
Amy Macdonald: „Ich führe kein glamouröses Rockstarleben“
Die schottische Erfolgsmusikerin im Interview
© Olivia Rose
TikTok-Revival, neues Album und Tourpläne: Amy Macdonald meldet sich mit frischer Musik zurück und gibt Einblicke in ihr Leben abseits des Rampenlichts.
And you‘re singing the songs thinking this is the life“ – wer hat diese Zeile nicht schon mal mitgesungen? Fast zwei Jahrzehnte ist es her, dass Amy Macdonald mit gerade mal 19 Jahren ihren Megahit landete. Heute erlebt der Track dank TikTok ein überraschendes Revival und begeistert eine ganz neue Generation. Was sich seitdem verändert hat? „Gar nicht so viel, ehrlich gesagt. Ich habe einfach weiter das gemacht, was ich liebe: auftreten und Musik schreiben“, sagt sie selbst.
Trotz Millionen verkaufter Platten und ausverkaufter Hallen wirkt die Schottin im Gespräch so nahbar und witzig, dass man kaum glauben mag, mit einer mehrfach ausgezeichneten Musikerin zu sprechen. Zwischen Tourplänen und neuem Album erzählt Amy Macdonald im Videointerview, warum sie den Social-Media-Hype locker nimmt, was ihr Hund mit ihrem Erfolg zu tun hat und warum sie selbst 2026 bei ihrem Wien-Konzert wohl wieder nervös sein wird.
Dein neues Album trägt den etwas provokanten Titel „Is This What You‘ve Been Waiting For“? An wen genau richtet sich diese Frage?
Amy Macdonald: Wahrscheinlich an niemanden im Speziellen – es ist eher eine Botschaft an die Fans. In den letzten ein, zwei Jahren habe ich ständig Nachrichten auf Social Media bekommen: „Wann gehst du auf Tour?“ oder „Wann kommt neue Musik?“ – diese Fragen haben mich regelrecht verfolgt (lacht). Deshalb passt der Titel einfach wunderbar.
Bist du vor einem Album-Release eigentlich noch nervös?
Oh ja, ich bin definitiv noch nervös. Man steckt so viel Herzblut in etwas hinein – und plötzlich ist es draußen und man muss einfach abwarten, ob es den Leuten gefällt oder nicht. Das ist schon nervenaufreibend. Aber sobald es veröffentlicht ist, ist es in Ordnung – es ist eher dieser Moment der Spannung davor, in dem man sich fragt, wie es wohl ankommen wird.


Seit deinem letzten Studioalbum sind fast fünf Jahre vergangen. Was hat sich in dieser Zeit bei dir verändert?
So viel hat sich seitdem eigentlich nicht verändert. Ich führe kein glamouröses Rockstarleben, wie es manche vielleicht vermuten würden. Ich habe einfach weiter das gemacht, was ich liebe: auftreten und Musik schreiben. Dabei lasse ich mich von alltäglichen Situationen inspirieren, mit denen sich viele identifizieren können. Ich glaube, das spiegelt sich auch in meinen Songs wider – sie sollen für jeden zugänglich sein, sodass jeder etwas für sich darin finden kann.
Wie gehst du als etablierte Künstlerin mit der Erwartung um, ständig sichtbar zu sein und Neues zu veröffentlichen?
Ganz ehrlich? Ich versuche gar nicht, ständig Neues rauszubringen. Heute geht der Trend stark zu einzelnen Singles, aber ich bin mit Alben aufgewachsen – für mich dreht sich alles ums Gesamtwerk. Ich habe es früher geliebt, wenn eine meiner Lieblingsbands ein neues Album veröffentlicht hat – es zu kaufen, mit nach Hause zu nehmen und von Anfang bis Ende zu hören. Das ist etwas, woran ich immer festhalten werde. Natürlich ist der Druck da, ständig Content zu liefern. Das kann überwältigend sein.
Ich könnte nie zu den Menschen gehören, die jeden Aspekt ihres Lebens filmen.
Amy Macdonald
Ich teile gern Kleinigkeiten auf Social Media – zum Beispiel akustische Clips – weil die Fans das mögen und es für mich einfach umzusetzen ist. Aber ich könnte nie zu den Menschen gehören, die jeden Aspekt ihres Lebens filmen. Wenn ich Influencer:innen sehe, die das machen, denke ich nur: „Wie anstrengend muss das bitte sein?“ Das wäre absolut nichts für mich. Man macht sich oft zu viele Sorgen, überall präsent sein zu müssen – aber manchmal ist es auch okay, einfach sein eigenes Ding zu machen und auf das Beste zu hoffen.
Vor einigen Jahren ist „This Is The Life“ auf TikTok viral gegangen. Wie fühlt es sich an, plötzlich von einer jüngeren Generation entdeckt zu werden?
Das ist wirklich schön und einer der Aspekte, die ich an TikTok und sozialen Medien allgemein liebe – sie bringen die Songs zu einem neuen Publikum. Früher waren wir komplett auf Radio und Fernsehen angewiesen, damit Menschen unsere Musik überhaupt hören konnten. Heute passiert das viel organischer. Menschen stolpern einfach über einen Song. Vor ein paar Jahren habe ich auf einem Festival in Glasgow gespielt. Bevor ich auf die Bühne ging, sah ich, wie jung das Publikum war, und ich bekam richtig Panik – ich dachte: „Die sind viel zu jung, die kennen meine Songs doch gar nicht.“ Aber sie kannten jeden einzelnen Text! Es war eines der besten Konzerte, das ich je gespielt habe.
Stell dir vor, du könntest in die Zeit zurückreisen – ins Jahr 2007, zu deinem jüngeren Ich, mitten im Chaos deiner Anfangszeit. Was würdest du dir selbst sagen, wenn du dein neues Album hören würdest?
Ich wäre wahrscheinlich total aufgeregt. Damals stand ich ja ganz am Anfang meiner Karriere – ich hatte mein ganzes Leben Zeit, um mein erstes Album zu schreiben. Und plötzlich stand ich vor der Angst: „Oh Gott, jetzt muss ich ein zweites schreiben – worüber soll ich nur singen?“ Wenn ich damals hätte sehen können, dass ich 18 Jahre später immer noch Musik mache – und dann auch noch ein Album wie dieses, auf das ich so stolz bin – dann wäre ich als junge Amy unglaublich glücklich gewesen, dass ich all diese Songs erschaffen habe.

Du spielst Anfang 2026 wieder in Wien. Erinnerst du dich an deinen ersten Auftritt hier – oder hast du besondere Erinnerungen an die Stadt?
Ich habe so oft in Wien gespielt, dass ich mich an den allerersten Auftritt gar nicht mehr genau erinnern kann. Aber wenn ich an Wien denke, denke ich daran, wie wunderschön die Stadt ist. Egal zu welcher Jahreszeit – es war immer großartig. Ich habe so viele tolle Fans in Österreich. Das Wiener Publikum ist immer voller Energie und die Stadt ist wirklich einer meiner liebsten Orte zum Auftreten.
Wenn du an deine kommenden Konzerte denkst: Was wünschst du dir, dass die Fans aus den Shows mitnehmen?
Ich hoffe einfach, dass sie glücklich nach Hause gehen. Ich möchte, dass meine Konzerte ein Ort sind, an dem man sich gut fühlt – wo man sich wohl- und eingebunden fühlt. Das Schönste für mich beim Live-Spielen ist die Verbindung zum Publikum. Ich schaue oft einfach in den Saal, lächle Menschen an, unterhalte mich zwischen den Songs – dieses gemeinsame Erleben ist das, was ich am meisten liebe. Und ich hoffe, dass die Leute das Konzert verlassen und das Gefühl haben, wirklich Teil davon gewesen zu sein.
Und zum Abschluss: Wenn du nicht gerade Amy Macdonald, die Musikerin, bist – was erdet dich im Alltag?
Wahrscheinlich ist mein Hund derjenige, der mich am meisten erdet – er ist so fordernd! Ich muss ständig alles stehen und liegen lassen, um mich um ihn zu kümmern (lacht). Und ich habe auch noch dieselben Freund:innen wie in der Schulzeit – die würden nie zulassen, dass ich mich wie eine Diva benehme. Ich war also nie wirklich in Gefahr, den Bezug zur Realität zu verlieren.
Kommt dein Hund mit auf Tour?
Nein, er bleibt zu Hause (lacht). Entweder kümmert sich mein Mann um ihn oder er ist bei meinen Eltern.

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MEHR ÜBER DIE REDAKTEURIN:

Als Redakteurin der WIENERIN erkundet Laura Altenhofer gerne die neuesten Hotspots der Stadt. Besonders angetan hat es ihr jedoch die vielfältige Musikszene Wiens. Ob intime Clubkonzerte oder große Festivalbühnen – man findet sie meist dort, wo die Musik spielt.