Female Djs in Wien: Eine Party Crowd

Wie Female-Artists die Wiener Techno-Szene verändern

Female Beats

6 Min.

© Shutterstock

In den letzten zehn Jahren ist der Anteil von weiblich gelesenen Personen in der Wiener Technoszene deutlich gestiegen. Wir holen Female-Artists vor den Vorhang.

Radio Rudina: Vom Freundeskreis zum Kollektiv

Radio Rudina versorgt unsere Insta-Feeds schon seit geraumer Zeit mit Videos namhafter DJs. Verschiedene Artists legen im Studio Mahlerstraße auf – umgeben von tanzenden Gästen hinter dem Pult können Menschen von Zuhause aus via Twitch live mitfeiern.

Während elektronische Klänge auf herkömmlichen Sendern selten sind, dreht sich bei Radio Rudina alles um dieses Genre. Doch wer steckt eigentlich hinter dem Projekt? Der angesagte Online-Sender wird von einem zehnköpfigen Kernteam betrieben – neun Männern und einer Frau. „Ich bin die Bruderin“, sagt Yvonne im Interview und lacht.

Das Kollektiv formierte sich im Jahr 2019 aus einer Gruppe von Freund:innen aus Wien, Salzburg und dem kroatischen Küstenort Rudina. „Vor fünf Jahren feierten wir nach unserer Ausstellung eine kleine Afterparty in Rudina. Einige der Jungs legten auf, und wir beschlossen, das Set für Freund:innen in Wien zu übertragen. So entstand die Idee für einen Livestream“, erzählt Yvonne über die Anfänge von Radio Rudina. Danach veröffentlichte das Kollektiv Playlists und Streams auf SoundCloud und teilte die Musik unter Bekannten.

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„Während der Coronazeit haben wir zwischen den Playlists auch ins Mikro gelabert. So haben wir Kontakt gehalten“, berichtet Yvonne. „Im September 2023 haben wir begonnen via Twitch zu streamen.“ Im Laufe der Zeit entwickelte sich Radio Rudina zur Anlaufstelle für nationale und internationale Artists. 73.000 Instagram Follower:innen warten gespannt auf die nächsten DJ-Sets.

„Wir werden mittlerweile aktiv von Artists angeschrieben, die vor der Kamera auflegen möchten.“ Warum sich das Kollektiv, das auch Events veranstaltet, nicht zu erkennen gibt, hat übrigens keinen speziellen Grund, erzählt Yvonne: „Wir verstecken uns nicht. Wir möchten unsere Arbeit für uns sprechen lassen und lieber den Artists eine Plattform geben“, sagt sie. „Wir feiern die Musik und die Vielfalt!“

Krawallbarbie: Happy Sounds aus Oberösterreich

Wie wichtig Repräsentation ist, zeigt das Beispiel von DJ Krawallbarbie. Die 28-Jährige konnte sich schnell für Techno begeistern, als sie andere Female DJs auflegen sah: „Ich habe einige meiner Studienkolleginnen beim Auflegen auf den Trucks vor der Uni beobachtet und dachte: ‚Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, genau das zu machen‘.“ Mittlerweile legt Krawallbarbie regelmäßig in ganz Österreich auf, wird für Gigs in Deutschland gebucht und trat auch schon mal hinter das Mischpult von Radio Rudina.

Nach dem ersten Auftritt war ich süchtig.

Krawallbarbie

Schon früh spielte Musik eine wichtige Rolle in ihrem Leben. „Als ich klein war, habe ich Klavier, Cello, Gitarre und Schlagzeug gespielt“, erinnert sich die gebürtige Oberösterreicherin. Seit zehn Jahren lebt sie in Wien: „2017 habe ich dann Techno für mich entdeckt und mir einen Controller gewünscht. Das Auflegen habe ich mir selbst beigebracht.“

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Nach ersten Versuchen auf Uni-Festen legt sie fast jedes Wochenende auf. Sie ist außerdem Mitglied des Kollektivs SoundLabs, das sich vielen karitativen Zwecken widmet. Aber nicht nur das motiviert sie: „Positiver Response nach Auftritten gibt mir richtig viel Selbstvertrauen. Nach einem Gig geht es mir immer besser als davor.“ Ihren Sound beschreibt sie als sommerlich und happy. „Ich kann auch richtig hart spielen, aber spiele meistens Trance und Hard Trance.“ Ihr Traumbooking? „Das Paradiesgartenfestival“, antwortet die Künstlerin.

Anni Herzer: Wienerin mit Herzzz

Bei Sonnenschein im Freien aufzulegen steht auch bei DJ Anni Herzer ganz oben auf der Liste der liebsten Locations. Die 29-Jährige begann mit Disco, spielt House, Hard House, Trance und Techno und legt seit 2022 regelmäßig auf. „Ich habe mich acht Jahre lang nicht getraut, diesen Schritt zu gehen. Nach dem Motto ‚Ich mach’s jetzt einfach mal‘ ging es dann los“, erzählt die gebürtige Wienerin im Interview.

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Ihre ersten Schritte machte Anni Herzer beim Kollektiv hausgemacht, wo sie zunächst als Grafikerin einstieg. „Dort bekam ich viel Zuspruch, ich soll doch mal probieren, aufzulegen“, erinnert sie sich. Ihre Erfolge sprechen für sich: Seit einem Jahr initiiert sie ihre eigene Veranstaltungsreihe namens HERZZZ. Ihre vielseitigen Talente beweist die gelernte Grafikdesignerin auch auf dem Social-Media-Kanal des Lighthouse-Festivals. Mittlerweile ist sie nicht mehr bei hausgemacht, sondern arbeitet nebenbei als Bookerin für den sass music club.

Ich habe keine 5-Jahres-Pläne.

Anni Herzer

„Ich selbst spiele gerne outdoor. Meinen Sound verbinde ich mit Sonne und Meer“, sagt Anni Herzer. Ein Auftritt, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist, war ein DJ-Set zwischen den Museen vor tausenden Menschen: „Plötzlich trat der Bundespräsident auf die Bühne und hat zwischen meinem Set eine Rede gehalten“, beschreibt sie den denkwürdigen Moment.

Ein Traumbooking wäre ein Auftritt in London: „Ich habe in England studiert. Dort nahm meine Liebe zur elektronischen Musik ihren Anfang.“ Am schönsten an ihrem Beruf als DJ sei es, die Menschen tanzen und abschalten zu sehen. Schwierig findet sie die Ellbogen-Technik in der Szene: „Ich fände es schön, wenn ein bisschen mehr Zusammenhalt herrschen würde“, sagt sie.

Annika Stein: Sportliche Sounds mit Wiederkennungswert

Das wünscht sich auch DJ Annika Stein: „Die Wiener Techno-Szene sollte sich nicht vom Clubsterben in anderen Städten unterkriegen lassen“, erklärt die 29-Jährige im Interview. Ihren Sound beschreibt sie als sportlich: „Ich mixe zeitlose Klassiker mit aktuellen Tracks, die mich begeistern – oft mit futuristischen Elementen und markanten Tribal-Percussions. Dabei lasse ich auch Einflüsse aus verschiedenen Genres einfließen“, erklärt sie.

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„Die Kunst liegt dann im Zusammenspiel der Musik durch spannende Mischtechniken. Trotz der Vielfalt bleibt mein Sound unverwechselbar – ein Set von mir würde man sofort wiedererkennen.“ Annika Stein arbeitet seit 2018 als DJ. „Ich habe Theater- Filmund Medienwissenschaft studiert und wollte eigentlich in der Filmbranche Fuß fassen, habe aber dann gemerkt, dass das Auflegen meine große Leidenschaft ist. Auf der Bühne zu sein ist für meinen Charakter genau das Richtige“, sagt sie.

Das ist genau der Beruf, der meine Abenteuerlust nährt.

Annika Stein

Durch ein Casting kam sie ebenfalls zum Kollektiv hausgemacht, das ihr zu größeren Auftritten verholfen hat. Seit über drei Jahren spielt sie jedoch bei Meat Market, einer Veranstaltungsorganisation, die vor allem für ihre Events in der Grellen Forelle bekannt ist. Mittlerweile veröffentlicht Annika Stein auch eigene Tracks: Im Sommer wird ihr nächster Release erscheinen.

Aber auch ein Voll-Profi wie Annika hat vor den Gigs noch mit Aufregung zu kämpfen: „Sobald ich den ersten Track spiele, bin ich mit meinem Mindset aber genau da, wo ich sein will.“ Die Entwicklung in der Techno-Szene sieht Annika Stein insgesamt positiv: „Ich beobachte, dass in den letzten Jahren immer mehr Flinta-Artists gefördert werden. Ich hoffe, dass sich das in der Zukunft weiterhin positiv entwickelt.“

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