"Jeder Mann wird einmal abgewiesen. Sogar Pick-up Artists und Dating Coaches. Was aber Männer von Burschen unterscheidet, ist, dass Männer die Abweisung auch zu ihren Gunsten drehen können".
Mit diesen Worten leitet ein selbst ernannter Dating-Experte seinen Artikel auf Men's Fitness zum Thema "Dating-Tipps für Abgewiesene" ein. Das Problem an der Sache: Der Experte ignoriert dabei, dass er mit seiner Aufforderung "nicht locker zu lassen" die Vergewaltigungskultur fördert und ihr sogar eine Legitimation gibt.
Denn eines muss klar sein. Ein "Nein" heißt "Nein" und daran ändert auch der beste Dating-Tipp nichts. Und dubiose Pick-Up Artists schon gar nicht.
Nein heißt Nein - außer du kannst sie dazu zwingen?
Auf Twitter löste der Artikel in kurzer Zeit einen Sturm der Entrüstung aus. Die Schriftstellerin Aura Bogado machte ihrem Ärger über den Artikel Luft. Dort veröffentlichte sie Screenshots des (mittlerweile gelöschten) Artikels und schrieb: " 'Nein' heißt 'Nein' - außer du kannst sie dazu zwingen, 'Ja' zu sagen?! Dieser Artikel ist ein Guide zur Vergewaltigung! (...) Das ist 'rape culture'. Ganz einfach.".
Innerhalb weniger Stunden wurde der Tweet tausende Male geteilt. Viele Frauen ärgerten sich über die Worte des Autors.
A woman CLEARLY tells you she's not interested at a bar but "PLOW AHEAD ANYWAY." tf is this @LS_Savoypic.twitter.com/0HoIqrE41W
— Aura Bogado (@aurabogado) June 29, 2016
@aurabogado@LS_Savoy@MensFitness I'm so happy the writer is able to read women's minds to help us express all those things we can't say!?
— Sasha Huff (@sashahuff) June 29, 2016
@aurabogado@LS_Savoy@MensFitness "Women's Choices And Why They Should Mean Nothing" By HyperMasculinity Today. Fucking disgrace
— Colin Taylor (@ColsBols) June 29, 2016
Der Artikel wurde mittlerweile wieder kommentarlos von der Seite genommen. Der Ärger aber bleibt - genauso wie die unzähligen Kommentare unter Auras Tweet, die die Aufregung um den Artikel so gar nicht verstehen wollen und sogar gegen die Autorin hetzen.
"Nein heißt Nein" - Auch in Deutschland brandaktuell
Auch in Deutschland erlangte das Thema mit dem Gina-Lisa-Fall erneut Aktualität. Unter dem Motto "Nein heißt Nein" machten sich FrauenrechtlerInnen in den sozialen Medien für eine Novelle des deutschen Strafrechts stark. Denn nach deutschem Recht reicht das bloße "Nein" noch nicht aus, um potenzielle Vergewaltiger nach einer Tat zu verurteilen.
Nach massiven Protesten hat der deutsche Justizminister Heiko Maas nun eine Änderung des Gesetzes noch in diesem Jahr angekündigt.
Auch in Österreich ist das "Nein" erst seit Anfang Jänner 2016 im Zuge der Reform des österreichischen Strafrechts im Gesetz verankert worden. Frauenrechtler hatten zuvor mehrfach auf die Lücke im Strafrecht aufmerksam gemacht.