Verlustangst: Unglückliche Frau denkt über Probleme nach, sitzt allein auf dem Boden im Schlafzimmer – frustrierte junge Frau, die an den Nägeln kaut, sich einsam und traurig fühlt, leidet unter einer schlechten Beziehung, Trennung oder Scheidung.

Verlustangst in Beziehungen

Wie du dein Selbstwertgefühl stärkst und das Drama bändigst

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Verlustangst in Beziehungen ist ein Gefühl, das viele kennen – manchmal schleichend, manchmal heftig wie ein Donnerschlag. Ein kurzes „ok“ bei WhatsApp, ein verschobenes Treffen oder kein Like auf Instagram, und schon meldet sich die Stimme im Kopf: „Was, wenn ich nicht wichtig genug bin?“ 

Doch die gute Nachricht lautet: Verlustangst ist kein Schicksal, sondern ein Signal – und mit gestärktem Selbstwert lässt sie sich beruhigen.

Verlustangst: zarte Berührung einer Frauen- und Männerhand mit grauem Hintergrund
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Warum Verlustangst Beziehungen belastet

Verlustangst in Beziehungen ist kein Zeichen von „Schwäche“, sondern meist eine Folge unserer Bindungserfahrungen. Psychologen wie John Bowlby und Mary Ainsworth zeigten, dass frühe Erfahrungen mit Nähe und Trennung bestimmen, wie sicher wir uns in Partnerschaften fühlen. Wer in der Kindheit Unsicherheit erlebt hat, neigt später eher dazu, kleine Konflikte als große Bedrohung zu sehen.

Bindungsforschung und zahlreiche psychologische Studien zeigen: Menschen mit sicherem Selbstwert erleben weniger Zweifel, mehr Vertrauen und sind in Beziehungen insgesamt glücklicher. Eine Langzeitstudie der University of Buffalo etwa stellte fest, dass Personen mit stabilem Selbstwert weniger stark auf Krisen oder Konflikte in der Partnerschaft reagieren. Wer in sich ruht, gerät nicht so schnell ins Wanken – auch wenn es mal rumpelt.

Studien (u. a. Murray et al., 2002, University of Houston) bestätigen: Menschen mit geringem Selbstwert empfinden Konflikte schneller als Gefahr für die ganze Beziehung. Ein kleiner Streit über die Zahnpastatube fühlt sich dann plötzlich an wie das Ende einer Lovestory.

Verlustangst im Alltag – typische Szenen

  • Das Emoji-Drama: Statt Herz nur ein „ok“. Das Kopfkino springt sofort an.
  • Alleinzeit als Affäre: Der Partner will am Samstag allein in den Baumarkt – und du denkst sofort an eine geheime Geliebte.
  • Social-Media-Paranoia: Ein Like auf Instagram löst mehr Fragen aus als eine ganze Paartherapie.

Selbstwert stärken – das innere Fundament gegen Verlustangst

  • Selbstmitgefühl entwickeln. Kristin Neff, eine der führenden Forscherinnen in diesem Bereich, fand heraus, dass Selbstmitgefühl ein Schlüssel zu emotionaler Stabilität ist. Statt sich selbst für Ängste oder Unsicherheiten zu verurteilen, hilft ein liebevoller innerer Dialog. Ein Satz wie „Es ist okay, dass ich mich gerade so fühle“ kann Wunder wirken.
  • Eigene Erfolge bewusst machen. Viele Menschen mit Verlustangst neigen dazu, die Bestätigung vom Partner abhängig zu machen. Ein praktischer Trick: Führe ein kleines „Erfolgsjournal“, in dem du täglich drei Dinge notierst, die dir gelungen sind – egal ob beruflich, privat oder im Kleinen. Mit der Zeit speichert das Gehirn diese positiven Erlebnisse als Beweise für deine eigene Stärke.
  • Grenzen setzen – und respektieren. Selbstwert bedeutet nicht nur, sich selbst zu mögen, sondern auch die eigenen Grenzen zu kennen. Wer Nein sagen kann, wenn es notwendig ist, erlebt automatisch mehr Selbstwirksamkeit. Und genau diese Erfahrung reduziert das Gefühl von Abhängigkeit in Beziehungen.
  • Körper und Geist in Balance bringen
. Studien zeigen, dass Sport, Achtsamkeit und gesunder Schlaf nicht nur das Wohlbefinden steigern, sondern auch den Selbstwert stabilisieren. Wer sich körperlich stark fühlt, empfindet sich auch psychisch belastbarer.
  • Das eigene Leben bunt gestalten. Verlustangst schrumpft, wenn das Leben nicht ausschließlich um die Beziehung kreist. Eigene Freundschaften, Projekte oder Leidenschaften sind wie ein zweites Standbein, das Stabilität gibt – und dir das Gefühl, auch ohne Partner vollständig zu sein.
Frauen- und Männerhände in Herzform vor dem Himmel. Hände als Symbol der Liebe in Herzgestalt. Herz aus Händen mit Himmel im Hintergrund. Liebe, Freundschaft und Zuneigung. Weibliche und männliche Hand formen ein Herz vor blauem Himmel.
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5 Tipps, wie du Verlustangst in Beziehungen überwindest

  • Reality-Check machen
: Stelle dir die Frage: „Habe ich Beweise oder nur ein Gefühl?“ Meist bleibt nur das Kopfkino übrig.
  • Eigenes Leben füllen
: Freunde, Hobbys und eigene Ziele sind wie ein Gegengewicht zur Verlustangst. Je erfüllter du selbst bist, desto weniger kreist alles nur um die Beziehung.
  • Innere Sprache ändern
: Ersetze Gedanken wie „Er wird mich verlassen“ durch „Ich bin liebenswert, auch wenn wir uns streiten.“ Positive Selbstgespräche wirken wie ein Training fürs Selbstwertgefühl.
  • Offen kommunizieren: 
Ein ehrliches „Ich habe manchmal Angst, dich zu verlieren“ öffnet Herzen. Vorwürfe dagegen schüren nur Distanz.
  • Mit Humor entlarven
: Schreib deine absurdeste Verlustfantasie auf – und lach darüber. Lachen entzieht der Angst den Boden.

Verlustangst in Beziehungen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck unseres tiefsten Bedürfnisses nach Nähe. Doch je mehr wir lernen, unseren Selbstwert zu nähren und uns selbst Sicherheit zu geben, desto weniger Macht haben Ängste. Die Beziehung wird leichter, freier und ehrlicher – ohne ständige Kontrolle oder misstrauische Fragen.

Am Ende gilt: Wer sich selbst vertraut, kann auch anderen vertrauen. Und das ist das schönste Geschenk, das wir in einer Partnerschaft machen können.

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