My Ugly Clementine

My Ugly Clementine: „Konzerte sind greifbarer als irgendwelche Streamingzahlen“

Homecoming

5 Min.

© Mala Kolumna

Das Wiener Indie-Rock-Trio My Ugly Clementine setzt bei ihrem Tourabschluss in Wien auf Überraschungen und Abwechslung.

Verschwitzt, liebevoll und aggressiv.“ Sophie Lindinger und Mira Lu Kovacs sind sich einig: Diese drei Wörter beschreiben eine My-Ugly-Clementine-Show am besten – zumindest im Sommer. Seit Juli tourt die „Supergroup“ durch Österreich und Deutschland. Als krönenden Abschluss machen sie am 13. September Halt in ihrer Heimatstadt Wien und planen Großes. Wir haben zwei Drittel der Band zum Interview getroffen und mit ihnen über Backstagerituale, Kapitalismus und den Spagat zwischen ihren musikalischen Projekten gesprochen.

Am 13. September beendet ihr eure Sommertour mit einer Open Air Show in der Arena Wien. Könnt ihr darüber schon etwas verraten?

Sophie Lindinger: Nach unserem letzten Konzert in der Arena wollen wir den Besucher:innen etwas Neues bieten. Es wird nicht die gleiche Setlist und Show wie im Oktober sein. Wir wollen Abwechslung und planen einige Überraschungen, auch auf Special Guests darf man gespannt sein.
Mira Lu Kovacs: So eine große Bühne hat man meist nur auf Festivals. Wir wollen den Raum auf jeden Fall visuell und musikalisch voll ausschöpfen.

Habt ihr eigentlich Rituale oder bestimmte Gewohnheiten, bevor ihr auf die Bühne geht?

Mira Lu Kovacs: Bevor wir auf die Bühne gehen, pflanzen wir uns gegenseitig symbolisch den „Seed of Rock“ in die Hände.
Sophie Lindinger: Ich brauche immer etwas Ruhe vor einem Auftritt. Ich mag es nicht, vor dem Konzert noch mit zu vielen Leuten zu reden, und manchmal ist das echt eine große Herausforderung – bei Festivals quasi unmöglich. Aber auch bei Club-Shows ist es nicht immer selbstverständlich, einen Rückzugsort zu haben.
Mira Lu Kovacs: Das gemeinsame Schminken und Stylen ist zu einem Ritual geworden, das uns vor den Shows etwas zur Ruhe kommen lässt.

Eure Songs sind geprägt von Themen wie Feminismus, Gleichberechtigung und Mental Health. Was inspiriert euch zu euren Texten und eurer Musik?

Sophie Lindinger: Unsere Texte spiegeln meist unsere eigenen Geschichten und Erfahrungen wider. Als Frauen in der Musikindustrie haben wir viele ähnliche Erlebnisse gemacht, die wir in unsere Musik einfließen lassen. Natürlich erzählen wir manchmal auch Geschichten von anderen, aber es fühlt sich authentischer an, wenn wir über unsere eigenen Gefühle und Erfahrungen singen.

My Ugly Clementine
© Mala Kolumna

Welche:r unerwartete:r Künstler:in oder welches Genre hat euch inspiriert, das niemand vermuten würde?

Mira Lu Kovacs: Mich inspirieren generell Leute, die sich selbstverständlich einen Platz in der Gesellschaft nehmen. Nicht aggressiv, aber sehr direkt und ohne Nachfragen, wie die kanadische Sängerin Peaches. Sie hat eine sehr direkte und oft provokante Art, ihre Kunst auszudrücken. Ihr Umgang mit ihrem Körper auf der Bühne, besonders als ältere Frau, ist revolutionär und inspirierend. Auch wenn ich das vielleicht so nicht mache, auf der Bühne, oder noch nicht mache (lacht), finde ich das extrem inspirierend.

Ihr seid alle in verschiedenen Projekten und Bands aktiv. Wie schafft ihr es, eure Zeit und Energie zwischen den verschiedenen musikalischen Engagements aufzuteilen?

Mira Lu Kovacs: Das ist eine ständige Herausforderung. Wir sind immer auf der Suche nach der richtigen Balance und müssen uns gegenseitig daran erinnern, wenn es zu viel wird. Organisatorische Fähigkeiten sind genauso wichtig wie musikalische, um alles unter einen Hut zu bringen.
Sophie Lindinger: Planung ist entscheidend, obwohl es natürlich immer Unvorhergesehenes gibt. Wir versuchen, unsere Zeit so gut wie möglich zu managen, um allen Projekten gerecht zu werden.

Ihr wart die erste österreichische Band, die von Spotify als EQUAL Global Artist of the Month ausgewählt wurde und dadurch am Times Square zu sehen war. Wie war das für euch?

Mira Lu Kovacs: Es ist urtoll. Aber das ist so eine Information, wie wenn wer zu mir sagen würde, dass ich fliegen kann. Es fühlt sich fast surreal an, weil man selbst nicht direkt dort war.
Sophie Lindinger: Es ist ähnlich wie bei Streamingzahlen – man kann sich schwer vorstellen, was eine Million Streams wirklich bedeutet. Konzerte sind greifbarer, weil man die Menschen sieht und den direkten Kontakt hat.

Wenn ihr eine Botschaft auf einem so prominenten Platz veröffentlichen könntet, welche wäre das?

Sophie: Es müsste etwas sein, das die Leute verstört und Aufmerksamkeit erregt.
Mira Lu Kovacs: Spontan würde ich sagen „The Problem is Capitalism“ oder „End Capitalism Now“. Viele Probleme, die uns betreffen, haben mit dem kapitalistischen System zu tun, und es wäre eine starke Botschaft, das in New York am Times Square zu verkünden.

Was habt ihr nach eurem Wien-Konzert geplant?

Mira Lu Kovacs: Für die Band ist erstmal eine kleine Pause geplant. Sophie bringt im Dezember ein Album mit ihrer Band Leyya raus und geht auf Tour. Ich selbst bringe im November etwas heraus. Diese Soloprojekte geben uns die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und dann mit frischen Ideen zurückzukommen.

Live am 13. September 2024

My Ugly Clementine Open Air in der Arena Wien
Tickets unter www.oeticket.at

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MEHR ÜBER DIE REDAKTEURIN:

Als Redakteurin der WIENERIN erkundet Laura Altenhofer gerne die neuesten Hotspots der Stadt. Besonders angetan hat es ihr jedoch die vielfältige Musikszene Wiens. Ob intime Clubkonzerte oder große Festivalbühnen – man findet sie meist dort, wo die Musik spielt.

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