Feinedinge in Wien: Porzellan-Kreation mit Herzblut

Keramik aus Wien

7 Min.

© feinedinge

Inmitten des bunten Treibens im florierenden Freihausviertel hat der Keramikladen „feinedinge“ seinen Standort und trägt zum Charme in der Region bei. Die Gründerin, Sandra Haischberger, hat uns ihre Leidenschaft zum Porzellan erklärt, ihre Lieblingsspots im Viertel verraten und uns ihr Unternehmen nähergebracht.

Der Shop in der Margaretengasse 35 ist nicht zu übersehen: Die großen Fenster lassen einen schon beim Vorübergehen einen Blick in die Räumlichkeiten erhaschen und schnell zieht einen der Charme des Stores zum Eingang. In dem geräumigen, länglichen Raum fällt der große und üppig gedeckte Tisch sofort auf, an dem sich das Geschirr zur Häufe stapelt.

An den Regalen dahinter und daneben gibt es Services in allen Farben, Formen und Größen. Schnell fällt auf, wie einzigartig, wie fein und wie schön die Stücke von feinedinge sind. Zart wie eine Blume, doch durchaus robuster als man denkt, wie uns Sandra Haischberger später erklärt. Wer Glück hat, kann beim Erkunden des Shops auch den Herstellungsprozess von außen beobachten und einen Blick in die Werkstatt werfen.

Sandra Haischberger investiert seit mittlerweile 19 Jahren gemeinsam mit ihrem Team nicht nur viel Zeit und Aufwand in jedes der handgefertigten Stücke, sondern auch eine große Portion Leidenschaft und Herzblut. Ein Gespräch mit einer inspirierenden Frau und Unternehmerin.

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© feinedinge

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie einen Shop eröffnen?
Sandra Haischberger: Das war ein bisschen aus der Not heraus. Ursprünglich war ich Lehrerin. Gleich in meiner ersten Arbeitswoche habe ich zum Töpfern angefangen. Anfangs habe ich die Sachen bei Ständen verkauft. Dann bin ich aber nach Wien gekommen und hab die künstlerische Volkshochschule weitergemacht, also die Ausbildung zur Keramikerin.

Da habe ich dann studiert und ein Diplom bei LAUFEN mit Waschbecken gemacht und im Zuge dessen in einem Innenarchitekturbüro gearbeitet, weil ich keine Ahnung von Produktgestaltung hatte. Da habe ich das Zeichnen am Computer gelernt. Anschließend ist meine Tochter auf die Welt gekommen und ein kleiner Laden amMargartenplatz ist frei gewesen.

Ich dachte mir: „Jetzt oder nie.“ Also hab ich da den Laden aufgemacht, nebenbei aber auch noch auf Weihnachtsmärkten verkauft, auch außerhalb von Österreich, und war bei internationalen Messen. Jetzt bin ich froh, dass das alles nicht mehr notwendig ist, ich bin überhaupt keine Marktsitzerin. Aber es ist eine gute Gelegenheit und so sind wir auch recht schnell gewachsen. Dadurch haben wir auch noch die Händlerschiene aufgestellt und einerseits direkt, andererseits aber auch über Händler verkauft.

Wie groß ist Ihr Unternehmen jetzt?
Mit mir sind wir fünf. Davon ist eine Mitarbeiterin Vollzeit für den Verkauf und das Backoffice zuständig, also hat einen Shop-Schwerpunkt. Dann gibt es im Moment drei Mitarbeiterinnen und mich in der Werkstatt. Außerdem suchen wir gerade noch jemanden für Freitag und Samstag.

Was macht Ihre Keramikprodukte so einzigartig?
Mein Anspruch war im Grunde immer, dass wir mit Porzellan arbeiten. Ich hatte nicht diesen maschinellen perfekten Anspruch. Das ist aber auch etwas, was man kommunizieren muss. Dass das kein Fehler ist, sondern Handarbeit.

Gleichzeit habe ich einen hohen Qualitätsanspruch. Wir haben uns auch auf das Einfärben von dem Rohstoff spezialisiert. Normalerweise heißt es, umso weißer das Porzellan, desto wertvoller. Das ist bei uns nicht so. Außerdem versuchen wir nachhaltig zu arbeiten und zu recyclen.

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Warum arbeitet ihr ausschließlich mit Porzellan?
Der Grund ist hauptsächlich meine Faszination für das Material. Mich fasziniert diese Nische sehr, auch weil es ein sehr feines und hochwertiges Material ist.

Porzellan ist bekannt dafür, dass es so transluzent ist, also irrsinnig durchscheinend. Normalerweise ist es ein industrielles Handwerk, weil man dafür Gipsformen zur Produktion braucht und da der ganze Formenbau dranhängt. Außerdem kommt es in der Natur in dem Sinne auch nicht vor, die Rezeptur haben die Chinesen gefunden.

Inwiefern arbeitet ihr nachhaltig?
Insofern, dass wir Reste wieder verwerten. Wir geben die Reste alle in Kübel, trennen die Farben aber zwischen warm und kühl und bereiten die Masse dann wieder auf. Man weiß nie welche Farbe rauskommt und das kommt irrsinnig gut bei den Leuten an. Zusätzlich verpacken wir umweltfreundlich und es wird schon von Beginn an Ökostrom verwendet.

Wie würden Sie den Stil Ihrer Keramik von anderer unterscheiden?
Mein Anspruch war immer, dass es eine hohe Funktionalität hat. Also dass man die Dinge wirklich im Alltag benutzen kann, dass es Spülmaschinenfest ist und auch für den Backofen und die Mikrowelle geeignet ist. Ich wollte nichts produzieren, was dann nur am Sonntag hergenommen wird. Die Formen sind eher schlicht, weil das Geschirr durch die Farbe und die Details gut hervorsticht.

Mit welchen Herausforderungen hatten Sie als Unternehmerin schon zu kämpfen?
Vor allem mit der Energiekrise letztes Jahr. Das hat uns fast Kopf und Kragen gekostet. Außerdem wollte ich schon immer ausschließlich ein Frauenunternehmen sein, aber das bringt auch große Herausforderungen mit sich. Ich habe in kürzester Zeit drei Mitarbeiterinnen gleichzeitig verloren, weil sie schwanger waren.

© feinedinge

Hat Corona Ihr Geschäft stark beeinflusst?
Wir haben Corona Gott sei Dank recht gut überstanden. Wir konnten ja weiterhin in der Werkstatt arbeiten. Außerdem waren die Leute dann mehr zuhause und haben da viel gekocht und gegessen. Es wurde wieder mehr Wert auf die Tischkultur gelegt. So sind die Leute draufgekommen, dass sie gerne neues und moderneres Geschirr hätten. Es sind auch viele zu uns gekommen, die das alte Service aussortiert haben und sich etwas Neues geleistet haben, weil sie eh nicht in den Urlaub fahren konnten.

Wie lange ist das Geschäft schon an diesem Standort?
Wir sind seit 2015 hier. Das Unternehmen gibt es seit 2005 und wir sind zweimal übersiedelt. Am Anfang waren wir beim Margaretenplatz, das war ein ganz kleiner Standort. Dann waren wir in der Krongasse, da waren wir aber recht versteckt und seit 2015 sind wie jetzt hier.

Warum genau haben Sie sich für einen Standort im Freihausviertel entschieden?
Das ist unter Anführungszeichen ein Zufall. Ich habe ja hier in der Nähe schon mit dem ersten Shop begonnen und ich wollte dann sehr gerne in der Gegend bleiben. Ich finde die Lage super und das Freihausviertel entwickelt sich sehr gut. Das war ein richtiger Glücksgriff.

Inwiefern entwickelt sich das Viertel gut?
Das Angebot ist gut und nicht so klassisch. Die Mischung macht’s und wird immer besser. Es ist halt wirklich so ein Netzviertel, abseits von den Einkaufsstraßen. Egal ob in London, New York oder Wien, die großen Einkaufsstraßen schauen immer gleich aus. Das individuelle Angebot an Läden macht das Freihausviertel so speziell und das freut mich wahnsinnig. Ich hoffe, dass das auch so weiter geht.

© Wien Tourismus Mafalda Rakoš

Was zeichnet das Viertel für Sie aus?
Es ist keine so Mainstream-Ecke. Das hat schon vor längerer Zeit in der Schleifmühlengasse mit den Galerien begonnen, die sich dort zusammengeschlossen haben. Jeden ersten Donnertag im Monat gib es immer noch diese Openings, wo alle Galerien gemeinsam Vernissagen machen.

Und das verlagert sich auch immer mehr zu uns runter. Dass soll jetzt nicht falsch klingen, aber ich glaube, dass wir auch sehr wichtig waren für die Entwicklung dieser Gegend, weil wir so ein großer und prominenter Laden sind. Wir haben große Auslagen und die Leute gehen gerne window-shoppen. Ich freue mich immer, wenn jemand kommt und einfach nur schaut.

Das habe ich damals ehrlicherweise unterschätzt, wie viele Leute hier flanieren. Das Viertel hat eine super Mischung aus Lokalen und Ateliers, es gibt hier wie gesagt keine großen Ketten, sondern recht viele individuelle Läden.

Haben Sie Lieblings-Läden, Lokale oder Co in dem Viertel, die Sie empfehlen können?
Was Restaurants angeht ist das Zweitbester super, das ist gleich bei uns. Dann mag ich das ALMA in der Großen Neugasse sehr gerne und natürlich auch das Café Anzengruber. Beim Altwien hole ich mir gerne einen Kaffee. Vor allem auch schöne Läden sind Blumenkraft, Sissysound und das art postal. Das sind so meine Lieblingsläden.

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