Ersetzen Lauftreffs bald Datingapps?

Ersetzt der Lauftreff bald Tinder & Co?

Leben, Lieben, Laufen

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Laufgruppen boomen. Das ist gut für die Gesundheit, doch weitere Gründe sind für immer mehr Menschen damit einhergehende soziale Kontakte und Dating. Ersetzen die Treffs bald Apps wie Tinder und Co?

Laufgruppen gibt es bereits seit Jahren. Dabei treffen sich fremde Sportwillige zum gemeinsamen Joggen, die Gemeinschaft soll motivieren und Coaches suchen vorab sorgfältig eine passende Route aus. Es handelt sich dabei um eine simple Möglichkeit, kostenlos eine eigene Sportroutine aufzubauen. Equipment wird keines benötigt, außer passender Kleidung.

Immer mehr kristallisiert sich zusätzlich heraus, dass man hier wunderbar sozialen Anschluss finden kann – sei es, weil man neue Freund:innen finden möchte, Motivator:innen und Gleichgesinnte sucht oder sogar eine neue Beziehung eingehen will. „Laufen schweißt eben wortwörtlich zusammen“, sagt Julia Perz schmunzelnd. Sie ist Mitgründerin der Early-Birds-Laufgruppe, die sich mehrmals in der Woche zum gemeinsamen Joggen in Wien trifft, mittlerweile gibt es auch Abspaltungen in Salzburg, Innsbruck und München. Zudem wird Yoga und Rennradfahren für die inzwischen mehr als 6.500 Mitglieder angeboten.

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Gemeinsam mit Motivation

Bei den diversen Laufgruppen läuft es stets ähnlich ab: Per App, Website oder Facebook-Gruppe kann man Mitglied werden beziehungsweise sich für einen Treff anmelden. Beim Verein Early Birds ist das beispielsweise die App Heylo. Dort findet man Treffpunkt und weitere Infos, um sicherzustellen, dass man die richtige Gruppe fürs eigene Tempo aussuchen kann. Bei den Early Birds gibt es zudem eine Membership, mit der man den Verein unterstützen kann und damit früher Zugang zu Events und exklusiven Workshops erhält.

Trainiert wird dort meist um 6.30 Uhr mit ehrenamtlichen Coaches, die Sessions gestalten, Laufrouten suchen und anleiten. „Angefangen hat alles damit, dass eine kleine Gruppe regelmäßig zusammen Sport gemacht hat. Dann gab es eine WhatsApp-Gruppe zu der immer mehr dazustießen und so sind wir natürlich gewachsen“, so Perz rückblickend. Generell merke sie, dass in den letzten Jahren der Trend in Richtung Outdoorsport geht, man möchte an der Luft sein, den Körper in Bewegung halten.

Die Entstehung einer Community beim Lauftreff

Es gibt selbstverständlich auch Laufgruppen, die weniger auf soziale Kontakte achten und sich vollkommen auf den Sport fokussieren möchten. Immer häufiger entstehen dabei aber enge Freundschaften oder sogar Beziehungen: Trainiert man abends, geht man danach auf ein Bier oder es werden gemeinsame Events geplant.

Early Birds legt besonders Wert auf die Community: Sie organisieren Feste, einmal im Monat einen Yoga-Brunch, Bergtouren oder sogar Gruppenreisen. Läuferin Ines erzählt uns, dass sie Freund:innen durch solche Gruppen gefunden hätte, die sie danach gesondert zum Sporteln, zu Spieleabenden oder Partys getroffen hat. Wer Anschluss jeglicher Art sucht, kann es dort jedenfalls probieren.

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Kann man beim Lauftreff daten?

Der Hype rund um Run Clubs erobert auch Social Media: Auf TikTok posten zahlreiche User:innen Videos von Sport-Treffs und zeigen sich begeistert vom hohen Dating-Potenzial. Immerhin hat man ein gemeinsames Hobby und kann regelmäßig sowie völlig ungezwungen Zeit miteinander verbringen. „Man hat eine gemeinsame Komponente und gemeinsame Interessen. Es ist schön, wenn man weiß, dass die Person auch gerne Morgensport macht, sich aufrafft und dein Hobby teilt. Das macht es meines Erachtens direkt interessanter“, erklärt Fabian Netahlo, ebenfalls Gründungsmitglied der Early Birds – und Teil des ersten sich dort gefundenen Paares, wie er lachend versichert.

Seine Partnerin und er haben sich vor Jahren beim Lauftreff kennengelernt, inzwischen ist sie selbst Trainerin. Dating-Potenzial gibt es also wirklich, auch motivieren könne der Flirt, so Netahlo. Allerdings ist er der Meinung, dass der Spaß am Sport per se Grundvoraussetzung sein sollte. Rein der Liebe wegen sollte eine Teilnahme kein Grund sein – auch, um der Gruppe den Spaß am Gesamtkonzept nicht zu rauben.

Safe-Spaces sind ein Muss

Die Gemeinschaft hat Vorrang und Sicherheit sowie Wohlbefinden sind den Early-Birds Gründer:innen besonders wichtig. Perz betont, dass man trotz des möglichen Dating-Potenzials keine Sorge haben muss, dass man nicht Teil der Gruppe sein könne, wenn man daran überhaupt kein Interesse hätte.

Und sollte man sich unwohl oder bedrängt fühlen, ist vorgesorgt: „Leute sollen nicht nur kommen, um eine:n Partner:in zu finden. Wir sind keine offizielle Dating-Plattform. Wenn sich jemand unwohl, eingeengt oder belästigt fühlt, werden wir sofort einschreiten“, so Perz. Auf der Early-Birds-Website gibt es dafür ein anonymes Kontaktformular und Coaches können direkt kontaktiert werden, um sicherzugehen, dass Spaß und das aktive Bewegen des Körpers bei allen an erster Stelle stehen.

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Über die Redakteurin

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