Macht Süßstoff krank? Hilft das Schwangerschaftshormon hCG beim Abnehmen? Senkt Knoblauch den Blutdruck? Mythos oder Wahrheit? Das Buch „100 Medizin-Mythen“ klärt auf.
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27.10.2014, 13.54 Uhr

Frau mit Apfel und Muffin
Mythos Nr. 1: Eine Behandlung mit dem hCG-Hormon bewirkt eine Gewichtsreduktion
Eine Injektionskur mit dem Hormon hCG (humanes Choriongonadotropin) soll helfen Fettdepots zu reduzieren. Die 3- bis 6-wöchige Behandlung geht mit einer 500 kcal/ Tag-Diät einher. HCG soll dabei diätbedingte Hunger- und Erschöpfungsgefühle unterdrücken und das Abnehmen unterstützen.
Fazit: Für eine solche Wirkung gibt es keine Hinweise. Das Abnehmen wird von der massiven Kalorienreduktion ausgelöst. Eine einzige Studie hatte das Gegenteil behauptet, die selbe Forschergruppe hatte aber auch eine Studie mit dem gegenteiligen Ergebnis durchgeführt.
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Kaffee
Mythos Nr. 2: Kaffee verringert das Risiko für Alzheimer
Immer wieder ist zu lesen, dass Kaffeetrinker seltener an Alzheimer erkranken. Das zeigte nicht nur eine finnische Langzeitstudie, sondern auch andere Studien führten zu ähnlichen Ergebnissen. „Laut Weltgesundheitsorganisation WHO erkranken in Westeuropa 54 von 1.000 Menschen ab 60 Jahren an einer Form von Demenz, in zwei Drittel der Fälle (36 von 1.000 Menschen ab 60) handelt es sich dabei um Alzheimer.“ Angeblich könnte der Konsum von Kaffee und koffeinhaltigen Getränken dieses Risiko um mehr als ein Drittel reduzieren. Und das ist nicht nicht alles, denn „koffeinhaltige Getränke können allgemein einen positiven Einfluss auf einen demenzbedingten Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit haben. Im Vergleich zu Wenig- oder Nichttrinkern koffeinhaltiger Getränke verringert sich das Demenzrisiko um rund 16 Prozent“, so die Buchautoren.
Fazit: Kaffee (eventuell auch Tee) kann dieses Risiko möglicherweise senken. Ungeklärt ist, ob Koffein dafür verantwortlich ist oder eventuell auch andere Inhaltsstoffe im Kaffee ebenfalls eine Rolle spielen.
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Knoblauch
Mythos Nr. 3: Knoblauch kann zu hohen Blutdruck senken
Jeder vierte Österreicher weist überhöhte Blutdruckwerte auf. Lange unbemerkt, gilt Bluthochdruck als Hauptrisikofaktor für die Entwicklung eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Knoblauch und Knoblauchkapseln werden immer wieder als Mittel zur Blutdrucksenkung empfohlen. In manchen Studien finden sich Hinweise für eine blutdrucksenkende Wirkung, allerdings ist die Qualität der Untersuchungen mangelhaft. Hinzukommt, dass Knoblauch eine blutgerinnungshemmende Wirkung hat, die bei gleichzeitiger Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten problematisch werden könnte. Die gute Nachricht: Ein zu hoher Blutdruck lässt sich durch sportliche Betätigung, Gewichtsreduktion, Alkoholreduktion, weniger Salz sowie mehr Obst- und Gemüse-Konsum senken.
Fazit: Bisherige Studien weisen eine zu geringe Qualität auf, um die Wirksamkeit von Knoblauch gegen Bluthochdruck belegen zu können.
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Frau mit Deo
Mythos Nr. 4: Deodorants können Brustkrebs auslösen
Deodorants mit dem Wirkstoff Aluminiumchlorid machen regelmäßig Schlagzeilen. Erst zuletzt kam eine Studie, in der angeblich eine Schädigung von Brustgewebszellen durch Aluminiumchlorid nachgewiesen wurde, ins Gerede. In der Arbeit wurde verdünnter Aluminiumchloridlösung auf das Wachstum von im Labor gezüchteten Brustgewebszellen geprüft und eine Schädigung wurde nachgewiesen. Doch dies kann nicht 1:1 auf den Menschen übertragen werden. Somit „ist unklar, inwieweit Aluminiumchlorid über die Haut in das Brustgewebe aufgenommen wird und wie es sich dort verhält. Diese Frage würde sich nur durch klinische Studien an menschlichen Teilnehmern beantwortet lassen.“ Eine weitere Studie weist auf einen Zusammenhang zwischen Rasuren von Achselbehaarung und dem Auftreten von Brustkrebs hin, die Studie ist jedoch im Design fehlerhaft und verzichten auf eine Kontrollgruppe, in einer anderen Untersuchung gab es keinen Zusammenhang zwischen Rasuren und der Verwendung von Deos.
Fazit: Bis heute findet sich für diese Behauptung kein wissenschaftlicher Beleg. Die Aufnahme von Aluminium sollte dennoch laut den Buchautoren reduziert werden. Denn Aluminium ist in Umwelt und Nahrungsmitteln häufig enthalten ist und wie sich dieses auswirkt, weiß man heute noch nicht vollständig.
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Cellulite
Mythos Nr. 5: Diverse Zaubermittel helfen gegen Cellulite
Orangenhaut wird als hässlich empfunden, die Suche nach Gegenmitteln mag daher nicht verwundern. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass die Wirksamkeit diverser Prozeduren bis heute nicht ausreichend belegt ist. „Für keine der unzähligen Cellulite-Behandlungen existiert ein seriöser wissenschaftlicher Beleg betreffend einer langfristigen Wirksamkeit. Ob Ultraschall, Wrapping, Laser, Lichttherapie oder Massage: Es lässt sich – wenn überhaupt – bestenfalls ein kurzfristiger Effekt erzielen“, so die Buchautoren.
Fazit: Keine der Studien kann hieb- und stichfest eine langfristige Wirksamkeit von Anti-Cellulite-Behandlungen belegen.
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Eier
Mythos Nr. 6: Der Verzehr von Eiern erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Hühnereier sind in Verruf geraten, weil in jedem Ei 210 Milligramm Cholesterin stecken. Der Körper stellt den fettähnlichen Stoff selbst her. Das Cholesterin, wird in eine Eiweißhülle verpackt, um es besser im Blut transportieren zu können. Es gibt zwei Formen: LDL-Teilchen (Low Density Lipoprotein) und HDL-Teilchen (High Density Lipoprotein). Erstere lagern sich in den Wänden der Blutgefäße ab und erhöht so das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Eier enthalten viel Cholesterin und führen somit auch zu einem Anstieg an LDL-Cholesterin. Studien zeigen aber, dass ein Konsum von einem Ei am Tag beim gesunden Menschen zu keiner negativen Veränderung führt. Bei Diabetikern könnte laut Studien sehr wohl ein negativer Effekt entstehen, daher empfiehlt es sich den Konsum einzuschränken.
Fazit: Der regelmäßige Konsum von Hühnereiern bei einer ausgewogenen Ernährung scheint das Risiko gesunder Menschen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht zu erhöhen.
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Limonaden
Mythos Nr. 7: Der regelmäßige Konsum von süßstoffhaltigen Limonaden erhöht das Diabetes-Risiko
Bekommen Personen, die häufig süßstoffhaltige Limonaden über einen Zeitraum von mehreren Jahren trinken, eher Diabetes als jene, die das nicht tun? Mehrere Studien scheinen diesen Zusammenhang zu belegen. Aber was oft wenig Beachtung bekommt, ist die Frage, ob tatsächlich der Süßstoff zu dem Ergebnis führt oder die Menschen schon zuvor Gewichtsprobleme hatten.Fazit: Saccharin, Aspartam & Co sollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, zuckerkrank zu werden. Allerdings finden Ursache und Wirkung in den Studien noch zu wenig Beachtung.
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Frau greift sich auf den Bauch
Mythos 8: Probiotika beugen Durchfall infolge einer Antibiotikabehandlung vor
Bei 21 von 100 Personen kommt es deswegen zu Durchfall. Um das zu verhindern, wird gerne die gleichzeitige Einnahme von Antibiotika empfohlen. Studien zeigen jetzt, dass diese nicht bei jedem wirken. Bei gleichzeitiger Einnahme von Antibiotika und Probiotika kommt es bei 13 Personen dennoch zu Durchfall.
Fazit: Probiotika können möglicherweise durch Antibiotika bedingten Durchfall verhindern. Allerdings ist eine Prophylaxe nur bei einem unter 13 Patienten erfolgreich.
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100 Medizin-Mythen
Das Buch
„100 Medizin-Mythen“ vom Verein für Konsumenteninformation in Kooperation mit www.medizin-transparent.at ist seit dem 23.10.2014 im Buchhandel und beim VKI unter 01/588 774 erhältlich bzw. kann online unter www.konsument.at bestellt werden. Kosten: € 14,90.
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