Von der Werkbank zur Boutique: Taschendesignerin Ina Kent im Interview
Design aus Wien
© INA KENT GmbH
Seit 16 Jahren macht sich Taschendesignerin Ina Kent in Wien einen Namen. Was hinter ihrem Erfolg steckt, was sie Nachwuchstalenten rät und was es braucht, um ein Label zu gründen, hat sie der WIENERIN verraten.
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Taschen – Accessoires und praktische Alltagsbegleiter, Ausdruck von Persönlichkeit, Stil und Individualität. Doch: Es gibt unfassbar viel Auswahl sowie vielfältige Optionen. Trotz Konkurrenz hat sich Ina Kent mit ihren Designs durchgesetzt: 16 Mitarbeiter:innen, zwei Stores und zahlreiche Taschenmodelle feierte Kent im vergangenen Jahr bei ihrem 16-jährigen Bestehen.
Begonnen hat alles mit Leder-Sonderanfertigungen, beispielsweise einer Kontrabass-Tasche. Mit Kind folgte dann der Wunsch nach Selbstständigkeit und freier Zeiteinteilung – ein Wunsch, den viele hegen, und dennoch aufgrund fehlender Sicherheit nicht wagen möchten.
„Es war für mich eine Notwendigkeit“, erzählt Kent. So habe sie in Neubau in einer Auslage einige Kreationen ausgestellt, per Telefon konnte man sich dann einen Besichtigungs- beziehungsweise Kauftermin ausmachen – „und das hat einfach funktioniert“, zeigt sich die Designerin heute stolz.
„Das war alles sehr persönlich“, fügt sie hinzu. Kickoff war schlussendlich ein Modemarkt, auf dem sie ihre Taschen erfolgreich einem breitgefächerten Publikum präsentieren konnte.
Doch was braucht es eigentlich, um in Wien ein Modeunternehmen zu gründen? Zunächst sind Ideen, Talent und Kreativität das A und O. Finanziell kann Kent die Wiener Wirtschaftsagentur empfehlen: Für kreative Köpfe gibt es sowohl für Neulinge als auch erfahrene Menschen mit guten Konzepten Förderungen.
Als weiteren Erfolgsfaktor nennt die Designerin Authentizität. „Ein Unternehmen zu gründen ist nichts anderes als ein Leben zu führen. Man muss sich selbst treu sein. Wenn du es gewohnt bist, Dinge sofort groß aufzuziehen, dann funktioniert das. Wenn du ein vorsichtiger Typ bist, ist das aber vielleicht nicht der richtige Weg“, führt sie fort.
Als die Design-Autodidaktin ihr Label lancierte, hatte sie weder Statussymbole noch saisonale Statement-Taschen im Sinn und das hat sich bis heute nicht geändert. Viel eher entwickelte sie ihre etablierten Modelle stets weiter und dieser Ansatz ist nach all den Jahren stets glaubwürdig und ehrlich geblieben.
Transparenz nennt sie als weiteren Rat. „Meine Entwicklungen waren immer Step-by-Step und kontinuierlich. So gab es nie einen massiven Hype, aber auch keine großen Niederlagen“, reflektiert die Designerin. Anfänglich seien manche Kund:innen verschreckt gewesen, dass ihre Taschen mittlerweile in Indien produziert werden würden, erzählt Kent.
Doch um ihre Preise einhalten zu können und unter ethisch korrekten Bedingungen zu produzieren, hätte sie in Europa keine Chance gehabt. In Österreich gäbe es nicht einmal eine Produktion, die ihre Produktmenge stemmen könnte, fügt sie hinzu. „Nichts ist zu 100 Prozent schlecht oder zu 100 Prozent gut“, erklärt sie überzeugt.
Herausforderungen sieht sie außerdem als Chancen der Weiterentwicklung. Die Challenge ethisch verantwortungsvoll zu produzieren und sicherzustellen, dass ihre Produkte den höchsten Standards entsprechen, meisterte sie also mit Geschäftspartner:innen im Ausland.
Die Produktionsstätte bereist sie zwei Mal im Jahr. „Wir versuchen in bester Annäherung alles so zu gestalten, dass es so gut wie möglich nachhaltig ist“, so die Designerin. Künftig könnte sie sich vorstellen unter anderem auf recyceltes Nylon zurückzugreifen. „Das lässt sich nämlich immer wieder recyceln“, merkt Kent abschließend an.
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