© Felix Erler-Fernandez
Anna Stomosis macht sich auf Instagram für mehrgewichtige Personen stark. Wie es Anna gelang, sich von Erwartungen zu befreien, und was Radical Fat Acceptance eigentlich bedeutet.
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Man kann über Social Media sagen, was man will: So sehr uns der Vergleich mit anderen teilweise zu schaffen macht, so heilsam können Inhalte aus dem Internet sein, die uns mit Menschen verbinden, die wir gar nicht kennen. Für Content dieser Art sorgt in Österreich unter anderem Anna Stomosis (35).
Die aus dem Burgenland stammende Intensivpflegeperson begann vor rund zehn Jahren Fashion-Content auf Instagram hochzuladen. Damals steckte die Plattform in ihren Anfängen, die Body-Positivity-Bewegung wurde einer breiteren Masse zugänglich.
Fat-Liberation-Activist: Anna Stomosis
Stomosis wollte durch die Inhalte zeigen, wie und wo die Follower:innen Mode in Plus-Size-Größe finden, und inspirierte damit immer mehr Menschen. „Dann wurde alles politischer“, erzählt Anna im Interview mit WIENERIN. Das erklärte Ziel: „Gegen Diskriminierung von dicken Menschen aufstehen und für ihre Rechte eintreten.“
Ein wichtiger Part der Arbeit auf Social Media ist für Anna die Repräsentation: „Ich möchte, dass andere Menschen durch mein Auftreten bestärkt werden und sehen: ‚Hey, jemand, die:der einen ähnlichen Körper wie ich hat, trägt das auch!‘ An einem früheren Punkt in Annas Leben war das Tragen eines Spaghetti-Träger-Tops ein rebellischer Akt: „Ich war von Kindesbeinen an mit meinem Körper beschäftigt. Mit zwölf Jahren nahm ich bereits an Abnehmprogrammen teil“, erzählt Anna.
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Mehr Informationen„Mitte 20 hatte ich dann genug und dachte: ‚Es reicht, ich kann nicht noch einen Sommer mit einem langen Shirt verbringen.‘“ Als Anna dann knappere Kleidung anzog, veränderte sich das eigene Körperbild: „Ich konnte die Freiheit schmecken, die andere Menschen selbstverständlich erleben dürfen.“
Diese Befreiung begann, in andere Lebensbereiche zu streuen: „Ich bemerkte plötzlich, dass man das eigene Leben verschläft, wenn man das Gefühl nicht loswird, dass man Dinge nicht erleben darf, solange man nicht diesem Körperideal entspricht.“ Nach diesem Cut veränderte sich Annas Mindset immer mehr: „Es ist mir mittlerweile komplett egal, was andere von mir denken.“
Diese Haltung möchte Anna den Follower:innen mitgeben. Daneben ist Anna auch das Thema Gesundheit ein Anliegen. Häufig werden zu späte Diagnosen gestellt, da über zu lange Zeiträume alle Symptome auf das Gewicht geschoben werden.
„Fetten Menschen wird permanent zugeschrieben, dass sie pauschal ungesund sind“, sagt Anna. „Zeitgleich hat man im medizinischen Bereich ein Umfeld geschaffen, dass alles andere als hilfreich ist. Man stellt eine ganze Bevölkerungsgruppe permanent unter Stress, der nachweislich negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat, indem man diesen Menschen suggeriert, dass sie an ihrem Gewicht sterben werden.“
Radical Fat Acceptance
„Die Diskriminierung von fetten Menschen ist die einzige Diskriminierungsform, die von der Gesellschaft fast gefördert wird“, weiß Anna. Sie werde zudem von der Mehrheitsgesellschaft nicht erkannt. „Kreativ zu sein und Menschen zum Nachdenken anzuregen, ist mein Antrieb.“
Das kreative Potenzial entfaltet sich dabei in verschiedenste Richtungen: Die Leidenschaft und Faszination zu Mode und Make-up weckte den Drag-Charakter „Daddy Stomosis“ zum Leben: „Der ist zwar noch nicht unter die Performer gegangen, aber das steht definitiv am Plan. Er lernt sich gerade noch ein bisschen kennen.“
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Mehr InformationenHäkelmode für dicke Menschen
Zu den neuesten Projekten gehört auch eine eigene Modelinie: Anna häkelt Einzelstücke mit dem Fokus auf Oberteile für mehrgewichtige Per sonen. Aus einem Hobbyprojekt wurde die Marke Pandarve: „Lange sagte ich mir: Ich kann das alles nicht. Dann habe ich einfach begonnen, Kleidung zu machen.“ Von der Idee bis zur Umsetzung liebt Anna alles daran und ist auch in der Stadt mit dem Häkelset unterwegs.
Wo sich Anna am liebsten Auszeiten gönnt und Zeit mit Freund:innen verbringt, wird im Wordrap verraten.
Anna Stomosis verrät ihre Wien-Hotspots
LIEBLINGSGRÄTZL?
Ich bewege mich am liebsten im 5., 6. und 7. Bezirk. Es findet sich immer irgendwo ein gemütliches Eck, und es gibt dort auch sehr viele Thriftstores und Second-Hand-Läden, die ich schätze. Die Gegend rund um den Naschmarkt hat für mich einen ganz eigenen Charme. Allerdings bin ich gerade in den 3. Bezirk gezogen und freue mich, die Umgebung besser kennenzulernen.
LIEBLINGS SECOND-HAND-STORE?
Leider gibt es in den Wiener Läden sehr wenig Auswahl für größere Größen. Aber vor kurzem hat ein neuer Second-Hand-Shop eröffnet, der den Fokus auf Plus Sizes legt – der Pamplemuse Shop im 2. Bezirk. Ansonsten mag ich aber auch die Humana-Läden sehr gern, aber auch bei Bootik 54 bin ich fündig geworden.
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Mehr InformationenLETZTE STADTENTDECKUNG?
Ich lerne gerade den Donaukanal abseits der Partymeile kennen. Dort gibt es super schöne Spazierwege zum Runterkommen – so viel Grün habe ich dort nicht erwartet. Der 3. Bezirk WORDRAP scheint auch eine Töpfer Hochburg zu sein. Das wollte ich schon seit Ewigkeiten einmal ausprobieren.
LIEBSTES FLECKERL GRÜN?
Die Steinhofgründe mag ich sehr gern. Es ist super ruhig, und ich liebe den Blick über Wien. Man kann sich dort auch gemütlich hinsetzen, häkeln und mit Freund:innen tratschen.
LIEBLINGSRESTAURANT?
Vor zwei Jahren habe ich die Stadtallee entdeckt – ein Lokal mitten auf der Mariahilfer Straße. Ich mag das Essen total gerne, die Bedienung ist super nett, und im Innenhof ist es selbst bei 36 Grad noch kühl. Meine Freund:innen und ich probieren immer wieder neue Restaurants aus. Stammlokale haben wir eigentlich wenige. Aber wenn ich noch eines nennen müsste, wäre es das Tokki am Naschmarkt – ein koreanisches Restaurant, wo es auch BBQ gibt.
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Mehr InformationenLIEBLINGSBAR?
Das Le Troquet gehört seit vielen Jahren zu meinen Lieblingslokalen. Eine französische Bistro Bar, die all das ausmacht, was ich schätze: alte Stühle, ein benutzter Boden, wo man die Geschichte ablesen kann und erkennt, dass dort schon ganz viel passiert ist (lacht). Es ist so ein gemütliches Lokal, in dem man sich bis spät in die Nacht über Gott und die Welt unterhalten kann.
LIEBLINGSCAFÉS?
Richtig guten Kaffee hole ich mir gerne in der Gumperia – ein kleines Lokal auf der Gumpendorfer Straße. Dort gibt es selbstgemachten Kuchen von der Vollpension und auch vegane Optionen. Im Sommer kann man in einer kleinen Nische draußen sitzen.
IN WELCHER STADT KÖNNTEST DU DIR VORSTELLEN ZU LEBEN, AUSSER WIEN?
In Prag könnte ich es wirklich eine Zeit lang aushalten. Die Stadt ähnelt für mich sehr dem Wiener Flair – vielleicht gefällt sie mir deshalb so gut. Ich würde auch gerne mal in London leben. Die Stadt zieht so rücksichtlos an einem vorbei und versprüht für mich ein ganz eigenes Gefühl. Ich mag die Menschen, die Barkultur und finde die große Masse an Auswahl und Möglichkeiten total spannend.