Soft & Cut ist ein inklusiver Haarsalon von Ina Holub.

Ina Holub: „Es gibt Viele, für die klassische Haarsalons nicht in Frage kommen“

Hairlich inklusiv

4 Min.

© Josefien Hoekstra

Ein Haarschnitt im Salon kann mit Schamgefühl und Diskriminierung verbunden sein. Soft & Cut von Ina Holub ist ein möglichst inklusiver Salon, der ohne Vorurteile, dafür mit diversen Angeboten aufwartet.

Ina Holub ist seit 16 Jahren Frisörin aber selbst nie gerne in Salons gegangen, wie sie uns im Interview erzählt. Sie spricht von Diskriminierungen, die sie als fette Frau erfahren musste, beispielsweise ungefragte Frisurvorschläge, damit ihr Gesicht „schmaler wirken“ könne, oder von Stühlen, die für ein Gewicht bis zu 115 Kilogramm ausgelegt sind und bei mehrgewichtigen Personen stets in die Oberschenkel oder Arme drücken. Ihre eigene Realität sowie die Erfahrungen, die sie in ihrem Umfeld wahrnahm, brachten sie schließlich dazu, in den letzten Jahren als mobile Frisörin tätig zu sein.

„Es gibt sehr viele Personen, für die klassische Salons nicht in Frage kommen“, so die Aktivistin. Sie nennt unter anderem People of Color, Menschen der asiatischen Diaspora, gehörlose Personen, Menschen mit Behinderung oder Leute, die sich dem Spektrum der Neurodiversität zuordnen. Daher stand ihr Entschluss fest: Im März dieses Jahres eröffnete sie mit Soft & Cut im siebten Bezirk einen möglichst inklusiven Salon, um vielen eine Möglichkeit zu bieten, sich die Haare schneiden, färben und stylen zu lassen. Auch Make-up-Styling kann man bei Holub buchen.

Soft & Cut ist inklusiv bis zur Inneneinrichtung

Der Salon selbst ist barrierefrei, der Boden extra rutschfest, die Pastellfarben sollen für neurodivergente Personen beruhigend wirken und die Möbel sind ebenfalls inklusiver als sonst. Neben den üblichen Angeboten eines Frisör:innensalons gibt es die Möglichkeit eines No-Talk-Termins, man kann Musikwünsche äußern oder um Stille bitten, es können Dolmetscher:innen organisiert werden oder benötigte Hilfspersonen.

Soft and Cut eröffnete im März 2024
© Josefien Hoekstra

Ein Vorhang kann den kompletten Salon außerdem uneinsichtig machen, was Personen, die Kopftuch tragen, einen Safe Space bieten kann – und natürlich auch allen anderen, die sich das wünschen. Alle benötigten
Infos und Wünsche kann man online bei der Terminbuchung angeben. „Für mich ist selbstverständlich, auf Kund:innenbedürfnisse einzugehen. Es wäre doch schön, dieses vermeintlich klassische Ding, einen Frisör:innenbesuch, was vermeintlich alle Personen haben können, auch wirklich vielen Personen zu ermöglichen“, so Holub.

Auf Instagram fragte die Aktivistin daher vorab auch ihre Community, was sich diese wünschen würde, damit sie abgeholt werden würde. Auch Tipps für Produkte holte sie sich aus den entsprechenden Communitys

Ina Holub sieht Zusatzausbildungen als Lösung

Eine klassische Frisör:innenausbildung in Österreich beinhaltet vor allem Wissen und Schnitte für Menschen mit glattem Haar, erklärt die Frisörin. Um eine Vielfalt an Haarstrukturen besser kennenzulernen, absolvierte Holub Seminare, besorgte sich entsprechende Lektüre, bildete sich selbst im Internet weiter – und sammelte im Laufe der letzten Jahre als Frisörin auch jede Menge Erfahrung, um das Beste aus diversen Haarstrukturen herauszuholen.

In ihrem Salon findet man daher erprobte Haarprodukte, beispielsweise auch Farbe für Haar von Schwarzen Personen. „Aus politischen Gründen mache ich keine Braids, Locks, et cetera. Dafür gibt es schon genug Leute, die das herausragend machen“, fügt die „Soft & Cut“-Inhaberin hinzu.

Ina Holub (rechts) eröffnete im Frühjhar Soft & Cut.
Ina Holub (rechts) eröffnete im Frühjahr Soft & Cut. © Josefien Hoekstra

Was bringt die Zukunft?

„Wie wahrscheinlich jede Person, die etwas neueröffnet, hatte auch ich natürlich ein bisschen Angst, dass das alles nicht so gut aufgehen könnte. Mittlerweile fühle ich mich aber sehr bestätigt, dass es das Richtige ist und dass es Leute gibt, die genau dieses Konzept anspricht.“ Holub betont, dass sie noch immer nicht alle Personen ansprechen könne, sie sich aber stets weiterbilden und den Salon optimieren wolle.

So plant sie ein Netzwerk an Dolmetscher:innen aufzubauen, auf das sie stets zurückgreifen könne, und Blindenschrift im Salon. Unlängst fand auch erstmals eine Braids-Party mit Schwarzen Friseur:innen statt. „Das
möchte ich noch mehr vertiefen, sodass Soft & Cut ein Community-Space für marginalisierte Personen aller Art sein kann“, ergänzt sie. Die Frisörin hoffe außerdem darauf, dass sich Salons gegenseitig mit inklusiven Konzepten inspirieren und voneinander lernen können.

Das könnte dich auch interessieren

ÜBER DIE REDAKTEURIN

Porträt Lana Schneider
© WIENERIN

Lana Schneider ist als Head of Digital ständig auf der Suche nach neuen Trends in den Bereichen Popkultur, Mode, Beauty, Film und Lifestyle. Sie liebt gute Kaffeehäuser, sonnige Plätzchen und kleine DIY-Projekte fürs Zuhause.

Abo

Die NEUE WIENERIN