Jana McKinnon über „Silber“: „Es reizt mich, wenn ich beim Drehbuchlesen schon Panik bekomme“
Die Schauspielerin im Interview
© primevideo
Basierend auf der weltweit erfolgreichen Silber-Trilogie von Autorin Kerstin Gier (die bereits mit der Edelstein-Trilogie Bestsellerbücher für Jugendliche kreierte) erscheint am 8. Dezember die Verfilmung „Silber“ auf Prime Video.
Der fantastische Spielfilm ergründet das außergewöhnliche Leben der 17-jährigen Liv, die mit ihrer Mutter Ann und kleinen Schwester Mia nach London zieht. Als Liv den mysteriösen Henry kennenlernt, ändert sich alles. Er gehört einem geheimen Kreis an, der die Fähigkeit des luziden Träumens besitzt. Noch ahnen sie nicht, dass die Erfüllung ihrer Träume einen hohen Preis fordert.
Zum internationalen Cast des von Constantin Film für Amazon Studios produzierten Films gehören Jana McKinnon (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo), Chaneil Kular (Sex Education), Rhys Mannion (It Is In Us All), Riva Krymalowski (Als Hitler das Rosa Kaninchen stahl), Théo Augier Bonaventure (XO, Kitty) und Efeosa Afolabi (One Shot).
Wir haben zum Filmstart Hauptdarstellerin Jana McKinnon aus Wien getroffen, die hauptsächlich im Ausland Karriere macht. Uns hat sie im Interview verraten, was sie an Österreich besonders schätzt, wie sie die Filmbranche als junge Frau wahrnimmt und warum „Silber“ eine ganz besondere Herausforderung war.
Jana, du bist zwar Österreicherin, hast aber deinen großen Durchbruch mit „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ in Deutschland gehabt, auch „Silber“ ist eine deutsche Serie. Wie kam es zu einer Karriere in Deutschland?
Der Film „Wach“ hat damit einiges zu tun. Ich hatte 2017 keine Online-Präsenz oder Agentur, aber Regisseur Kim Frank sah mich im Showreel einer anderen Schauspielerin und schickte mir daraufhin eine E-Mail, in der er mich zum Casting für den Film einlud. Für „Wach“ musste ich mir einen Deutschen Akzent antrainieren. Danach beschloss ich, mir eine deutsche Agentur zu suchen, weil ich mehr Möglichkeiten wollte, in Deutschland zu arbeiten.
Du lebst immer wieder in Österreich und in Australien. Was gefällt dir an Österreich – insbesondere Wien – gut?
Ich liebe das Kulturangebot in Wien. Es gibt zum Beispiel so viele wunderschöne, alte Programmkinos – das fehlt mir überall dort, wo ich sonst bin. Und die Gemütlichkeit, mit der im Kaffeehaus gesessen wird.
Wie nimmst du die österreichische Filmbranche wahr?
Man kennt sich untereinander meistens. Es ist auf eine Art und Weise sehr familiär, was gute und schlechte Seiten haben kann.
Bietet dir die Filmindustrie im Allgemeinen als junges weibliches Nachwuchstalent viele Chancen?
Ich habe schon das Gefühl, dass langsam ein Umdenken stattfindet, und sich die Industrie mehr öffnet und inklusiver wird, was toll ist! Auf der anderen Seite ist es auch gerade zu spüren, wie politische Themen, aber auch Covid, Inflation und Krieg sich gerade auf die Industrie auswirken.
Man kennt dich aus Serien wie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ oder „Bad Behaviour“. Was ist der Unterschied zwischen dem Mitwirken bei einer Serie und einem Film?
Zum einen natürlich die Dauer: Einen Spielfilm dreht man normalerweise in ungefähr sechs Wochen, bei „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ haben wir etwa sieben Monate lang jeden Tag gedreht. Das ist ein anderer Kraftaufwand. Zum anderen sind die meisten Serien im Moment von Streamern mitfinanziert, da spüre ich schon, wie mehr Parteien bei kreativen Entscheidungen mitreden als bei einem Kinofilm.
Wie kann dich eine Rolle begeistern, sodass du sagst: „Das will ich spielen“?
Das kann immer etwas total Unterschiedliches sein! Eine spannende Regie, das Drehbuch, andere Schauspielende, etc.. Meistens reizt es mich, wenn ich beim Drehbuchlesen schon etwas Panik bekomme, weil ich nicht direkt weiß, wie ich bestimmte Szenen spielen können soll. Dann weiß ich, dass das eine herausfordernde Arbeit wird.
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Deine Rollen sind oft jünger als du selbst in der Realität bist. Wie stehst du dazu, dass Teenager meist von älteren Darsteller:innen porträtiert werden?
Ich kann mich erinnern, dass ich das als Teenager selbst blöd fand. Jetzt bin ich älter und kann es verstehen. Filmemachen ist harte Arbeit mit langen Tagen, und oft sind Szenen zu spielen, die man sehr jungen Menschen gar nicht zumuten wollen würde, wie bei „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ zum Beispiel. Zum Teil finde ich es deshalb verantwortungsvoller, wenn die Schauspielenden etwas älter sind. Ich nehme die Verantwortung, jüngere Menschen zu repräsentieren, aber sehr ernst und freue mich, solange ich das noch machen kann.
Was sind aus schauspielerischer Sicht die Herausforderungen, ein beliebtes Buch wie „Silber“ zu verfilmen?
Ganz klar natürlich, den Erwartungen und Wünschen der Fanbase gerecht zu werden. Ich glaube, so richtig können das Buchverfilmungen auch gar nicht schaffen – schließlich ist ein Buch ein ganz anderes Medium als ein Film, und das ist auch wunderbar so! Aber umgekehrt ist es auch schön: Letztens hat mir ein junger Journalist bei einem Interview gesagt, unser Film hat ihn so sehr begeistert, dass er jetzt unbedingt das Buch lesen will.
Hast du das Buch von Kerstin Gier vorab gelesen oder sogar schon gekannt?
Ich habe als Kind die Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier verschlungen. „Silber“ hatte ich damals nicht mehr gelesen, was umso besser war, da ich mich ohne Vorbehalte auf das Drehbuch einlassen konnte.
Welche 3 Wörter beschreiben für dich „Silber“ am besten?
Aufregend, liebevoll, existenziell.
Inwiefern konntest du dich mit deiner Rolle Liv identifizieren?
Ich kenne das viele Reisen, das Liv erlebt hat, durch meinen Beruf sehr gut. Auch ich fühle mich manchmal etwas wurzellos, so wie Liv, weil ich viel aus dem Koffer lebe.
Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet?
Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Vorbereitung von Livs Figur war für mich die Beschäftigung mit Trauer und „Survivor‘s Guilt“, dem sogenannten „Überlebensschuld-Syndrom“. Der Verlust ihres Vaters spielt für sie immer eine Rolle, egal was sonst in ihrem Leben passiert, und beeinflusst ihr Verhalten. Es war mir wichtig, der Trauer viel Raum zu geben, bevor ich mich in der Vorbereitung den luziden Träumen gewidmet habe!
Was macht deine Rolle aus?
Ich liebe Liv dafür, dass sie so aufgeschlossen, neugierig, witzig und trotzdem sensibel ist. Außerdem ist sie für mich immer eine Detektivin gewesen.
Wie hoffst du, dass es für Liv in einer möglichen Fortsetzung weitergeht? Welche Facetten würdest du gerne von ihr zeigen und näher kennenlernen?
Ich denke, die Welt der Träume ist nie auserzählt! Ich fände es spannend, wenn die Traumwelten noch darker und persönlicher werden. Auch die Geschichte von Liv und ihrem Vater in der Traumwelt könnte man noch mehr erforschen.
Welche weiteren Projekte können wir von dir bald sehen?
Ich stehe gerade am Set für den Debütfilm der österreichischen Regisseurin Isabella Brunäcker, ein Independent-Roadmovie, das wir mit einem ganz kleinen Team auf 16mm Film drehen. Also komplettes Kontrastprogramm zu Silber!
Hier geht’s zum Trailer von „Silber“ auf Prime Video. Der Film ist seit 8. Dezember auf Prime Video zu sehen.