
Lady Gaga machte vor Jahren öffentlich, dass sie unter Migräne leidet. Foto: Shutterstock
Die größten Erfolge von Pimp the Pony Productions waren der abendfüllende Kino-Film „Deserteur!“ unter der Regie von Gabriele Neudecker. Er wurde mit fünf internationalen Preisen ausgezeichnet und avancierte 2015 als einzige Salzburger Kinofilmproduktion in die Österreichischen Filmcharts.
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Die Kinoproduktion „Gruß vom Krampus“, ebenfalls unter der Regie von Gabriele Neudecker, wurde mit fünf Awards ausgezeichnet, startete österreichweit im regulären Kinofilmverleih, wird in den Österreichischen Kinocharts 2018 gelistet – und „Pimp the Pony Productions“ ist auch 2018 das einzige Salzburger Film-Unternehmen in den Österreichischen Kinocharts.
Frau Gabriele Neudecker, Sie haben in Ihrem Leben bereits viele Erfolge als Filmemacherin gefeiert. Hatten Sie in Ihrer Jugend schon den Traum, Filme zu machen, oder kam dieser Wunsch erst später?
Als Mädchen wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich einmal als Filmregisseurin arbeiten werde. Der Beruf des „Regisseurs“ war für mich – wie für viele meiner Generation –ausschließlich „männlich“ konnotiert. Weibliche Vorbilder? Fehlanzeige. Erst viel später, über Umwege – und schon als dreifache Mutter – kam ich an der Uni Salzburg mit dem Bereich Film in Berührung – und war sofort fasziniert.
Man könnte sagen: Nicht ich habe das Filmemachen gefunden, sondern es mich. „Freaky“, „Deserteur!“ und „Gruß vom Krampus“ – Ihre Filme haben einen ganz eigenen Stil. Wie würden Sie Ihren kreativen Ansatz und Ihre Vision als Filmemacherin beschreiben? Authentizität, Originalität und das Aufbrechen von starren Kategorien sind mir wichtig, egal ob ich an einem Kinofilm oder einer TV-Doku arbeite. Meine Filme entstehen aus Interesse an Menschen, wobei ich immer sozialpolitische Fragen ins Narrativ integriere. Gründliche Recherche ist für mich ebenso essenziell – jedes Projekt beginnt mit einem präzisen Drehbuch oder Konzept. Ich glaube, dass wir Filmemacher:innen in Österreich das Publikum vor allem mit erzählerischer Intensität erreichen können.

Was sind die größten Herausforderungen, wenn Sie ein Projekt konzipieren?
Die größte Herausforderung ist, für eine Idee eine authentische Erzählweise und passende Bildsprache zu finden. Neben dem perfekten Drehbuch spielt die Suche beziehungsweise die Castings von interessanten Darsteller:innen und Interviewpartner:innen eine große Rolle. Gleichzeitig bedeutet Filmemachen immer auch, mit begrenzten Ressourcen kreativ umzugehen – sei es Zeit, Budget oder äußere Rahmenbedingungen. Welche persönlichen Erfahrungen oder Menschen haben Sie bei Ihrer Arbeit besonders inspiriert und geprägt? Mich inspirieren vor allem Menschen, die ihren eigenen Weg gehen, Grenzen hinterfragen und sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben. Besonders geprägt haben mich intensive Rechercheprozesse, in denen ich tief in Lebensgeschichten eintauchen konnte. Diese persönlichen Einblicke zeigen mir immer wieder, wie vielschichtig die Welt ist – und genau das versuche ich in meinen Filmen einzufangen
Mich inspirieren Menschen, die ihren eigenen Weg gehen, Grenzen hinterfragen und sich nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben.
Gabriele Neudecker
Sie haben nicht nur zahlreiche Preise gewonnen, sondern auch großes Publikum gefunden. Wie wichtig ist Ihnen dieses Feedback?
Ich halte es so, wie die deutsche Filmregisseurin Doris Dörrie, die von der „Verabredung mit dem ganz normalen Kinopublikum“ spricht. Film ist für mich immer ein Dialog mit dem Publikum – ein Angebot, die Welt für einen Moment aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Und wenn dieser Blickwinkel interessiert, berührt oder überrascht, dann haben meine Filme für mich ihr Ziel erreicht.
Pimp the Pony Productions ist eine der wenigen österreichischen Filmproduktionsfirmen, die von einer Frau geleitet werden. Warum gibt es Ihrer Meinung nach so wenige Frauen in dieser Branche, oder sind sie einfach nicht so sichtbar wie Männer? Was ist Ihre Meinung dazu?
Strukturen, Netzwerke und Fördermechanismen sind lange Zeit auf Männer ausgerichtet gewesen, und das wirkt bis heute nach. Ich habe selbst erlebt, dass Frauen sich viel stärker beweisen müssen, um in leitenden Positionen arbeiten zu können – sei es als Regisseurin oder als Produzentin. Aber es verändert sich etwas: Immer mehr Frauen realisieren ihre eigenen Filmprojekte, gründen Produktionsfirmen und setzen ihre Visionen um. Es gibt seit einigen Jahren Mentoring-Programme für Frauen im Filmbiz bei „FC Gloria“ oder Vernetzungsmöglichkeiten bei „Die Regisseur*innen“.
Sie sind in Salzburg geboren und aufgewachsen. Wie sehr prägt Sie Ihre Heimat?
Salzburg ist für mich ein Ort voller Kontraste – auf den ersten Blick geprägt von einer glatten PostStolz bin ich auf meine Familie, weil jede/r seinen eigenen Weg gefunden hat – mit Neugier, Mut und einer großen Portion Eigenständigkeit. Beruflich freut es mich, dass ich mir über die Jahre die Freiheit bewahren konnte, Filme zu machen, die mich interessieren – unabhängig, manchmal gegen Widerstände, aber immer mit voller Überzeugung.
Wie sehen Sie die Entwicklung der österreichischen Filmszene in den letzten Jahren? Gibt es Trends oder Veränderungen, die Ihnen besonders auffallen?
Die österreichische Filmszene hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt – sie ist diverser und mutiger geworden. Gleichzeitig bleibt die Finanzierung eine Herausforderung, besonders für unabhängige Produktionen. Eine der größten Veränderungen ist der Einfluss von KI auf das Filmemachen. Sie eröffnet neue Möglichkeiten, wirft aber auch grundlegende Fragen zur kreativen Autonomie, zur Authentizität von Bildern und zur Zukunft des Berufsstands auf.
Nach über 30 Jahren im Filmbusiness – was sind Ihre nächsten Ziele und Projekte?
Filmemachen ist für mich ein ständiges Entdecken. Meine nächsten Projekte, sind unter anderem eine Jugendserie für Netflix, sie erzählen Geschichten, die überraschen, herausfordern und Sehgewohnheiten hinterfragen. Für die Zukunft der Filmkunst wünsche ich mir mehr Mut zum Unkonventionellen und mehr „female gaze“ – ohne dass technologische Entwicklungen wie KI das Menschliche im Erzählen verdrängen. Denn am Ende sind es nicht Algorithmen, sondern echte, lebendige Geschichten, die uns berühren.
Was möchten Sie jungen Filmemacher:innen mitgeben, die gerade am Anfang ihrer Karriere stehen? Was zeichnet eine/n gute/n Filmemacher:in aus?
Wichtig ist, dass man nicht nur sieht, was vor der Kamera passiert, sondern versteht, was dahinterliegt – die Dynamiken, Emotionen und Subtexte, die eine Szene wirklich lebendig machen. Entscheidend ist, Geschichten mit einer klaren Haltung und einem eigenen Blickwinkel zu gestalten, also eine eigene Handschrift zu entwickeln. Dazu gehört auch, das Drehbuch zu präzisieren und zu schärfen, bevor es in Produktion geht.
Sie wurden im Jänner 60 Jahre. Auf was sind Sie rückblickend bisher am meisten stolz? Gibt es ein Motto, nachdem Sie leben?
Stolz bin ich auf meine Familie, weil jede/r seinen eigenen Weg gefunden hat – mit Neugier, Mut und einer großen Portion Eigenständigkeit. Beruflich freut es mich, dass ich mir über die Jahre die Freiheit bewahren konnte, Filme zu machen, die mich interessieren – unabhängig, manchmal gegen Widerstände, aber immer mit voller Überzeugung. Mein Motto: „Geh deinen eigenen Weg, das Leben ist zu kurz für ausgetretene Pfade.
MEHR ÜBER DIE AUTORIN DIESES BEITRAGS

Elisabeth Trauner ist Redakteurin bei Unser SALZBURG und mit Stift, Block und Herz immer zur Stelle, wenn Menschen spannende Geschichten zu erzählen haben. Sie hört Podcasts, braucht Krimis und True Crime-Dokus zum Einschlafen und probiert gerne neue Kochrezepte aus, die aber meistens komplett schief gehen.