Malentschi meets Marlene

© Malentschi

Marlene Dietrich und Marilyn Monroe: eine starke Persönlichkeit und ein Sexsymbol – wie kommt das, dass die Gesellschaft die beiden Frauen so unterschiedlich wahrnimmt?“, grübelt Marlene Loos. „Oder genauer: Wie viel Einfluss hatte ihr Erscheinungsbild und ihre Mode auf ihre Wirkung nach außen?“
Das wollte die in Illmitz aufgewachsene Influencerin alias Malentschi in ihrer Diplomarbeit an der Wiener Mode­schule Herbststraße ergründen, und zwar nicht nur theoretisch, nicht nur schriftlich. Sie entwarf Modelle, in denen sie mit den angeblich weiblichen Attributen spielt, sie hinterfragt und teilweise sogar karikiert. In einem aufwendigen Shooting setzte sie sie elegant in Szene.

Das helle Modell zeigt überspitzte Weiblichkeit: „Die Taille der Frau ist ­schmal – und romantisiert –, im Gegensatz dazu sind die Hüften auffallend groß. Das symbolisiert ihre Gebärfähigkeit“, merkt Malentschi kritisch an.
Für das Modell in Schwarz stand die 20-Jährige selbst vor der Kamera: Hierbei bilden das Weibliche und das Männliche quasi eine Symbiose. Malentschi trägt eine fließende Marlene-Hose, kombiniert mit einem Korsett. „Das steht für die Einengung, für das Eingesperrtsein der Frau“, erklärt sie. Die großen Schultern hingegen sollen Maskulinität und Stärke andeuten.

„Eine Hose wird bis heute oft mit Männlichkeit und Stärke
assoziiert.“

Malentschi, Influencerin

Der Kontrast verdeutliche laut Malentschi einmal mehr: „Die Hose – die ja Frauen lange nicht tragen durften – wird mit Männlichkeit und Stärke assoziiert. Bis heute ist für Frauen das öffentliche Hosentragen nicht überall erlaubt; das bedeutet nicht zuletzt, dass sich Frauen nicht frei entfalten können.“

Malentschi will Stereotype aufbrechen

Ihren Abschluss an der Modeschule versteht sie gleichsam als Startschuss in die Mode­welt, in der sie in naher Zukunft mit einem eigenen nachhaltigen Label Fuß fassen möchte. „Ich will Mode machen, in der sich Frauen – und alle, die sie tragen wollen – vor allem wohlfühlen.“
Von gewohnten weiblichen Schönheitsidealen will sie sich bewusst lösen, „egal ob breite Schultern, keine schmale Taille, breite Oberarme oder kleine Brüste – alles ist feminin. Mir geht es auch darum, Stereotype aufzubrechen“, betont die Influencerin.

Die junge Illmitzerin ist das älteste Kind von drei Geschwistern; obwohl sie eine enge Verbindung zu ihrer Familie hat, zog sie schon 14 Jahre jung aus, um allein in Wien zu leben. Social Media stellt für sie seit Jahren auch eine Einnahmequelle dar, die Mode will sie als ein weiteres zusätzliches Standbein aufbauen. Auf TikTok zählt Malen­tschis Kanal mehr als 400.000 Follower, auf Instagram mehr als 40.000. Neben Kooperationen, die sozusagen ihre Miete bezahlen, macht sie in ihren Videos Awareness für die LGBTQIA*-Community, Feminismus und pflanzliche Ernährung zum Thema.

Präsentiert werden ihre ersten Modelle im Rahmen einer Fashionshow ihrer Abschlussklasse der Modeschule Herbststraße am 13. April.

Das Malentschi-Shootingteam via Instagram:

Model: @tamarabecca, @malentschi
Fotograf: @jvk_footage
Haare: @felixwbk
Make-up: @martasmakeupcorner