Frauenpower: Martina Parker hatte von Social Media die Nase voll. Aber dann traf sie online die Wunderweiber.
Mit Social Media war ich durch. Die „Mein Leben ist schöner als dein Leben“-Bilder der Instagram-Fraktion gingen mir genauso auf den Geist wie die trumpschen Fake News auf Twitter oder die ewig gleichen Memes auf Facebook. Ich wollte wieder echtes Leben. Und schon ging mein Wunsch in Erfüllung: Ich lernte die authentische Seite von Social Media kennen – ich traf die Wunderweiber.
Für Nichteingeweihte: Die Wunderweiber sind eine Facebook-Gruppe für Frauen, die zum Ziel haben, sich in allen Lebenslagen gegenseitig mit Tipps und Ratschlägen zu unterstützen. Da ich immer schon eine Schwäche für nützliches und unnützes Wissen hatte, kippte ich voll darauf rein. Innerhalb kürzester Zeit kannte ich dank der wunderweiblichen Empfehlungen die besten Ärzte und Handwerker der Stadt. Nicht, dass ich aktuell Hilfe gebraucht hätte. Aber wer weiß – vielleicht benötigt man ja mal einen einfühlsamen Nephrologen oder einen kreativen Steinmetz. Gerne beteiligte ich mich am Schwarmwissen der Damen, wenn es um Beauty-Lösungen ging: Wer ist die beste Friseurin, um eine misslungene Hennatönung zu reparieren? Kathi Strassl. Wohin geht man, um buschige Brauen zu zähmen? In die Brow Bar. Ab welcher Länge kann man seine Haare spenden, um daraus Perücken für Krebskranke machen zu lassen? Bei den meisten Vereinen ab 27 cm.
Komplett faszinierend fand ich Themen, über die ich mir noch nie den Kopf zerbrochen hatte. Warum darf man in einer Küche mit Papageien keine Palatschinken in Teflonpfannen backen? Die Dämpfe könnten den Vögeln schaden. Wie bekommt man Blusenkrägen glatt, wenn man absolut keine Lust aufs Bügeln hat? Mit dem Haarglätteisen. Also bitte, wie spannend ist das?
Schon nach kurzer Zeit stellte ich alle Anzeichen einer gröberen Social-Media-Sucht fest. In jeder freien Minute checkte ich mein Handy, um am Leben von Hunderten Wunderfrauen teilzuhaben. Ich empfing und gab Ratschläge, sympathisierte mit den Wunderbaren und wunderte mich über die Wunderlichen. Die Themen gingen uns niemals aus. Und dann stellte eines Tages eine Wunderfrau die Frage aller Fragen: Was sind eigentlich eure Hobbys? Und ich hielt inne. Denn die ehrliche und authentische Antwort darauf war nicht Sport oder Kultur, auch nicht Reisen. Die ehrliche Antwort war: in jeder freien Minute auf Facebook rumhängen und mit anderen Wunderweibern chatten.
Ich muss mein Leben dringend wieder in den Griff kriegen. Ich brauche was, das mich erdet. Yoga zum Beispiel. Nur: Wo hingehen? Am besten frage ich schnell die Wunderweiber, welches Studio sie empfehlen können.

Die WIENERIN-Beauty-Expertin bloggt über ihren Alltag zwischen Produkt-Präsentationen, Pressereisen und den neuesten Innovationen aus der Welt der Schönen.

Kolumnistin Martina Parker pendelt regelmäßig zwischen Wien und dem Südburgenländischen und hat erkannt: Manche Dinge sind am Land einfach ganz anders.