
After Baby Brain – so kannst du deine Vergesslichkeit überwinden
Zwischen Gedächtnislücken und Gefühlschwankungen
© Unsplash/Dakota Corbin
Vergesslich, verpeilt, verheult – ist das matschige Mutterhirn mehr als nur ein Klischee? Ja, das „After Baby Brain“ existiert! Zwischen Gedächtnislücken und Gefühlsschwankungen schlummern aber auch neue Stärken.
Googelt man nach „After-Baby-Body“, so werden ganze 3,6 Milliarden Suchergebnisse ausgespuckt. Darunter einige klinische Studien und etablierte Expertenstatements sowie selbsternannte Fitnessgurus, die dazu einiges zu sagen haben. Es scheint ein etablierter Begriff in unserer Gesellschaft zu sein, ganz anders als „Mommy Brain“. Dabei verändert sich nach der Geburt eines Kindes nicht nur der Körper einer Frau. Auch nachweisbare Veränderungen, die während der Schwangerschaft im weiblichen Gehirn stattfinden, tragen zu einem neuen Selbst einer frischgebackenen Mutter bei.
Was ist ein „After-Baby-Brain“?
Die Rede ist vom „Mommy Brain“ oder „After-Baby-Brain“: müde, verwirrte und unkonzentrierte Frauen, die noch vor ihrer Schwangerschaft ganz locker Mitarbeiterführung und Projektmanagement unter einen Hut brachten. Das sind die Fakten, denn laut einer Studie der Universität Barcelona wirken sich signifikante Veränderungen, die sowohl hormoneller als auch neurobiologischer Natur sind, auf die emotionale Verarbeitung und die soziale Interaktion aus. Manche Veränderungen passieren kurz, andere bleiben.
Das „Mom Brain“ hat jetzt die Regie übernommen: Plötzlich vergessen, wo man die Schlüssel hingelegt hat, und nach dem Einkaufen stellt man fest, dass man genau die Dinge, die man eigentlich besorgen wollte, vergessen hat. Wieder einmal! Die Stimmung? Schwankt! Und irgendwie fühlt man sich unfähig, den vorher so souverän bewältigten Alltag zu meistern. Der Nebel im Gehirn, der in dieser Zeit für die sogenannte „Momnesie“ verantwortlich ist, kann bis zu zwei Jahre andauern. Danach soll sich das weibliche Gehirn wieder langsam regenerieren – sofern keine weitere Schwangerschaft dazwischenkommt. Ein Zustand, der für viele Mamas belastend ist und noch immer ein gesellschaftliches Tabuthema darstellt.
So überwindest du das „After-Baby-Brain“
Die gute Nachricht: Es gibt Wege, um diesen Zustand zu verbessern, sich neu zu strukturieren. Es ist zwar anders, doch anders ist oftmals nicht schlechter. Hinzu kommen neue Mama-Fähigkeiten: effizientere Arbeitsprozesse in kürzerer Zeit, organisatorische Meisterleistungen, gesteigertes Durchhaltevermögen und mehr Empathie – Skills, die auch im Berufsleben neu eingesetzt werden können und jede Mutter zu einem unverzichtbaren Teammitglied machen.

Karriere mit Momnesie?
Doch was bedeuten diese Veränderungen im weiblichen Gehirn für Mütter am Arbeitsplatz letztendlich wirklich? Immerhin verlässt jede dritte Frau ihren Arbeitgeber nach der Karenz; nur 43 Prozent kehren in ihre vorige Rolle zurück. Das ist noch lange nicht alles, denn laut einer Studie des Jobportals „Stepstone“ erhält jede dritte Dienstnehmerin in Österreich weniger verantwortungsvolle Aufgaben, jede vierte erhält weniger Gehalt in Relation zur Arbeitszeit (27 Prozent) und jede fünfte berufstätige Mutter wird auf einer niedrigeren Position als davor eingesetzt. Kein Wunder also, dass einige Frauen gründen und ihre Selbstständigkeit starten.
Andere junge Mütter, die dorthin zurückkehren, um weiterzumachen, wo sie vor der Babypause aufgehört haben, sind unglücklich und fühlen sich plötzlich fehl am Platz. Dabei wäre es wichtig, innezuhalten. Ein Onboarding nach der Elternzeit fehlt in Unternehmen, dabei wäre es ideal, neue Wünsche, Interessen und Zukunftsperspektiven gemeinsam mit dem Arbeitgeber zu besprechen. Nur so können neue Wege erarbeitet und eingeschlagen werden.
Nachhaltige Veränderung
Denn: Ist es nicht das Normalste der Welt, dass wir uns im Laufe des Lebens verändern? Ja, wir Mütter wollen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Muttersein besser gelingt und unser vielschichtiges Potenzial im Job effizienter genutzt wird! Vielleicht lichtet sich Mamas „Nebel“ durch mehr sichtbare Väter, Männer, die Beruf und Familienarbeit unter einen Hut kriegen und stolz Bilder mit #DadToo posten. Weil Zweifachbelastung kein Frauenproblem ist!
7 Wege aus dem „After-Baby-Brain“-Dilemma
- Bleibe organisiert: Nutze Kalender, To-do-Listen und Apps, um Termine, Aufgaben und wichtige Daten im Blick zu behalten.
- Schlaf priorisieren: Auch wenn Mamas unter Schlafmangel leiden, sollten sie dennoch auf einen gleichmäßigen Schlafrhythmus achten.
- Informationen aufteilen: Vermeide es, dich mit Informationen zu überfordern.
- Gesunder Lifestyle: Trinke ausreichend und ernähre dich gesund.
- Aktiv sein: Regelmäßige Bewegung kann die Durchblutung des Gehirns deutlich verbessern.
- Soziale Unterstützung: Tausche dich mit anderen Eltern, Freunden oder Selbsthilfegruppen aus.
- Übe Selbstmitgefühl: Sei nachsichtig mit dir selbst und erkenne, dass kognitive Veränderungen vorübergehend sind.
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Die Autorin dieses Beitrags:

Yvonne Hölzl, Redakteurin der STEIRERIN, ist verantwortlich für die Rubrik Style und Wohnen. Neben ihrer Kreativität beim Schreiben zeigt sie auch handwerkliches Geschick, wenn sie handgemachte Strickwerke zaubert. In ihrer Freizeit ist die Naturliebhaberin mit ihrem Windhund Toto oft im Wald anzutreffen.