Heilsame Gespräche führen: So geht’s!
Expertin Michaela Lerchner verrät, wie Kommunikation zur mentalen Gesundheit beitragen kann.
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Michaela Lerchner gehört als Ordensfrau zu den Halleiner Schwestern Franziskanerinnen. Sie engagierte sich viele Jahre im Peer Center Salzburg (Betroffene helfen Betroffenen) und bietet persönliche Einzelgespräche, telefonische Beratung und Vorträge zu Depressionen und psychischen Erkrankungen an. Die gebürtige Lungauerin litt jahrelang selbst an Depressionen und weiß, wie sehr heilsame Gespräche zur Gesundheit beitragen können. Wir haben uns mit ihr getroffen und uns über die Kraft der zwischenmenschlichen Kommunikation unterhalten.
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Frau Lerchner, warum haben einige Menschen Schwierigkeiten, offen über ihre Schwächen, Probleme und Sorgen zu sprechen?
Weil sie sich hilflos fühlen. Es fällt vielen schwer, das Innerste in Worte zu fassen und zu beschreiben. Es kommt dann auch oft die Scham dazu und die Angst, als seltsam abgestempelt zu werden.
Was kann man tun, um sich im Gespräch besser ausdrücken zu können?
Es gibt eigentlich keine konkrete Anleitung dazu. Es ist das eigene Tun. Man sollte sich selber dazu motivieren, den ersten Schritt zu machen. Das kann niemand für einen übernehmen. Spüre in dich rein. Was möchtest du sagen? Was brauchst du? Und finde eine Vertrauensperson, mit der du offen reden kannst.
Ein heilendes Gespräch hat viel mit Gefühl zu tun: Man fühlt sich verstanden, es geht einem danach besser.
Michaela Lerchner
Inwiefern kann der zwischenmenschliche Dialog zur mentalen Stabilität beitragen?
Ein offenes Gespräch mit einer Vertrauensperson ist die Grundlage für mentale Stabilität. Es kann ein Gespräch mit einer guten Freundin sein, oder in Form einer professionellen Therapie. Eine heilsame Gesprächstherapie ist wie eine Landkarte, die mir den Weg zeigt. Den Weg muss ich dann allerdings selber gehen.
Ein heilendes Gespräch hat auch viel mit Gefühl zu tun: Man fühlt sich verstanden, es geht einem danach besser. Es kann die Gedanken ordnen und oft ist einem leichter, wenn man das Innerste in Worte fasst und das erste Mal zum Ausdruck bringt. Das ist sehr viel wert, ermutigend und heilbringend.
Wie wichtig ist die Rolle des Zuhörers?
Ein heilsames Gespräch setzt einen aktiven Zuhörer voraus. Man sollte dem Gegenüber vermitteln, dass man gerne, wohlwollend und empathievoll zuhört. Dass man sich Zeit für das Gegenüber nimmt.
Wie funktioniert „aktives“ Zuhören konkret?
Man fällt nicht ständig ins Wort und versucht, sich in die Lage des anderen zu versetzen. Bei einem Seminar in der Telefonseelsorge habe ich mir folgenden Satz mitgenommen: „Man hört solange zu, bis der andere wieder sprechen kann“. Je mehr ich höre und je weniger ich rede, desto mehr Freiraum bekommt mein Gegenüber. Ratschläge und Tipps geben ist übrigens ein Kunstfehler. Ratschläge gibt man nur, wenn man danach gefragt wird.
Es fällt allerdings oft schwer, einfach nur dazusitzen und aktiv zuzuhören. Wir meinen, wir müssen unsere Weisheiten anbringen, aber viele Menschen brauchen einfach nur, dass sie endlich einmal über ihr Innerstes reden können. Ein Frage, die man dem Gegenüber eventuell stellen könnte, wäre: „Hast du dir Gedanken gemacht, wie du diese Situation am besten lösen kannst?“
Vor allem jetzt im Winter, in der kalten und dunklen Zeit, leidet oft die mentale Gesundheit darunter. Was kann man dagegen tun?
Wichtig ist, dass man selber aktiv wird. Raus gehen in die frische Luft, Sonne und Licht tanken – auch wenn es nebelig und kalt ist. Das Licht, das der Körper braucht, ist trotzdem vorhanden. Man sollte Kontakt mit anderen Menschen suchen, sich auf einen Kaffee mit einer/m Freund:in treffen. Es ist ratsam, sich nicht zuhause zu isolieren. Auch wenn es schwer fällt, kann man mit kleinen Schritten anfangen. Letztendlich besteht ja auch das Leben an sich aus vielen, kleinen Schritten.
MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS
Elisabeth Trauner ist Redakteurin von Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.
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