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Es sind die sogenannten „Frühlingsgefühle“, die uns motivieren und unsere Sinne beleben. Diese besonderen Empfindungen sind nicht nur ein physisches Phänomen, sondern spiegeln auch eine tiefere Verbindung zu unserem inneren Erleben wider.
Doch was steckt eigentlich hinter diesem Begriff und warum verspüren wir in dieser Jahreszeit so viele positive Emotionen? Im Interview mit Psychologin Dr. Sabine Viktoria Schneider über das Phänomen Frühlingsgefühle und deren Bedeutung für unser Wohlbefinden.
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Gibt es eine wissenschaftliche Erklärung dafür, warum Menschen im Frühjahr oft eine besonders positive Stimmung erleben?
Aus psychologischer und hormoneller Sicht wird im Winter weniger Serotonin ausgeschüttet, das für unsere Glücksgefühle verantwortlich ist. Die kalte, dunkle Jahreszeit fördert zudem eine erhöhte Melatonin-Produktion, die sich negativ auf unser Gemüt auswirken und sogar zu einer Winterdepression führen kann. Mit dem Frühling, wenn die Tage länger und heller werden und die Natur zu blühen beginnt, steigt der Serotoninspiegel wieder an. Dieses hormonelle Hoch erklärt die sogenannten „Frühlingsgefühle“: Wir sind motivierter, aktiver und verspüren ein allgemeines Wohlbefinden.

Warum sind Frühlingsgefühle oft mit einem gesteigerten Wunsch nach Partnerschaft verbunden?
Das hängt sicher auch mit dem Gefühl des Neubeginns zusammen. Viele Menschen sind wieder mehr unterwegs und haben auch den Wunsch nach
sozialen Kontakten oder danach, ihre Zeit in Gesellschaft zu verbringen. Bei vielen Singles wächst durch den Hormonschub von Serotonin und Oxytocin, die Nähe und Verbundenheit fördern, auch der Wunsch nach Zweisamkeit.
Könnte der Frühling auch eine Zeit für emotionalen Stress sein, etwa durch erhöhte Erwartungen oder den Druck, „aktiv“ zu sein?
Viele sind sicher gestresst dadurch. Im Zeitalter der sozialen Medien bekommen wir auch vieles vorgelebt. Ein Influencer postet beispielsweise, wie aktiv er Sport betreibt oder mein Nachbar erzählt, dass er frisch verliebt ist. Wir fangen an, uns mit anderen zu vergleichen. Und das stresst Menschen, die zu wenig Ich-Stärke haben. Wenn ich lerne, dass ich eine eigenständige Person mit einem eigenen Rhythmus bin, können mich Dinge, die von außen kommen, nicht verunsichern. Jeder hat seinen eigenen Biorhythmus. Viele Menschen setzen sich auch bei der Sexualität unter Druck. Sexualität und Romantik wird oft mit Leistung in Verbindung gebracht. Ein schönes, intimes Zusammensein ist genauso wichtig. Durch den ständigen Druck, den man sich selber macht, geht sehr viel Wertvolles verloren.
Wie können wir die positiven Aspekte der Frühlingsgefühle in unseren Alltag integrieren?
Man könnte sich bereits im Winter überlegen, welche Ziele man sich für das neue Jahr setzen möchte. Vielleicht neue Rituale beginnen – beispielsweise, wenn es morgens wieder früher hell wird, dass ich vor der Arbeit Yoga mache oder zehn Minuten spazieren gehe. Man sollte in sich hineinspüren, was einem gut tut, welche Form der Bewegung man machen möchte. Mit positiven Gefühlen und einer Vorfreude auf die Umsetzung schafft man eine Umstellung eher als einen Neujahrsvorsatz, den man ab 1. Jänner setzt und sich dann schon beim Aufwachen denkt, was jetzt alles verboten ist.
Kann man selbst etwas tun, damit man vielleicht das ganze Jahr über Frühlingsgefühle hat?
Man sollte sich darüber klar werden, was man wirklich braucht. Von welchen Dingen oder Personen kann ich mich vielleicht trennen? Was tut mir gut? Es geht um die Festigung der eigenen Ich-
Stärke. Bei Frühlingsgefühlen denkt man oft an die Beziehung zu einem Partner. Die Beziehung zu einem selbst ist aber die, die wir ebenfalls pflegen sollten. Denn nur wenn die innere Balance stimmt, können auch die Beziehungen nach außen funktionieren.
MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.