Karin Teigl alias „Constantly K“ über Authentizität und ihre Träume
Lieber unperfekt als unecht. Karin Teigl alias „Constantly K“ ist mehr als eine Influencerin.
© Vanessa Hartmann
Karin Teigl alias „Constantly K“ baute sich in den letzten Jahren ein erfolgreiches Unternehmen auf und blieb dabei trotzdem authentisch.
Der Empfang ist locker und herzlich, fast so, als kämen wir nur zum Tratschen vorbei. Gemütlich nehmen wir Platz beim Esstisch in der Wiener Wohnung von Karin Teigl. Umgeben von lauter unterschiedlichen Stühlen und coolen Wandbildern, einem flauschigen Teppich im Wohnzimmer, einer außergewöhnlichen Tapete und schwarzem Klopapier am WC sowie glänzenden Fronten in der Küche, erkennen wir den Kern der Unternehmerin: eine vielschichtige Persönlichkeit.
Und sogleich betont sie, dass diese Räume nicht so aufgeräumt wären, wenn wir uns nicht vorher angemeldet hätten. Also beginnen wir das Gespräch mit einem Lachen und einer Frage, die vielleicht nicht immer zu Anfang eines Interviews gestellt wird.
Gibt es einen Traum, den du dir noch verwirklichen möchtest?
Karin Teigl: Die zwei Dinge, die mir als Erstes einfallen: Mein Mann und ich reisen sehr gerne. Wir waren jetzt erst gemeinsam in Afrika und dort habe ich gemerkt, der Georg und ich sind sehr kompatibel, wenn wir lange am Stück beisammen sind – nicht nur daheim in Österreich.
Ich könnte mir also vorstellen, einmal mit ihm eine Weltreise zu machen, wenn er nicht mehr Fußball spielt. Und das zweite wäre ein Haus im warmen Süden, mitten in der Natur, am A der Welt. Das wären die Träume, die ich umsetzen würde, wenn Geld komplett egal wäre (lacht).
Auch deine Karriere hat mit Träumen begonnen. Und heute hast du über 311.000 Follower auf Instagram, dein eigenes Online-Magazin, einen Podcast, bist Moderatorin und Speakerin und leitest vor allem deine eigene Agentur mit zehn Angestellten. Du verdienst dein Geld damit, indem du die schönen Dinge des Lebens zeigst. Klingt alles mega – was steckt dahinter?
Sehr viel harte Arbeit. Und auch, dass es bei mir daheim oft ausschaut wie im Saustall und dass ich mich manchmal gehen lasse. Ich versuche, immer auch die andere Seite zu zeigen. Ich hasse es, etwas Perfektes zu vermitteln, denn nichts ist perfekt. Auch sage ich offen, dass ich mein Modelabel jetzt dichtgemacht habe. Das hat für mich nichts mit Scheitern zu tun, sondern mir ist einfach die Kraft ausgegangen, die ich für meine anderen Projekte dringend brauche.
Es zeugt von Mut, sich von etwas zu trennen, um für anderes mehr Energie zu haben.
Mir war es von Beginn an wichtig, mir über meine Werte im Klaren zu sein. Wofür stehe ich? Das habe ich mir damals auch aufgeschrieben. Der wichtigste Punkt war für mich, dass ich authentisch bleiben will. Und frisch, inspirierend, progressiv zu sein, rauszustechen. Ich will mich weiterentwickeln, nicht stehen bleiben. Und all diese Werte habe ich immer durchgezogen.
Der schöne Lifestyle ist das eine, aber das muss nicht immer künstlich sein. Ich zeige mich oft ungeschminkt oder Fotos von Stellen an meinem Körper, die alles andere als perfekt sind. Ich spreche prekäre Themen an – ich rede lieber, als den Mund zu halten. Das war schon immer meine Mission: frei Schnauze.
Also kann dich jeder alles fragen?
Ja, definitiv. Doch der Ton macht die Musik. Und auf Social Media gibt es teilweise einen Ton, da greifst du dir ans Hirn. Warum werden Frauen ständig gefragt, ob sie Kinder wollen, oder sogar angefeindet, weil sie keine haben? So etwas auf eine ungute Art und Weise zu fragen, geht einfach zu weit.
Weil du weißt nie, was dahintersteckt. Aber ich gehe in den Austausch mit den Leuten, auch wenn es viel Zeit kostet und mein Mann mich oft fragt, warum ich mir das antue. Aber das Coole ist, dass ich acht von zehn Leuten zum Umdenken bewegen kann. Die dann sagen: Hey, so habe ich das noch gar nicht gesehen.
Warst du schon immer so extrovertiert?
Ja, ziemlich arg sogar (lacht). Es war schon immer so: Ich gehe in einen Raum und kann mit jedem reden – und mir ist es egal, welchen Status die Leute haben. Ob da jetzt ein Promi neben mir steht oder nicht, ist mir komplett wurscht – außer wenn es David Beckham wäre (lacht). Aber am Ende des Tages geht auch der aufs Klo.
Was auch wichtig ist: Ich hab nie das Kind in mir verloren. Dieses kindliche Urvertrauen, dass alles schon irgendwie gehen wird. Als ich damals meine Firma gegründet und in das Büro in der Porzellangasse mit 180 m2 gezogen bin, wusste ich nicht, was da passiert.
Ist es dir egal, was andere über dich denken?
Ich habe ein starkes Selbstvertrauen, daher ist es mir wirklich komplett egal. Ich hatte auch schon immer einen ausgefallenen Style. In meinem Heimatort Wagrain (Anm.: Karin wuchs im salzburgerischen Pongau auf) haben’s mich damals schon schief angeschaut und sich gedacht, die hat einen Schuss, als ich mit Plateauschuhen und Fellmantel zum Bäcker rein bin.
Meine Scheiß-dir-nix-Mentalität klappt natürlich auch nicht jeden Tag, aber zumindest zu 98 Prozent der Zeit. Wenn dich aber Leute kritisieren, die du gar nicht kennst, dann denkst du dir: Was ist mit denen? Wie kommen die dazu? Ich sag ja zu der Kassiererin im Geschäft auch nicht, dass sie schiache Nägel hat. Das machen fremde Leute aber bei mir. Manche nehmen sich Sachen raus, das glaubst nicht (greift sich an den Kopf). Aber das ist der Preis dafür, in der Öffentlichkeit zu stehen. Und am Ende des Tages sage ich, MIR muss es gefallen – und dann sind die Kritiker*innen meist auch schon still.
Hast du einen Tipp für die, die selbstbewusster werden wollen?
Fangt klein an. Oft wollen die Leute zu schnell zu viel. Sie ziehen sich komplett anders an, weil sie denken, sie wollen jetzt rausstechen – und wirken dann wie ein Kasperl, verkleidet. Fangt mit einzelnen Stücken an und tastet euch vor. Und schreibt euch auf, was ihr erreichen wollt. Ein Träumebuch, wie ich eines habe, kann ich nur jedem empfehlen.
Du bist mit dem Profifußballer Georg Teigl verheiratet, seit 13 Jahren seid ihr ein Paar. Er ist sechs Jahre jünger. Was sind für dich die Gründe, warum ihr immer noch glücklich miteinander seid?
Es ist ein bisschen unheimlich – wir sind sogar glücklicher denn je. Unsere Liebe wird immer mehr und intensiver. Ich glaube, das kommt daher, weil wir uns selber nicht so ernst nehmen. Und weil wir mit allen Herausforderungen, die wir haben, miteinander wachsen.
Zum einen war Georgs Karriereaufstieg hart für uns, aber ich war bedingungslos für ihn da. Genauso war er bedingungslos für mich da, als ich mit „Constantly K“ um die Ecke kam, obwohl er am Anfang nicht das gesehen hat, was ich gesehen habe. Diese bedingungslose Unterstützung und trotzdem jedem seine Freiheit zu lassen, ist genauso wichtig wie Ehrlichkeit. Georg und ich kommunizieren sehr offen über alles. Mit Nicht-Reden fangen die Probleme an. Und wir haben auch irrsinnig viel Spaß miteinander und blödeln viel herum.
Dazu kommt, wir sind beide Scheidungskinder und haben uns vorgenommen, gewisse Sachen einfach anders zu machen, als sie uns vorgelebt wurden.
Heuer im Juli wirst du 40 – wie geht es dir damit?
Es ist ganz schräg. Irgendwie ist es mir wurscht, weil ich mich überhaupt nicht so fühle. Auf der anderen Seite denke ich mir, Scheiße, das ist jetzt schon arg, eigentlich.
Dann erinnere ich mich wieder an all die Schicksalsschläge, die wir schon hatten in unserem Familien- und Freundeskreis – und dann bin ich einfach nur dankbar und lasse die Kirche im Dorf. Mir geht es gut, ich bin gesund und ich werde heuer 40, so what?!
Ich versuche, im Moment zu leben und all die Erwartungshaltungen auszublenden, die hauptsächlich durch Social Media kommen.
Was würdest du dir nach acht Jahren „Constantly K“ in Bezug auf die Social-Media-Welt wünschen?
Dass noch viel mehr das Unperfekte gezeigt wird. Ehrlich zu sagen, wenn man struggelt, nicht immer alles so super easy darstellen. Aber natürlich, reflektieren und ehrlich sein in der Öffentlichkeit ist nicht immer lustig. Da bietest du auch Angriffsfläche für Hater. Deshalb möchte ich allen da draußen raten, selbst und für sich zu reflektieren. Ändert die Eigenschaften und Lebensumstände, die euch nicht gefallen, geht positiv und offen auf Menschen zu, dann wird viel Gutes passieren. Werdet euch bewusst, wer ihr seid – und zwar ohne all die Statussymbole.
Und ich kann allen nur empfehlen, trennt euch von dem, was euch nicht guttut. Im echten und im virtuellen Leben. Konsumiert die Inhalte, die euch ein gutes Gefühl geben, euch zum Nachdenken bringen, euch in eurer Entwicklung unterstützen.
Was gibt dir ein gutes Gefühl?
Ich habe vom ersten Tag an mit meiner Firma Charity-Aktionen durchgeführt. Das macht mich wirklich glücklich. Kinderkrebshilfe, Frauenhäuser, Geschenke für Stiftungen oder Vereine, Licht ins Dunkel. Es sind jedes Jahr rund 100.000 Euro, die wir karitativ ausgeben und denen zukommen lassen, die es am notwendigsten brauchen. Es ist ein geiles Gefühl, zu wissen, dass man das Leben anderer positiv verändern kann.
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Karin Teigl alias Constantly K – ein Wordrap
Das letzte Mal, als ich etwas zum ersten Mal in meinem Leben gemacht habe, war …
Das ganze Jahr 2023 haben wir in der Agentur Aufträge gemacht, die wir noch nie zuvor gemacht haben. Das war richtig geil.
In der Öffentlichkeit würde ich das nie tun, aber zu Hause mache ich es oft:
Mich gehen lassen.
Diese Eigenschaft/dieses Talent sieht man mir auf den ersten Blick nicht an:
Ich kann zwölf Stunden am Stück Netflix schauen (lacht) – und zwar Trash-TV!
Der Sinn des Lebens ist für mich …
Dankbar zu sein und zu lernen.
1 Monat ohne Social Media wäre für mich …
Ach, das Paradies.
Karin Teigl alias Constantly K
www.constantlyk.com
Podcast/Spotify: Constantly Changing Constantly K
TikTok: constantly_k
Instagram: constantly_k