ich bereite gerade Hamlet vor – das wird mein Regiedebüt, am Theater Freiburg, mit einem großartigen Team. Hamlet ist für mich schon lange der aufregendste Stoff überhaupt, weil es da wirklich um alles geht. Wie Shakespeare seine Figuren um ihre eigene Handlungsfähigkeit ringen lässt, während sie ohnmächtig in den schwierigsten Situationen stecken, das fasziniert mich. In Hamlet spürt man diese intensive Sehnsucht, es trotzdem irgendwie zu schaffen.
Was möchtest du jungen Schauspieler:innen mitgeben, die gerade am Anfang stehen?
Versucht zu machen, worauf ihr Lust habt – dann werdet ihr euren eigenen Weg finden.
Mehr über die Autorin dieses Beitrags

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.