Zunehmende Allergieproblematik: Gründe für den Anstieg von Allergien in Industrieländern

Allergien im Anflug

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Immer mehr Menschen klagen über Allergien. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Allergiefälle, besonders in Industrieländern, spürbar zugenommen. Von Heuschnupfen über Nahrungsmittelallergien bis zu Hautreaktionen – Allergien werden zu einem immer größeren Gesundheitsthema. Aber woran liegt das eigentlich? Sind wir empfindlicher geworden, oder hat sich unsere Umwelt so verändert, dass Allergien häufiger auftreten?

Allergien nehmen zu.
Frühling bedeutet für die einen die schönste Zeit des Jahres, für viele Pollenallergiker:innen ist sie aber der Startschuss in eine Leidenszeit. Die gute Nachricht ist, dass sich dagegen etwas tun lässt. © Unsplash/ Volodymyr Hryshchenko

Für Allergiker:innen sind vor allem Pollen ein großes Thema. Die Pollenflugvorhersage wird fast so wichtig wie der tägliche Wetterbericht, denn sie hilft, den Alltag besser zu planen und unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Warum immer mehr Menschen Allergien entwickeln

Die Zunahme von Allergien in der Bevölkerung lässt sich auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückführen. Einer der Hauptgründe ist die Veränderung unserer Umwelt. Luftverschmutzung, insbesondere in städtischen Gebieten, spielt eine wesentliche Rolle. Schadstoffe in der Luft können die allergene Wirkung von Pollen verstärken und so die Symptome für Allergiker:innen verschlimmern. Zudem führen klimatische Veränderungen dazu, dass die Pollensaison länger und intensiver wird, was die Belastung erhöht.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der moderne Lebensstil. Die zunehmende Tendenz zu einem Leben in geschlossenen Räumen und der vermehrte Kontakt mit chemischen Substanzen in Alltagsprodukten können das Immunsystem beeinflussen. Eine übermäßige Hygiene im Kindesalter wird ebenfalls diskutiert – sie könnte dazu führen, dass das Immunsystem nicht ausreichend trainiert wird, um zwischen harmlosen und schädlichen Substanzen zu unterscheiden.

Genetische Prädispositionen spielen ebenfalls eine Rolle. Wenn in deiner Familie bereits Allergien vorkommen, ist das Risiko höher, selbst Allergiker:in zu werden. Allerdings erklärt die Genetik allein nicht den deutlichen Anstieg der Allergiefälle in den vergangenen Jahrzehnten.

Für eine detaillierte Betrachtung, wie Umweltfaktoren und der Klimawandel deine Gesundheit beeinflussen, liefert der Artikel „Klimawandel und Allergie“ weitere Einblicke. Er erklärt, wie mildere Temperaturen im Winter und Spätherbst sowie Hitze im Sommer die Allergiesymptome verstärken und die Pollensaison verlängern können. Zudem wird aufgezeigt, wie Umweltveränderungen, insbesondere die Zunahme von Ambrosia-Pollen, zu einer erhöhten allergenen Belastung beitragen.

Pollen im Blick: Ein Mini-Guide für Österreich

In Österreich beginnt die Pollensaison bereits früh im Jahr und bringt für Allergiker:innen einige Herausforderungen mit sich. Die häufigsten Pollenarten, die in Österreich Allergien auslösen, sind Baumpollen, Gräserpollen und Kräuterpollen. Jede dieser Pollenarten hat ihre eigene Saison, die von verschiedenen Faktoren wie Klima und Wetterbedingungen abhängt.

  • Baumpollen treten in Österreich üblicherweise zu Beginn des Jahres auf und erreichen im späten Frühjahr ihre höchste Konzentration. Zu den Hauptverursachern von Allergien gehören hier Pollen von Birken, Erlen, Haseln und Eschen. Diese Pollen sind besonders für Menschen mit Heuschnupfen problematisch.
  • Gräserpollen sind eine weitere häufige Ursache für allergische Reaktionen. Ihre Saison beginnt im Frühling und dauert bis in den Spätsommer. Gräserpollen sind weit verbreitet und können bei sensiblen Personen zu starken allergischen Symptomen führen.
  • Kräuterpollen, insbesondere von Ambrosia (Ragweed), werden ab dem Frühsommer bis in den Herbst hinein freigesetzt. Ambrosia-Pollen sind bekannt für ihre starke allergische Wirkung und können bereits in geringen Konzentrationen allergische Reaktionen auslösen.

Die Pollenflugvorhersage ist ein wichtiges Instrument für Allergiker:innen, um sich auf hohe Pollenkonzentrationen vorzubereiten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dank moderner Technologien und Datenanalysemethoden ist es möglich, genaue und standortbezogene Informationen zur Pollenkonzentration zu erhalten. Dies hilft Allergiker:innen, ihre Aktivitäten entsprechend zu planen und die Belastung durch Pollen zu minimieren.

Für detaillierte und aktuelle Informationen zur Pollenbelastung in Österreich empfiehlt es sich, regelmäßig die Pollenflugvorhersage zu überprüfen. Dort finden Interessierte wertvolle Informationen, die ihnen helfen, besser mit ihren Allergien umzugehen und die Symptome zu lindern.

Pollenflug isst für viele Menschen eine Belastung
Millionen von Pollen schweben durch die Luft und gelangen durch fast jede Ritze auch ins Haus. Wer von einer Pollenallergie betroffen ist, leidet unter Umständen viele Monate im Jahr. Umso wichtiger ist es, die Pollenallergie in den Griff zu bekommen. © Pixabay/ Janvanbizar

Neue Wege in der Allergiebehandlung

Die Behandlung von Allergien hat in den letzten Jahren durch moderne medizinische Forschung bedeutende Fortschritte gemacht. Ein zentraler Ansatz ist die Allergen-Immuntherapie (AIT), auch als Hyposensibilisierung bekannt. Diese Methode zielt darauf ab, das Immunsystem schrittweise an das Allergen zu gewöhnen, um die Reaktion darauf zu verringern oder sogar zu eliminieren. Die AIT kann in Form von Spritzen, Tabletten oder Tropfen verabreicht werden und hat sich besonders bei Pollen- und Insektengiftallergien als wirksam erwiesen.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die Nutzung von Biologika, speziell entwickelten Medikamenten, die gezielt bestimmte Immunreaktionen im Körper beeinflussen. Diese Medikamente, die oft als Injektionen verabreicht werden, können bei schweren Allergien und Asthma eingesetzt werden, um die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Aufklärung ist alles: Bewusstsein für Allergien schärfen

Die Aufklärung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit über Allergien ist ein entscheidender Schritt, um das Bewusstsein für diese weit verbreiteten Erkrankungen zu schärfen. Eine umfassende Information über Allergien hilft nicht nur Betroffenen, ihre Symptome besser zu verstehen und zu managen, sondern sensibilisiert auch die Gesellschaft für die Herausforderungen, mit denen Allergiker:innen konfrontiert sind.

Die Bedeutung von Bildung und Aufklärung in diesem Bereich kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Durch gezielte Informationskampagnen und Bildungsprogramme können Missverständnisse und Vorurteile abgebaut und ein besseres Verständnis für die Komplexität von Allergien geschaffen werden. Dies umfasst die Wissensvermittlung über Auslöser, Präventionsstrategien und Behandlungsmöglichkeiten.

Weiterhin ist es wichtig, dass man lernt, die ersten Anzeichen einer Allergie zu erkennen, um sie von einer Erkältung zu unterscheiden. Dann kann man darauf schnell und angemessen reagieren, indem Arzt/ Ärztin konsultiert werden können. Frühzeitige Diagnose und Behandlung können nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern, sondern auch langfristige Gesundheitsprobleme verhindern.

Es gibt verschiedene Ansätze, um das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung zu stärken. Ein Ansatz ist die Initiative “Gesunde Gemeinde”: Das Konzept der „Gesunden Gemeinde“ in Österreich zielt darauf ab, die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen durch Gesundheitsförderung zu verbessern. Viele Gemeinden und Städte in Österreich haben sich bereits dieser Initiative angeschlossen. In Niederösterreich nehmen beispielsweise über 75 Prozent teil – ein tolles Engagement.

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