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Was wären wir ohne Haare auf dem Kopf: Schöne Haare umrahmen unser Gesicht – zum Beispiel in Form von Beachwaves – und schützen unsere Kopfhaut. Sie geben uns mit dem richtigen Schnitt, der richtigen Farbe und wenn wir die Haare richtig waschen, einen frischen Ausdruck. Und sie sind verdammt strapazierfähig. Haarstark eben. Okay, und manchmal nerven uns die fettigen Haaransätze. Wir widmen unserem Haar diesen Beitrag – mit 7 spannenden Fakten rund um die Pracht auf unserem Haupt. Und geben auch Antwort auf die Frage, wie viel Haare pro Tag wachsen.
Um das Gegenteil kümmern wir uns in einem anderen Artikel, und zwar diesem: Wie es zum Haarausfall kommt, auch Alopezie genannt.
Wie schnell Haare wachsen und andere Fakten
Biologisch betrachtet, besteht unser Schopf aus „Hautanhangsgebilden“. Anders ausgedrückt: Abgestorbenen Zellen… Dabei wissen wir doch alle: Haare sind so viel mehr als das. Wie hat es einst Phoebe in der UK-Serie „Fleabag“ so schön gesagt: „Hair is everything!“. Genau.
1. Wie viele Haare hat ein Mensch?
Das ist unterschiedlich und hängt unter anderem von der Haarfarbe ab. Blondinen führen das Treppchen an mit bis zu 150.000 Haaren. Schwarzhaarige und Brünette liegen mit etwa 100.000 Haaren gemeinsam im Mittelfeld.
Rothaarige bilden das Schlusslicht, sie haben im Schnitt mit 75.000 am wenigsten Haare auf dem Kopf. Gerhard Staguhn, Autor des Buches „Und ewig lockt das Haar“, hat aber einen starken Trost für die Haar-Ärmsten: „Rotes Haar ist dafür besonders kräftig.“
2. Wie viel wachsen Haare Pro Tag?
Im Schnitt wachsen unsere Haare pro Tag circa einen 0,3 bis 0,5 Millimeter, im Jahr bis zu 15 Zentimeter. Abhängig ist das von Alter, Hormonstatus, psychischer und körperlicher Belastung sowie vom Haarzyklus.
Wie in Staguhns Buch nachzulesen ist, klingt das Wachstum eines Haares nach Schwerstarbeit: „Ist sein Wachstum beendet, (…) so löst sich das Haar unter Verdickung seines unteren Endes von der Papille ab. Nach einer gewissen Ruhezeit bringt diese ein neues Haar hervor, das im selben Kanal aus der Kopfhaut zu wachsen beginnt. Dabei schiebt es das alte Haar nach oben, bis dieses ausfällt.“
3. Warum werden Haare grau?
Die kurze Antwort lautet: Wasserstoffperoxid (H2O2) ist schuld daran, dass unsere Haare grau werden. Haarwurzeln produzieren stets kleine Mengen des natürlichen Bleichmittels. Der Körper spaltet es aber in unseren jungen Jahren sofort wieder in seine Einzelteile auf, sodass wir davon nichts mitbekommen. Werden wir älter, klappt dieser Vorgang immer schlechter, H2O2 wird nicht mehr aufgespalten.
Die Folge: Das Wasserstoffperoxid hemmt die Produktion von Melaninen. Und es sind die beiden Melanine Eumelanin und Phäomelanin, die unsere Haare blond, rot, brünett oder schwarz erscheinen lassen. Sprich: Sind weniger Melanine da, ist auch weniger Farbe im Haar. Statt Melaninen lagern sich im Haar kleine Luftbläschen ein, die das Haar mit der Zeit weiß erscheinen lassen. Und eben nicht grau, denn:
Grau werden Haare nicht wirklich, das ist eine optische Täuschung. Die Mischung aus noch pigmentierten und nicht mehr pigmentierten Haaren lässt den Schopf grau wirken – in Wirklichkeit sind es weiße Haare, gemischt mit (noch) farbigen.
4. Warum bekommen Männer (und manche Frau) eine Glatze?
Es gibt verschiedene Formen des Haarausfalls. Für die meisten alternden Menschen ist die sogenannte androgenetische Alopezie (AGA) der Grund für die Glatze. Circa 80 Prozent der Männer sind davon betroffen und immerhin 50 Prozent aller Frauen, wie eine Studie belegt.
Von AGA Betroffene – übrigens eine Erbkrankheit – bekommen immer dünner werdende Haare, die immer kürzer nachwachsen. Bis sie irgendwann gar nicht mehr wachsen.
5. Wie wachsen Haare schneller?
Haare wachsen nicht schneller, weil wir uns das so wünschen und deshalb Tinkturen und spezielle Shampoos auftragen. Leider. Trotzdem ist eine gut mit Nährstoffen versorgte Kopfhaut gesünder und bringt tendenziell gesündere Haare hervor als eine trockene, geschädigte Kopfhaut.
6. Was entscheidet über meine Haarfarbe?
Eumelanin und Phäomelanin bestimmen über blond, rot, braun oder schwarz. Dabei ist die Formel ganz einfach: Wer viel Eumelanin produziert hat dunkle Haare, viel Phäomelanin sorgt für rotes Haar. Blond ist, wer von beiden Melaninen sehr wenig produziert.
Spannend: Es gibt nur wenige Menschen auf der Welt, die von Natur aus blond sind. Angeblich sollen Blonde sogar aussterben, diese These hält sich seit über einem Jahrhundert hartnäckig. Jonathan Rees, Professor für Dermatologie an der Universität von Edinburgh, widerspricht gegenüber BBC News: „Die Gene für blondes Haar werden immer noch weitervererbt, auch wenn sich das dunkle Gen meist durchsetzt.“ Es gebe nur einen Grund, warum die Haarfarbe Blond verschwinden könnte: „Wenn es ein evolutionärer Nachteil wäre, dieses Gen zu besitzen. Aber ich denke nicht, dass das der Fall ist.“
7. Wusstest du das? Haare retten unsere Meere
Haare binden Fette – was für eine tolle Eigenschaft, um Gewässer ölfrei zu bekommen. Das dachten sich die Gründer der Initiative Hair Help the Oceans. In Deutschland, der Schweiz, Österreich und den Niederlande sammeln sie Haarreste von Friseuren. Die Haare werden in alte Nylonstrümpfe gefüllt, die Strümpfe zu Rollen gebunden und mit Kork versehen. Letzterer sorgt dafür, dass der selbstgebaute Ölfilter nicht untergeht.
Ein Kilo Haare filtert circa acht Kilo Öl aus dem Wasser. 2019 wurden die haarigen Helfer bereits erfolgreich eingesetzt, als vor der Küste Mauritius’ ein Ölfrachter kenterte. Ein etwa 30 km² großer Ölteppich konnte mit den Haarfiltern aus dem Ozean gefischt werden. Mal sehen, was diesbezüglich die Zukunft bringt.