Die erfolgreiche Podcasterin Mari Lang im Interview

Passt eh, oder?!

3 Min.

Redaktion: Viktória Kery-Erdélyi / Foto: VanDeHart

Ein Kind ist kein Goldfisch, Vereinbarkeit stets ein Prozess, und der Job sollte nicht ausschließlich das Konto füttern, findet die erfolgreiche Podcasterin Mari Lang.

ie ist Journalistin, Moderatorin und Autorin – ihr Podcast wäre für Werbung und Sponsoring bestimmt attraktiv: „Frauenfragen“ wurde zu Österreichs bestem feministischen Podcast gekürt (2021 bis 2023: Ö3), gerade wird sie für ihre fünfte Staffel gefeiert und gehört beim aktuellen Minerva-Award zu den Finalistinnen. „Aber mit klassischer Werbung habe ich ein Problem“, sagt Mari Lang. „Zum einen schwingt in meinem feministischen Konzept Kritik am Kapitalismus mit, zum anderen verstehe ich meinen journalistischen Ansatz bei ,Frauenfragen‘ so, dass ich unabhängig bleiben will.“

Das bedeutet: Mit dem Podcast selbst verdienst du kein Geld, richtig?
Mari Lang: Genau. Was viele nicht wissen ist, dass Podcaster:innen von den Streaming-Plattformen in der Regel kein Geld bekommen. Und das obwohl die Plattformen sehr wohl mit unserem Content Geld verdienen. Podcasten ist sehr arbeitsintensiv. Ich recherchiere, schneide und produziere die Interviews selbst. Warum soll qualitativ hochwertiger Inhalt im Netz gratis sein? Wenn ich für jeden Podcast-Download einen Euro bekommen hätte, wäre ich schon reich (lacht). Derzeit verdiene ich mit dem „Frauenfragen“-Podcast vor allem über Umwegrentabilität: Einerseits wurde ich zur Expertin für feministische Themen; ich halte Keynotes, mache Lesungen und sitze auf Podien. Andererseits habe ich nunmehr ein Podcast-Business: Ich mache einen Wissenschaftspodcast für das Austria Center Vienna und bereite gerade den nächsten Podcast mit dem Titel „Die Schöne und das Biest“ für eine Unternehmensberatung vor.

Ein kleiner Rückblick: Wie bist du Podcasterin geworden?
Als die Corona-Pandemie losging, wurde ich in Kurzarbeit geschickt – mit den Worten: „Jetzt hast du Zeit, dich um die Kinder zu kümmern.“ Es war nett gemeint, aber es war wie ein Schlag ins Gesicht und hat bestätigt, was ich, seit ich das erste Mal Mutter geworden bin, immer in Nuancen mitgekriegt hab: dass du als Frau auf deine Kinder reduziert wirst bzw. dass Kinder Frauensache sind. Niemand hat meinen Mann gefragt, wie er das mit zwei kleinen Kindern in der Wohnung hinkriegen wird. Das hat mich grantig gemacht, aus der Wut ist später der Podcast „Frauenfragen“ entstanden.

Du bittest prominente Männer zum Interview und stellst ihnen Fragen, mit denen sonst wir für gewöhnlich konfrontiert sind. Beispielsweise nach Kind und Karriere. Was willst du damit erreichen?
Ich zeige dorthin, wo es wehtun könnte oder wo Männer vielleicht einen Aha-Moment erleben. Dabei geht es um Themen, die uns alle betreffen, auch im Arbeitsleben: wurscht, ob mit oder ohne Kind, egal welches Geschlecht. Ich unterstelle aber keine Bösartigkeit. Das erlebe ich im Feminismus leider oft, dass es ein Gegeneinander wird: Frauen gegen Männer. Aber es ist ja nicht der Mann das Problem, sondern das Patriarchat, das auch viele Frauen stützen.

Wie haben dich all die Gespräche geprägt und verändert?
Je intensiver ich mich mit feministischen Themen beschäftige, desto bewusster wird mir, wie viel noch zu tun ist. Ich habe, wie viele junge Frauen heute – vor allem aus der weißen Mittelschicht – auch lange geglaubt, dass wir in Österreich schon sehr gleichberechtigt sind. Am Papier stimmt das vielleicht. Aber nur weil Männer mittlerweile Kinderwägen durch die Gegend schieben, ist noch lange nicht alles gut. Im Gegenteil: Die Pandemie hat uns deutlich gezeigt, wie schnell Fortschritte zu Rückschritten werden können.

Die ganze Story findet ihr in unserer April 23 Ausgabe. Viel Spaß beim Lesen!

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