Blasenschwäche betrifft etwa eine Million Frauen in Österreich.

Eine starke Blase in jeder Lebenslage?

Tabuthema Harninkontinenz

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© Pexels/ Yan Krukau

Blasenschwäche betrifft mehr Frauen, als man denkt.

Harninkontinenz ist noch immer ein Tabuthema. Durch die Anatomie und Beschaffenheit des weiblichen Beckenbodens ist die Rate der Inkontinenz bei Frauen höher als bei Männern. Fast eine Million Frauen in Österreich leiden an Blasenschwäche.

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Symptome bei Blasenschwäche

Die Symptome sind unterschiedlich.

  • Unfreiwilliger Harnverlust beim Lachen, Husten, Niesen, Springen oder Stolpern
  • Häufiges Wasserlassen tagsüber (öfter als 8 Mal)
  • Plötzlich auftretendes Gefühl, sofort Wasser lassen zu müssen
  • Aufwachen durch Harndrang
    (ein oder mehrere Male in der Nacht)

Das muss nicht sein. Ganzheitsmediziner und Frauenarzt Dr. Christian Matthai erklärt, woran es liegt und wie sich das ändern lässt.

maßnahmen

Vier entscheidende Faktoren sind für die weibliche Blasenschwäche verantwortlich: zunächst einmal die Flexibilität der Blasenwand und ihr Füllvermögen, dann die Schleimhaut der Harnröhre, die durch den Östrogenverlust im Laufe des Lebens dünner wird, weiters auch die Muskulatur des äußeren Schließmuskels der Harnröhre und der wichtigste Faktor – die Beckenbodenmuskulatur.

Frauenarzt Dr. Christian Matthai dazu: „Die weibliche Inkontinenz entsteht in den meisten Fällen nach mehreren Geburten, durch krankhaftes Übergewicht und mit dem zunehmenden Alter.“ Das Problem der sensiblen Blase und der Harninkontinenz sprechen viele Frauen beim Arzt nicht an, obwohl es eine Reihe verschiedener Maßnahmen gibt, die das Problem an der Wurzel packen.

„Dazu gehören in erster Linie die Reduktion von Übergewicht und die gezielte Beckenbodengymnastik. Beckenbodentraining, am besten unter Anleitung von Physiotherapeut:innen, ist das A und O für eine gute Blasenfunktion und gibt den betroffenen Frauen wieder die Sicherheit, den Harn halten zu können.“

In der Postmenopause kann ein Östrogenmangel sowohl zu einer trockenen Scheide als auch zu einer Beeinträchtigung des Urogenitaltrakts führen, sagt Dr. Matthai. Als effektive Gegenmaßnahmen nennt der Gynäkologe Lifestyle-Maßnahmen bis hin zur Hormontherapie.

„Es muss nicht immer eine systemische Hormonersatztherapie sein, auch lokal verabreichte Hormoncremen mit Vaginalzäpfchen, Tabletten und Cremen wirken sich in der Scheide und auf die Blasenfunktion positiv aus.“ Man müsse die Behandlung als Gesamtpaket sehen und ganzheitlich behandeln, ist Dr. Matthai überzeugt.

Regelmäßiges Beckenbodentraining unter Anleitung von Physiotherapeut:innen ist das A und O für eine gute Blasenfunktion.

Dr. Christian Matthai, Facharzt für Gynäkologie und Ganzheitsmediziner, Wien

Was kann ich für eine starke Blase tun?

Operative Eingriffe versucht Dr. Matthai seinen Patientinnen zu ersparen, er plädiert für die gezielte Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur und den Einsatz verschiedener Nahrungsergänzungsmittel. Präparate mit dem Extrakt der heimischen Echten Goldrute, Kürbiskernen und anderen wertvollen Vitalstoffen können zu einer besseren Funktion der Blase und somit zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel sollten jedoch über einen Zeitraum von mehreren Monaten eingenommen werden, damit sie den gewünschten Effekt entfalten können. Zu den lebensstilbezogenen Interventionen gehören neben der Gewichtsabnahme bei adipösen Frauen auch die Physiotherapie ggf. in Kombination mit Elektrostimulation sowie die Verringerung der Flüssigkeitszufuhr um 25 Prozent, insbesondere die Reduktion des Koffeinkonsums und die Raucherentwöhnung.

Dr. Christian Matthai: „Abends sollten Betroffene weniger trinken, im Speziellen keinen Kaffee. Und was viele nicht wissen: Die Blase kann ich auch als Muskel trainieren. Also bitte nicht jedem Gefühl, die Blase zu entleeren, sofort nachgeben, sondern versuchen, den Harn so lange wie möglich zu halten.“

Die Entscheidung für die jeweiligen Therapiemaßnahmen sollte individuell und nach ausführlichem Gespräch, Information und Beratung durch den Arzt oder die Ärztin des Vertrauens erfolgen.

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