FANNI

Newcomerin FANNI: „Am Ende kommt man trotzdem an“

Die Wiener Musikerin im Interview über Selbstzweifel und ihre neue Single "Killing you"

6 Min.

© Daniela Krug

Mit „Killing You“ stellt sich FANNI ihrem größten Feind. Keiner verflossenen Liebe, sondern der Version von ihr, die sich lange selbst im Weg stand.

„Du weißt, was dir guttun würde, aber du machst es nicht – aus Angst.“ Innere Konflikte wie diese kennt FANNI gut. Die Wiener Musikerin mit ungarischen Wurzeln ist mit Musik groß geworden, ihre Eltern standen selbst auf der Bühne, hatten Erfolge, Gold- und Platinplatten an der Wand. Was für andere wie ein naheliegender Karriereweg wirkt, war für sie lange ein Hindernis. Zu viele Erwartungen, zu viele Einschränkungen, zu wenig Raum für das eigene Tempo. „Musik war immer das, was ich machen wollte, aber nicht auf diese Art“, sagt sie.

Heute geht FANNI ihren eigenen Weg – mit emotionalem Pop/Rock, radikaler Ehrlichkeit und einer gesunden Portion Rebellion. Statt sich zu inszenieren, spricht sie offen über Unsicherheiten – auf Social Media, auf der Bühne, in ihrer Musik. Ihre neue Single „Killing You“, die am 6. Juni erscheint, klingt wie ein Befreiungsschlag, ist aber kein lauter Trotzakt, sondern eine klare Entscheidung: weitergehen, auch wenn’s unbequem ist. Im Interview erzählt FANNI, wie sie die Musik für sich neu entdeckt hat und warum es für sie nie nur um den Erfolg geht, sondern um die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen.

Wie war es für dich in einer Musikerfamilie aufzuwachsen?

Fanni: Mein Vater war in Ungarn ein sehr erfolgreicher Songwriter mit einer bekannten Band, meine Mutter hatte die Idee, Popmusik für Kinder zu machen. Bis zum siebten Schwangerschaftsmonat stand sie mit mir noch auf der Bühne. Vielleicht hat sich das ja irgendwie auf mich übertragen. Das ist natürlich schön, aber es hatte auch Schattenseiten.

Inwiefern Schattenseiten? Zum Beispiel durch Druck?

Ja, das auch. Man bekommt als Kind den ganzen Trubel rundherum mit – die positiven Seiten, aber eben auch die negativen. Und musikalisch haben mein Papa und ich uns nie wirklich verstanden. Er hat sich immer sehr eingebracht, aber es war nicht das, was ich wollte. Auch wenn er es gut gemeint hat, ich konnte mich nicht wirklich entfalten. Es hat mich eher blockiert und gehemmt.

War das der Grund, warum du lange keine Musik gemacht hast?

Ja, absolut. Musik war immer das, was ich machen wollte. Aber ich wollte sie nicht mit dem Business verbinden. Ich habe andere kreative Sachen ausprobiert – Fotografie, Marketing, Kommunikation. Aber das hat mich alles nicht wirklich erfüllt. Vor drei Jahren habe ich dann gesagt: Ich gebe der Musik noch eine Chance, aber diesmal auf meine Weise.

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© Sabri Dridri

Wie hast du dann zu deiner eigenen Musik gefunden?

Damals war ich sehr verzweifelt und habe jeden Tag geweint. Du weißt, was dir guttun würde, aber du machst es nicht – aus Angst. Vor drei Jahren kannte ich niemanden in der Musikbranche in Österreich. Durch Zufälle und einen Mentor habe ich langsam Wissen aufgebaut und Kontakte geknüpft. Heute habe ich ein Team, eine Band, ein Management und ein Label, das hinter mir steht. Es hat sich gelohnt und fühlt sich richtig an.

Heute gehst du auch mit deinen Unsicherheiten auf sozialen Netzwerken sehr offen um. Warum ist dir das wichtig?

Ich finde es wichtig, das anzusprechen. Ich bin auch ständig mit mir im Konflikt – gerade als Künstlerin. Wenn man noch nicht erfolgreich ist, bekommt man oft ungefragte Ratschläge und viel Kritik und wenn man dann Erfolg hat, fragen plötzlich alle: „Wie hast du das gemacht?“ Deshalb versuche ich, ehrlich zu sein. Ich glaube, es würde vielen helfen. Es ist schwer, einzugestehen, dass nicht alles perfekt läuft. Jeder will, dass sein Leben perfekt ist, aber das ist es halt nicht. Die Kunst ist, sich selbst zu vertrauen.

In deinem neuen Song „Killing You“ geht es auch um Selbstzweifel …

Genau. Ich habe in dem Song ein altes Ich beschrieben, das sich in die Komfortzone zurückziehen will. Der Teil, der Angst hat vor Veränderung. Im Song gibt es eine Zeile: „Nur einer von uns kann überleben.“ Ich singe meinen inneren Dämonen quasi ein letztes Abendlied. Es geht darum, sich zu entscheiden: Bleibe ich stehen – oder gehe ich weiter?

Stichwort Weitergehen: Schaffst du es, deine eigenen Erfolge auch anzuerkennen?

Viel zu selten. Ich bin teilweise immer noch sehr selbstkritisch. Man vergisst schnell, was man schon alles geschafft hat. Ich hätte nie gedacht, dass ich heute da stehe, wo ich bin. Und trotzdem denkt man sich: „Was kommt als Nächstes?“ Man sollte öfter mal stehen bleiben und sagen: „Gut gemacht.“

Wofür steht deine Musik?

Ich möchte Menschen bestärken. Ich will sagen: „Du bist gut so, wie du bist.“ Man muss nicht den gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen. Mein Leitsatz ist: „Fuck others’ expectations.“ Solange du respektvoll mit anderen umgehst – ist es egal, ob du mit 30 verheiratet bist oder Kinder hast. Es ist okay, wenn du deinen sicheren Job kündigst, um etwas Neues zu probieren. Wir in Europa haben so viele Möglichkeiten und trotzdem stecken wir oft in gesellschaftlichen Erwartungen fest. Aber es geht auch anders.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Ich kann das ehrlich nicht sagen. Ich war mal verlobt, habe drei Monate vor der Hochzeit alles abgesagt – mein Brautkleid hängt noch immer da, ich versuche gerade, den Verlobungs- und Ehering zu verkaufen. Seitdem weiß ich: Das Leben ist nicht planbar. Ich will einfach glücklich sein. Natürlich ist mein Ziel, von der Musik leben zu können. Ich bin ein Fan von Zielen, aber auch davon, flexibel zu bleiben. Man plant einen Weg – aber dann geht’s vielleicht zurück, dann zur Seite, dann wieder vor. Und am Ende kommt man trotzdem an.

FANNI
© Daniela Krug

Wordrap mit FANNI

Beschreibe deinen neuen Song in drei Worten.
Aufbruchsstimmung, ehrlich, sexy.

Intime Shows oder große Bühne?
Beides.

Wenn du keine Musik machst, dann…?
Gehe ich mit dem Hund spazieren, arbeite, koche…

Wobei bekommst du Gänsehaut?
Gitarren. Und Geistergeschichten!

Was bringt dich zum Lachen?
Mein Freund.

Dein Guilty Pleasure?
Torten-Dekorationsvideos. Ich könnte stundenlang zusehen.

Ein Ratschlag an dein jüngeres Ich?
Du bist gut so, wie du bist. Auch wenn du dich noch suchst – du wirst dich finden.

Ohne … wäre ich nicht ich.
Ohne meine pinken Haare. Oder Schokolade. Oder beides!

Warum sollte man in deine Musik reinhören?
Weil sie geil ist! (lacht) Weil sie ein Lebensgefühl gibt und Mut macht, sich mehr zu trauen.

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MEHR ÜBER DIE REDAKTEURIN:

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Als Redakteurin der WIENERIN erkundet Laura Altenhofer gerne die neuesten Hotspots der Stadt. Besonders angetan hat es ihr jedoch die vielfältige Musikszene Wiens. Ob intime Clubkonzerte oder große Festivalbühnen – man findet sie meist dort, wo die Musik spielt.

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