Die Mob-Wife-Ästhetik sorgt für einen Aufschwung bei Kunstfelljacken.

Faux Fur erobert die Fashionista-Herzen – und ein Wiener Label mischt mit

Haarige Aussichten

5 Min.

© FAUX AFFAIRS / Norbert Kniat / www.kniat.de

In dieser Saison wird dick aufgetragen und nach schlichten Looks wird es in der Mode wieder aufgeregter: Metallic-Schuhe, Animalprints und Pelzjacken liegen voll im Trend. Bei Letzterem wird außerdem auf bewussten Konsum geachtet. Entscheidet man sich für echten Pelz, greift man zu Vintage-Stücken, idealerweise sogar von der Oma aus dem Keller, ansonsten sind vegane Faux-Fur-Jacken heiß begehrt.

Das könnte dich auch interessieren

Kunstfell  ist nicht gleich Kunstfell

Lange Zeit galt Faux Fur als wenig hochwertig: Bei so manchen Pieces sah man aus 100 Metern Entfernung schon, dass sie aus Plastik bestehen und nach einer Saison waren die Haare entweder ausgefallen oder verklebt, sodass man sie nicht mehr tragen konnte.

Dem Tierwohl zuliebe hat man das gerne in Kauf genommen, die Nachhaltigkeit hat aber darunter gelitten. Das Wiener Label FAUX AFFAIRS nahm sich in den vergangenen Jahren daher der Herausforderung an, Kunstfelljacken zu kreieren, die diese Probleme überwinden können.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

„Ich sah vielerorts den Wunsch nach veganen Felljacken, die aber auch wirklich warm halten und so edel wie echtes Fell anmuten. Dieser Mangel musste dringend gelöst werden“, erklärt Gründer Gerold Ebner heute, etwa ein Jahr nach dem Launch des Labels. Wir haben mit dem Visionär über Wien als Modestadt, Chancen von Kunstfell und prominente Testimonials gesprochen.

Warum hast du dich entschieden, dich auf 100 Prozent vegane Faux-Fur-Fashion zu spezialisieren?

Ich wollte hier keine halben Sachen machen und fand es unnötig tierische Materialien wie beispielsweise Echtleder mit Fellimitaten zu mischen. Schließlich sollen sich unsere Jacken auch für all jene eignen, die sich zu einem veganen Lebensstil entschieden haben.

Es gibt mittlerweile so tolle tierfreie Materialien, dass sich die schönsten Designs auch vegan fertigen lassen. Für unsere Jacken verwenden wir hauptsächlich unser veganes Superfell, das wir FauxFox™ nennen.

Faux-Fur-Jacken liegen im Trend
© FAUX AFFAIRS / Norbert Kniat / www.kniat.de

Wie wichtig ist dir Nachhaltigkeit in der Modeindustrie?

Nachhaltigkeit wäre in der Modeindustrie äußerst wichtig, um der Ressourcenverschwendung entgegenzuwirken, aber sie ordnet sich leider weiterhin ganz klar dem Fast-Fashion-Trend, der Profitgier vieler Konzerne und der individuellen Schnäppchenjagd unter.

Unser Nachhaltigkeits-Konzept basiert auf 3 Säulen: In erster Linie setzen wir auf hochwertige Premium Produkte, die durch zeitlose Designs und edle Materialien für das jahrelange Tragen konzipiert sind. Die Langlebigkeit ist uns im Sinne der Nachhaltigkeit besonders wichtig, auch wenn begeisterte Kund:innen dadurch nur alle paar Jahre bei uns eine neue Jacke kaufen. Zur Pflege gibt’s außerdem eine spezielle Bürste dazu, damit die Stücke lange halten.

Zum Zweiten setzen wir auf die zunehmende Verwendung recycelter Materialien: Meine Vision ist es, die Quote von recycelten Kunststoffen innerhalb der nächsten 3 Jahre auf 90% zu erhöhen.

Der dritte wichtige Punkt ist die Förderung eines bewussten Kaufverhaltens und die Vermeidung unnötiger Retouren.

Welche Materialien werden bei FAUX AFFAIRS verwendet?

Wir fertigen unser FauxFox™ Superfell mit äußerster Präzision, indem wir mehrkettige Polyacryl- und Polyamidfasern in ein Grundgewebe aus Baumwolle und Polyester fein einweben und anschließend sorgfältig fixieren.

Uns ist die Professionalität unserer Produktionspartner stets wichtiger als der Standort. Deshalb arbeiten wir mit den professionellsten Lieferanten im Faux-Fur-Bereich zusammen: die Produktionsstätten sind teils in der Türkei, teils in Asien.

Welche Herausforderungen gab es bei der Entwicklung?

Unser Ziel war es wunderschöne tierfreie Fellimitate zu kreieren, die echtes Fell in Punkto Optik und Flauschigkeit noch übertreffen. Trotzdem mussten wir feststellen, dass sich bestimmte Farben, insbesondere helle Töne, nicht so edel imitieren ließen wie beispielsweise Dunkelbraun oder Schwarz.

Ganz zu schweigen von komplexen Mustern, wie Waschbärfell. Wir fokussieren unsere Designs deshalb nun auf jene Farben, die sich am schönsten fertigen lassen.

Wien dient FAUX AFFAIRS regelmäßig als Inspiration
© FAUX AFFAIRS

Wie entstehen eure Designs?

Uns ist es wichtig eine gute Auswahl an Designs und Schnitten anzubieten, von angesagten kurzen Styles bis hin zu klassischen längeren Mänteln. Wir arbeiten bei neuen Kollektionen unsere gesammelten Inspirationen und aktuelle Trends in neue Designs ein, Stichwort Mob-Wife-Ästhetik. Unser Ziel ist es, diese Inspirationen zu zeitlosen Styles zu verarbeiten, die viele Jahre getragen werden können und kein schnelles Ablaufdatum haben.

Inwiefern spielt Wien in der Ästhetik eine Rolle?

Wien ist ganz klar keine bunte Fashion-Metropole, aber steht dafür für zeitlose Eleganz, Hochwertigkeit und Klassik. Unsere Styles spiegeln das auch wider: sie sind nicht so verspielt und bunt wie zum Beispiel italienische Mode, aber dafür überzeugen sie mit edlen Details und klassischen Farben, die auch sehr einfachen Outfits einen Hauch von Glam verleihen.

Welche prominente Person würdest du gerne ausstatten?

Bei uns hier: Loredana. Und international wäre natürlich Kendall Jenner ein Wahnsinn. The sky is the limit. (lacht)

Gerold Ebner im Interview.
Gerold Ebner im Interview. © FAUX AFFAIRS / Norbert Kniat / www.kniat.de

Abo

Die NEUE WIENERIN