Gesundheit Wien: Eine dicke Frau in Rosa Unterwäsche kniet am Boden

3 innovative Gesundheitsprojekte in Wien, die du kennen solltest

New Health in Wien

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© Pexels/ Polina Tankilevitch

In Wien haben in den letzten Monaten neue und innovative Gesundheitsprojekte Fahrt aufgenommen. Sie zeigen: In unserer lebenswerten Stadt können wir viel für uns tun.

Gesundheit ist viel mehr als der Besuch bei Arzt oder Ärztin, wenn es mal wo zwickt oder die jährliche Kontrolle bei der Gynäkologin. Ernährung, Bewegung, Entspannung, Mental Health – viele Säulen tragen zu unserem Wohlbefinden bei und sorgen präventiv dafür, dass wir gesund bleiben. In Wien haben nun einige neue Unternehmen eine Nische für sich entdeckt und wollen Gesundheit neu denken.

1. HOLi: Safer Space für dicke Personen

Ein Beispiel ist HOLi – das erste gewichtsneutrale Gesundheitszentrum, das sich gerade in der Gründungsphase befindet. Der Need davon wird schnell deutlich: Die Diätologin und Ernährungstherapeutin Isabel Bersenkowitsch, die Fitnesstrainerin Elly Magpie und die Psychotherapeutin Marlene Gallistl haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen Safer Space für dicke Personen zu schaffen, die von unserem Gesundheitssystem nachweislich diskriminiert werden.

Dicken Personen wird häufig das Verlieren von Gewicht als die ultimative Pauschallösung dargeboten, auch wenn das gesundheitliche Problem offensichtlich woanders liegt. Nicht nur Fehldiagnosen, sondern auch falsche Therapieansätze sind die Folge. Körpergewicht und Gesundheit werden durch mehr Faktoren beeinflusst als Ernährung, Bewegung und Willenskraft, auch wenn in der Gesellschaft andere Glaubenssätze vorherrschen, betonen die drei Gründerinnen. Sozioökonomischer Status, Diskriminierung und Genetik spielen eine große Rolle – hier will der HOLi Social Health Hub ganz bewusst ansetzen. Die drei Unternehmerinnen wollen selbstständige Fachkräfte unter ein Dach bringen.

Gesucht werden Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Diätolog:innen, Fitnesstrainer:innen und viele mehr, die gewichtsneutral arbeiten möchten. Durch eine Förderung der Stadt Wien und eine Crowdfunding-Kampagne soll das Projekt möglich werden. Wie groß das Zentrum werden soll, steht noch nicht fest: „Das ist vor allem von der Immobilie abhängig. Im besten Fall gibt es mindestens drei Therapie- und Behandlungsräume, die abwechselnd von Fachpersonal genutzt werden können“, sagt Isabel Bersenkowitsch.

2. Mavie Work: Mental Health für Arbeitnehmer:innen.

Ein weiteres multidimensionales Gesundheitsunternehmen ist Mavie Work, das 2022 ins Leben gerufen wurde. Die Idee: Firmen beauftragen Mavie Work, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen zu fördern. Besonders spannend daran: Neben Gesundheits-Checks, Ernährungsberatung oder Bewegungsangeboten, bietet Mavie Work den Mitarbeiter:innen der entsprechenden Partner-Firmen psychologische Beratung an. Die Kosten dafür tragen die Arbeitgeber:innen.

Damit wird das Angebot niedrigschwellig, und auch Familienmitglieder können die Beratung auf Kosten der Firma in Anspruch nehmen. „Sehr viele unserer Klient:innen haben noch keine Coaching- oder Therapieerfahrung. Viele merken im Prozess, wie sehr es ihnen hilft“, so Christoph Schnedlitz, Managing Director von Mavie Work. „Die Beratung kann entweder in einem unserer Beratungszentren stattfinden oder per Videocall oder Telefon.“ Ob das Thema beruflicher oder privater Natur ist, spielt keine Rolle. „Immer mehr Arbeitgeber:innen erkennen, dass kostenlose psychosoziale Beratungen ein sehr wertvoller Benefit sind, weil man die Mitarbeiter:innen dadurch entlastet und im besten Fall sogar Burnouts und andere Erkrankungen verhindern kann“, so Schnedlitz.

Neu bei Mavie Work sind die Lifestyle-Checks: Arbeitgeber:innen buchen einen Vorsorgetag, an dem in der Firma ein mobiles Labor aufgebaut wird. „Die Mitarbeiter:innen können einen Zeitslot auswählen, in dem in 20 Minuten die 60 wichtigsten Gesundheitswerte ermittelt werden“, erklärt Christoph Schnedlitz. Aktuell betreut Mavie Work rund 190 Unternehmen und fast 145.000 Mitarbeiter:innen in Österreich. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu fördern.

Gesundheit Wien: Wasser rinnt auf einem Rücken hinunter
© Pexels/ Guesc

Der Gesundheitssoziologe Dr. Robert Griebler von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erklärt die Wichtigkeit der Gesundheitskompetenz: „Manche Informationen sind hilfreich, andere rein kommerziell, wieder andere bewusst irreführend. Deshalb ist es wichtiger denn je, dass Menschen über Gesundheitskompetenz verfügen, um mit der Flut an Information umzugehen, die richtigen Angebote für sich auszuwählen und kritisch zu bleiben.“ Doch selbst wenn Menschen verlässliche Informationen finden, gibt es noch eine weitere Hürde: die Umsetzung. „Es reicht nicht, zu wissen, was gesund wäre – man muss es auch tun. Gesundheit wird zwar als wichtig erachtet, aber im Alltag oft hinten angestellt“, erklärt Griebler.

Niederschwellige Angebote kommen da wie gerufen. Aber wohin bewegen wir uns als Gesellschaft in Sachen Gesundheit? Obwohl man glauben würde, dass Menschen heute mehr auf ihre Gesundheit achten als früher, stimmt das nur bedingt: „Wir bewegen uns insgesamt weniger und ernähren uns ungesünder“, weiß Griebler. Diese Entwicklung hänge eng mit der Veränderung der Lebenssituation zusammen: Unser Alltag wurde gefühlt stressiger. Wir nehmen uns aber auch zu wenig Zeit für unsere Gesundheit, weiß der Experte: „In Befragungen zeigt sich immer wieder, dass Gesundheit für die Menschen ein wichtiges Gut ist. Dennoch sind viele nur begrenzt dazu bereit, wirklich etwas dafür zu tun.“

3. WeBorn: Mehr Wohlbefinden

Während wir im hektischen Alltag vielleicht noch einen Sportkurs unterbringen, kommt die bewusste Entspannung oft viel zu kurz. Katharina Fojtl und Jessica Halper haben mit WeBorn einen Ort der Ruhe mitten in der Stadt erschaffen. Für Saunagänge und Eisbade-Sessions müssen wir also nicht mehr weite Strecken auf uns nehmen oder einen ganzen Tag im Day-Spa einplanen.

Bei WeBorn bucht man Slots, ähnlich wie bei Sportkursen, und erlebt einen professionell angeleiteten Sauna- und Eisbadgang, alles in Badekleidung und mit bis zu 35 anderen Teilnehmer:innen. In der Sauna werden Atem-, Dehn- und Achtsamkeitsübungen, Bewegungen, Meditationen, Selbstfürsorgerituale, Partymoves und vieles mehr von einem geschulten Guide angeleitet. Danach geht es unter Anleitung ins erste Indoor-Eisbad Österreichs – denn auch das Eisbaden will geübt sein.

„Es gibt zwar viele Sportangebote in Wien – in punkto Erholung gab es aber wenig Optionen“, beschreiben Katharina Fojtl und Jessica Halper die Gründungsidee. „Unser Fokus liegt auf den angeleiteten Klassen. Unsere Guides kommen aus verschiedensten Gesundheitsbereichen.“ Saunagänge dienen übrigens nicht nur der Entspannung: Laut Studien beugen sie sogar Demenz vor. Eisbaden aktiviert den Kreislauf, unsere Glückshormone und stärkt das Immunsystem. Hitze- und Kälteanwendungen senken nachweislich das Stresslevel.

Von Bewegung über Ernährung bis zur mentalen Gesundheit – diese neuen Konzepte zeigen, dass ganzheitliches Wohlbefinden in Wien einen festen Platz bekommt. Denn je einfacher und leistbarer die Zugänge werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir uns wirklich Zeit für unsere Gesundheit nehmen.

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