„Wir brauchen eine Politik, in der Männer und Frauen gleich behandelt werden“ sagt Kendall mit bestimmter Stimme im CNBC Interview. Sie kandidiert gerade als Spitzenkandidaten für die Labour Partei in Großbritannien.
Vier Menschen sind gerade im Rennen um die Führung der Mitte-Links Partei, zwei davon sind Frauen, zwei Männer. Die zweite Frau Yvette Cooper ist Mutter, Kendall nicht. Natürlich hat jeder dieser Kandidaten innerparteiliche Unterstützer.
"Sie ist besser, weil sie Mutter ist"
Eine der Unterstützerinnen von Kendalls Gegenerin, Yvette Cooper, hat am Montag einen Blogbeitrag auf der UK-Ausgabe des Nachrichtenportals Huffington Post veröffentlicht: „Warum ich als Elternteil Yvette Cooper als neue Labour-Führerin unterstütze“. Der Artikel ist eine Zusammenfassung von 6 brennenden Themen, die Cooper − als arbeitende Mutter − mutmaßlich besser anpacken kann.
Billiges Argument
Dieser Aussage liegt das Argument zu Grunde, dass nur eine Mutter gute Familienpolitik machen kann. Aber ganz ehrlich: Fragen wir einen Politiker, der Aussagen zur Arbeitsmarktpolitik trifft, ob er denn schon einmal arbeitslos gewesen sei? Nein, und zwar zu Recht. Das nicht ausschlaggebend ist für seine Kompetenz.
"Dachte, das haben wir hinter uns"
Die Unterstützer von Liz Kendall haben das Mutterargument als Angriff gegen Kendall interpretiert. Viele von ihnen melden sich nun zu Wort. Laut Kendalls Kampagnenmanager stürzt man sich nur in Ermangelung intellektueller Argumente auf die Tatsache, dass jemand keine Kinder hat. „Ich dachte wirklich, das hätten wir hinter uns.“
Looking forward to day someone tells a man they are voting for him cos he has a kid and the other guy doesn't. Will be equally sad then too.
— John Woodcock (@JWoodcockMP) 6. Juli 2015
Im Interview sagt Kendall: „Ich freue mich auf den Tag, an dem Frauen und Männer dieselben Fragen gestellt bekommen, und sie mich nichts fragen, das sie nicht auch meine männlichen Mitstreiter fragen würden.“
Männliche Politiker werden nicht nach Kindern gefragt
Männer werden nun einmal nicht im selben Ausmaß durch ihre Vaterrolle definiert. Im deutschsprachigen Raum wird die Diskussion um die Kinderlosigkeit von Politikerinnen wie Angela Merkel oder früher Ursula Plassnik glücklicherweise selten laut. Leider stilisieren Journalisten mächtige Frauen trotzdem immer wieder gerne als gefühlskalt und berechnend. Schwieriger hat man es noch als unverheiratete Frau ohne Kinder: Die deutsche SPD-Politikerin Ute Vogt kämpfte Jahre ihrer Karriere mit der Skepsis, was wohl nicht mit ihr stimmt.