
© Ina Aydogan
Mit Spiritual Housekeeping räumt Soia auf, nicht nur mit der Vergangenheit, sondern auch mit den Normen der Musikindustrie. Authentisch, feministisch und antikapitalistisch.
Staubwedel raus, Fenster auf, Ballast weg: Frühjahrsputz befreit. Nicht nur in der Wohnung, sondern auch im Kopf. Oder, in Soias Fall, in der Musik. „Spiritual Housekeeping“ heißt ihre neue EP und der Titel ist Programm. Es wird ausgemistet, durchgelüftet und Platz für Neues geschaffen. Gemeinsam mit dem kongolesisch-polnischen Produzenten Moo Latte hat die Wiener Musikerin einen Sound kreiert, der nach Aufbruch klingt: Soul trifft auf Boom-Bap, Jazz auf elektronische Texturen, während ihre Stimme mit Leichtigkeit zwischen den Genres fließt. Wer auf glatt polierte Mainstream-Klänge setzt, sucht hier vergeblich. Im Interview spricht sie über den kreativen Prozess hinter der EP, ihre persönliche Entwicklung und wie ihre Musik einen Raum für Authentizität und Selbstreflexion öffnet.
„Spiritual Housekeeping“ erscheint am 25. April. Welche alten Geister wolltest du mit dieser EP vertreiben?
Soia: Ich wollte alles Alte ausfegen und Platz für Neues schaffen! „Spiritual Housekeeping“ ist eine Ode an die psychische Gesundheit und die Befreiung von Energievampiren.
Wie würdest du deine EP beschreiben?
Ich würde es als Organic Boom Bap Soul, ein Hip-Hop-Subgenre, beschreiben. Ich mag es sehr, verschiedene Nuancen von mir in Kollaborationen unterschiedlich auszulegen. Die Zusammenarbeit mit Moo Latte, ein in Kopenhagen lebender, sehr talentierter Produzent und Multiinstrumentalist, war sehr unkompliziert und wertschätzend. Ich habe mein Faible für Mehrstimmigkeit, verschrobene Adlibs und ungewöhnliche Textzeilen umsetzen können, während er aus einer simplen Gitarrenline einen komplexen, organischen, in gewohnter Manier „hatscherten“ Beat zauberte. Songs machen ist manchmal wie Christbaum schmücken und dabei die richtige Balance finden.
Wie entsteht ein Song bei dir? Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte und Melodien?
Ich improvisiere meistens und hadere nicht lang mit Texten. Oft weiß ich intuitiv schon, was ich ausdrücken möchte. Bei dem Song „Message“ zum Beispiel war der Gesang ein „One Take“ ohne vornotierten Text. Wir haben nach einem langen Abend im Studio spontan an dem Song gearbeitet und es hat einfach geklickt. In kurzer Zeit einen Song zu machen und den dann auch so stehen zu lassen, ist für mich eine kleine Auflehnung gegen den gefälligen Perfektionismus im Musikbusiness.

Was macht einen Song für dich zu einem „Soia-Song“? Gibt es eine Art Geheimzutat in deiner Musik?
Viel Soul, kein Autotune, Chöre, Eigenwilligkeit und Widerspruch.
Im Zuge deines letzten Albums „G’schichtn aus’m Wiener“ hast du in Kooperation mit Wiener Altersheimen Senioren:innen porträtiert. Was war die wichtigste „Lektion“, die du von ihnen gelernt hast?
Dass uns nur Humor und Menschlichkeit vor dem Alter wappnen können.
Wenn du mal nicht singst oder Texte schreibst, wo findet man dich an einem typischen freien Tag in Wien? Lieblingscafé? Lieblingsplatz?
Ich bin gern am Brunnenmarkt, esse bei den syrischen Ständen oder im An-Do am Yppenplatz, nachher noch was Süßes im wunderbaren Dilies Sweet. Ich fahre ganzjährig mit meinem blauen Fahrrad, bin gerne auf Flohmärkten und entspanne mich im Wienerwald oder im Burggarten.
Kannst du uns schon einen kleinen Ausblick auf deine nächsten Projekte geben?
Ich werde dieses Jahr endlich mein soloproduziertes Album auf meinem Eigenlabel „Tiger Milk Music“ veröffentlichen und auch ein Musikvideo, das ich mit der Künstlerin Ina Aydogan bei meiner Japan-Minitour letzten Herbst gedreht habe. Außerdem bin ich gerade mit dem tollen Projekt „Demokratie, was geht?“ beschäftigt, bei dem ich Gesangs- und Songwriting-Workshops mit Jugendlichen inklusive Studioaufnahmen, Musikvideodreh und einem Festival im Juni machen darf.
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MEHR ÜBER DIE REDAKTEURIN:

Als Redakteurin der WIENERIN erkundet Laura Altenhofer gerne die neuesten Hotspots der Stadt. Besonders angetan hat es ihr jedoch die vielfältige Musikszene Wiens. Ob intime Clubkonzerte oder große Festivalbühnen – man findet sie meist dort, wo die Musik spielt.