Regenbogenwerkstatt – die queere Hochzeits- und Eventagentur
Hochzeitsplanung für alle Beziehungsformen
Fotos: Isabella Hewlett, VanDeHart
Wenn Fotograf:innen zu Posen drängen und die Hochzeitslocation zum Schauplatz unsensibler Kommentare oder Verletzungen wird, ist einer der schönsten Tage im Leben gelaufen. Viktoria Pöll will das ändern.
Die Weddingplannerin Viktoria Pöll erleichtert queeren Personen die Suche nach passenden Dienstleister:innen. Mit der Regenbogenwerkstatt bietet sie ein stetig wachsendes Netzwerk an LGBTQIA+-freundlichen Unternehmen.
Alle Beziehungsformen
In den folgenden Zeilen sprechen wir ganz bewusst nicht nur von „Paaren“, denn in der Regenbogenwerkstatt werden auch polyamoröse Liebesfeiern organisiert und unterstützt. „Derzeit sind Poly-Hochzeiten gesetzlich nicht erlaubt. Sie werden mit freien Redner:innen organisiert“, erzählt Viktoria Pöll. Die Personen geben sich also das Jawort in Anwesenheit ihrer Lieben, ohne gesetzlich verheiratet zu sein. Eine freie Trauung ist eine Alternative zu standesamtlichen Hochzeiten – das gilt übrigens für alle Beziehungsformen.
Ehe für alle?
„Wenn mehr Bilder im Umlauf sind und das Thema präsenter wird, muss sich der Staat damit beschäftigen, dass es auch andere Beziehungsformen und Familienkonstellationen gibt“, so die Weddingplannerin. Gleichgeschlechtliche Ehen sind in Österreich seit 2019 rechtlich anerkannt, Poly-Hochzeiten aber nicht.
Regenbogenwerkstatt ist LGBTQIA+-freundlich
Oft mangelt es den Dienstleister:innen an Wissen und sensibler Sprache: „Sie sind manchmal konservativ eingestellt und bemerken gar nicht, dass sie jemanden mit ihren Aussagen verletzen“, weiß Viktoria Pöll. Aus diesem Grund hat es sich die 29-Jährige zur Aufgabe gemacht, queeren Personen beim Organisieren ihrer Liebesfeier zu helfen. Sie prüft Locations, aber auch Stylist:innen, Fotograf:innen und andere Hochzeitsdienstleister:innen ganz genau: „Das sind queer- und transfreundliche Dienstleister:innen, die ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann. Mit komischen Fragen muss dann nicht gerechnet werden“, erklärt die Oberösterreicherin, die seit 2013 in Wien lebt. Sie unterstützt Hochzeiten und Liebesfeiern in ganz Österreich und bietet Erstgespräche kostenfrei an.
Das erklärte Ziel
Ein großes Netzwerk an queer- und transfreundlichen Unternehmen aufzubauen und die Hochzeitsbranche bunter zu gestalten: „Ich möchte die unterschiedlichen Beziehungsformen aufzeigen und sichtbar machen“, erklärt Viktoria Pöll. Das sei vor allem für Personen wichtig, die sich von der Hochzeitsbranche nicht abgeholt fühlen, denn wie sich zeigt, ist bereits die Erstellung eines Moodboards eine Herausforderung: „Es gibt nur wenig Bildmaterial. Ich möchte, dass Menschen andere queere Hochzeiten sehen und Inspiration bekommen.
Viktoria Pöll hat sich 2021 für die Selbstständigkeit entschieden und arbeitet neben der Regenbogenwerkstatt für eine große Hochzeitsplattform: Bei hochzeit.click sammelt sie viel Erfahrung und knüpft Kontakte. „Das war mein Sprungbrett in die Hochzeitsbranche. Ich bin Weddingplannerin für alle Beziehungsformen – natürlich auch für heterosexuelle Paare“, betont sie.
Verschiedene Angebote in der Regebogenwerkstatt
Was viele nicht wissen: Man kann auch nur einen Teil der Hochzeit oder Liebesfeier organisieren lassen. „Bei meiner ersten Hochzeit habe ich Musik, Catering und Location übernommen.“ Auch eine sogenannte Tagesbetreuung ist möglich. Dabei checkt Viktoria Pöll die Unterlagen vorab und ist am Tag der Hochzeit vor Ort für die Organisation und Koordination zuständig. Außerdem ist eine Vermittlung von Dienstleister:innen möglich, die man dann selbst kontaktieren und buchen kann. Weiters bietet die 29-Jährige einen Profi-Check an: Sie übernimmt dann den letzten Feinschliff einer bereits geplanten Hochzeit, überprüft nochmal alle Unterlagen und gibt Tipps.
Queere Menschen sollten sich nicht erklären müssen, warum sie so heiraten wollen, wie sie es gern möchten.
Viktoria Pöll
Safe Space
Eine große Herausforderung für queere Personen sei die Suche nach der richtigen Location: „Oft treffen sie dort auf Menschen, die sich nicht mit der Thematik auskennen und die wenig sensibilisiert sind“, erzählt die Weddingplannerin. „Es ist wichtig, dass sich die Menschen auf ihrer Hochzeit voll und ganz entfalten können.“ Deshalb sei die Location-Suche oft die erste große Hürde bei der Planung einer Liebesfeier. Aber auch alle anderen Dienstleister:innen tragen große Verantwortung. Viktoria Pöll bietet mit der Regenbogenwerkstatt einen Safe Space, in dem sich queere Personen gut aufgehoben fühlen können.
Auch Fotograf:innen fehle oft das Verständnis für die verschiedenen Geschlechtsidentitäten. „Einige geben Anweisungen, durch die sich queere Personen unwohl fühlen“, erzählt Viktoria Pöll. „Wenn non-binäre Personen zum Beispiel in klassische Geschlechterrollen gedrängt werden und ‚er den Arm um sie legen soll’, fühlen sie sich natürlich unverstanden.“ Erstgespräche seien deshalb extrem wichtig.
Mit Styleshootings möchte Viktoria Pöll selbst für mehr Bildmaterial sorgen und verschiedene Beziehungsformen sichtbar machen. Das letzte fand Anfang April mit drei Personen statt. Dabei wurde eine non-binary und gleichzeitig eine Poly-Liebesfeier abgebildet. Die Webseite der Regenbogenwerkstatt ist nach diesen Shootings um einige Inspirationen reicher.
Die Liebenden sollten sich auch styletechnisch komplett entfalten können. Die Awareness für verschiedene Lebens- und Beziehungsformen ist auch in den Hochzeitsmodegeschäften essenziell: „Oft gibt es zwischen Brautkleidern und Anzügen nicht viel Auswahl. In den meisten Fällen werden männlich gelesene Personen gleich zu den Anzügen gebracht.“
Die Idee zur Regenbogenwerkstatt kam Viktoria Pöll bei einem Junggesellinnenabschied: „Zwei Fußballkolleginnen haben geheiratet und mich gefragt, ob ich das Poltern planen könnte. Ein klassischer Junggesellinnenabschied kam für mich nicht infrage“, erzählt sie. Damals war sie noch in einer Rechtsanwaltskanzlei angestellt – entschied sich dann aber für die Selbstständigkeit. Ursprünglich hatte sie Wirtschaftsrecht studiert: „Ich erkannte, dass ich mit den anderen Studierenden nichts gemeinsam habe“, erzählt die 29-Jährige.
„Unser Fußballteam ist sehr divers und hat mich sehr geprägt. Es hat mich zu der gemacht, die ich heute bin.“ Beim FC Mariahilf hat Viktoria Pöll also nicht nur erste Kund:innen gefunden und die Idee zur Regenbogenwerkstatt geboren, sondern sich selbst ein bisschen besser kennengelernt. „Ich wünsche allen Personen, dass sie ohne Erwartungsdruck, und so wie sie sind, heiraten können und dass es bald einen großen Pool an queer- und transfreundlichen Dienstleister:innen gibt.“
REGENBOGEN WERKSTATT
Viktoria Pöll (Weddingplanerin)
www.regenbogenwerkstatt.at
Instagram: regenbogenwerkstatt_
Isabella Hewlett (Fotografin)
www.isabellahewlett.com
Instagram: hewlett.isabella
Location
Fernblick – St. Corona am Wechsel 69; 2880
www.fernblick.at
Instagram: fernblicker
Goran Bugaric (Designer)
www.bugaric.com
Instagram: bugaric_
Sandra Sampl (Floristin)
www.blumenwerkstatt-sandra.at
Instagram: blumenwerkstatt_sandra
Sanel (Make-Up & Hair)
www.teronlunaris.com
Instagram: teron_lunaris
Sarah Wagner (Model)
www.sarahwagner.at
Instagram: sw_sarahwagner
Karo & Jakob Berghuber (Model)
www.kariot.at
Instagram: kariot.lines
Linda Sekoll (Designerin Hemd)
www.lindasekoll.at
Instagram: lindasekoll