Safer Sex, aber richtig!
Expertin Heidi König verrät, auf was zu achten ist.
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Syphilis, Tripper, HPV: Pro Tag stecken sich weltweit mehr als eine Million Menschen mit einer sexuell übertragbaren Infektion an. Wie sich das verhindern lässt und warum ein vernünftiger Umgang mit diesem Thema so wichtig ist, erklärt unsere Expertin Heidi König.
Europaweiter Negativrekord bei sexuell übertragbaren Krankheiten! Steigende Syphilis-, Gonor-
rhö- (Tripper) und HPV-Zahlen auf der ganzen Welt! Weltweit stecken sich pro Tag mehr als eine Million Menschen mit einer sexuell übertragbaren Infektion an! Solche und ähnliche Headline s waren in den vergangenen Tagen und Wochen vermehrt in den Medien zu lesen.
Wenn Menschen mit anderen Personen eine sexuelle Handlung eingehen, dann können eben auch sexuell übertragbare Infektionen übertragen werden. Die meisten davon sind heilbar, sofern sich die Person nach einer Ansteckung in eine Behandlung begibt. Die erste Ansprechperson ist hier übrigens nicht, wie häufig gedacht, die Gynäkologie oder die Urologie, sondern die Dermatologie. Das sind die Fachärztinnen und -ärzte für Haut- und Geschlechtskrankheiten.
Kaum Krankheitsanzeichen
Häufig verlaufen sexuell übertragbare Infektionen allerdings ohne sichtbare oder spürbare Krankheitsanzeichen. Daher ist es umso wichtiger, dass Menschen wissen, wie sie sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten gut schützen können.
„Safer Sex“ ist für viele Menschen ein geflügeltes Wort dafür geworden, „Sex nur mit Kondom“ zu machen. Aber was bedeutet es eigentlich wirklich? Das persönliche Ansteckungsrisiko zu minimieren, ist nämlich auf mehreren Ebenen möglich. Kondome bei sexuellen Handlungen zu verwenden, ist das vordergründigste und bekannteste Mittel, sich nicht zu infizieren oder eine STI (sexuell übertragene Infektionen, Anm. d. Red.) weiterzugeben.
Aber auch sogenannte „Dental Dams“ – also „Lecktücher“ –, die beim Oralverkehr verwendet werden können, oder der Wechsel des Kondoms zwischen den unterschiedlichen Sexualpraktiken gehören zu Safer-Sex-Methoden. Zu den weiteren Präventionsmaßnahmen gehört es auch, sich persönlich mit der Möglichkeit von Impfungen auseinanderzusetzen. So kann man sich gegen HPV und Hepatitis B impfen lassen.
Mangelnde Hygiene keine Ursache
Sexuell übertragbare Infektionen haben übrigens nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Dieser Irrglaube ist häufig dafür verantwortlich, dass sich Menschen genieren, bei Juckreiz oder Schmerzen am Genital einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Trotzdem ist die richtige Intimpflege wesentlich. Denn Menschen, die sich im Intimbereich gut pflegen, entwickeln oft ein sehr gutes Gespür für den eigenen Körper und nehmen so erste Krankheitsanzeichen wesentlich schneller wahr und können sich somit rechtzeitig in Behandlung begeben, bevor die Infektion womöglich chronisch wird.
Zu viel Hygiene ist allerdings auch kontraproduktiv. Vaginalspülungen oder der intensive Gebrauch von Intimsprays können den gesunden Bakterienhaushalt auf der Schleimhaut relativ rasch aus dem Gleichgewicht bringen und gerade dann können Krankheitserreger einfach eindringen. So kann sich dann beispielsweise ein Pilz oder eine bakterielle Entzündung am Geschlechtsorgan sehr schnell ausbreiten.
Nicht die Angstkeule schwingen
Ebenso ist es kontraproduktiv, wenn Medien, die Medizin oder das Umfeld die Angstkeule bezüglich sexuell übertragbarer Infektionen schwingen. Indem zum Beispiel Jugendlichen suggeriert wird, dass sie sich bei jedem sexuellen Kontakt mit einer anderen Person anstecken, verliert man die Glaubwürdigkeit.
Natürlich ist die Aussage faktisch richtig, aber sie müsste eingebettet werden in die Realität. Schließlich kann man sich mit einer STI nur dann anstecken, wenn die andere Person diesen Krankheitserreger in sich trägt – und das ist nun mal nicht immer der Fall. Wenn Menschen beispielsweise anderweitig eine Schwangerschaft verhüten, aber kein Kondom verwenden und trotzdem keine Krankheit übertragen wird, haben sie oft die Idee, dass ihnen nicht die richtige Information gegeben wurde.
So erlebe ich es jedenfalls sehr häufig in meinem sexualpädagogischen Berufsalltag. Jugendliche fragen mich dann etwa: „Wieso entstehen Sex-Krankheiten, wenn zwei Menschen Sex haben?“ Daher ist es wichtig, ehrlich zu sein! Menschen müssen immer verhüten, weil sie einerseits keine Ahnung darüber haben, wann sie sich im fertilen Fenster befinden, beziehungsweise weil sie nicht wissen, ob die andere Person eventuell eine sexuell übertragbare Krankheit hat.
Aber es ist nicht richtig, zu sagen, dass man automatisch krank oder schwanger wird, wenn man nicht verhütet. Neben der Tatsache, dass es faktisch falsch ist, rücken solche Aussagen die Sexualität, beziehungsweise wie es für viele so schön heißt „die schönste Nebensache der Welt“, in ein doch komisches Licht.
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