Eine neue Umfrage zeigt, dass der Spagat zwischen Arbeit und Kinderbetreuung im zweiten Lockdown noch schwieriger geworden ist. Vor allem für Frauen stieg der Druck: Viele von ihnen verschoben ihre Arbeit auf Abend und Nacht.

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Dass sich Job und Kinderbetreuung in Krisenzeiten nur schwer vereinen lassen, ist bereits in den vergangenen Monaten deutlich geworden. Für Familien in Österreich ist die Belastung im zweiten Lockdown nun offenbar noch angestiegen, wie eine Studie von SORA im Auftrag des Momentum Instituts zeigt. Während im ersten Lockdown im Frühjahr 46 Prozent der Familien angaben, stark belastet zu sein, sind es mittlerweile 58 Prozent. "Unter den Müttern sind es mit fast zwei Dritteln deutlich mehr als unter den Vätern. Das zeigt, wie sehr Frauen nach wie vor die Hauptlast der Kinderbetreuung tragen", erklärt Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.

(c) SORA/Momentum Institut
Viele Arbeitgeber nicht kompromissfreudig
Im Zuge der Studie wurden 685 Eltern von Kindern bis 14 Jahren befragt, wie sie den zweiten Lockdown erleben. Die Daten wurden anschließend mit einer Umfrage aus dem Frühjahr verglichen. Ein Problem stellte und stellt laut Befragten die fehlende Kompromissfreudigkeit der Arbeitgeber dar. Ein Viertel jener Befragten, die sich der Arbeiter*innenschicht zurechnen durfte sich nicht aufgrund von Kinderbetreuungspflichten freinehmen, bei Höherverdiener*innen gab es diesbezüglich weniger Probleme: "Home-Office und flexible Arbeitszeiten blieben allerdings nach wie vor hauptsächlich höheren Bildungsschichten vorbehalten", so SORA-Experte Paul Ringler. Im Vergleich zum Frühjahr waren mit zehn Prozent auch nur noch halb so viele Eltern in Kurzarbeit.
In der Arbeiter*innenschicht stieg zudem die Arbeitslosigkeit vom ersten zum zweiten Lockdown auf 14 Prozent. Rund die Hälfte der Familien beklagt Einkommensverluste, vor allem die Einkommensschwächsten. Fast sieben von zehn Haushalten mit unter 2.000 Euro Nettoeinkommen berichten von Einkommensverlusten, sechs von zehn mussten Ausgaben einschränken oder auf Ersparnisse zurückgreifen. "Nur ein Drittel hat überhaupt noch Ersparnisse, was gerade ärmere Familien in brenzlige Situationen bringt", erklärt Blaha.

Quelle: SORA/Momentum Institut
Mütter arbeiten vermehrt in Randzeiten
Über 70 Prozent der Kinder wurden im zweiten Lockdown trotz offener Schulen daheim betreut. Weil Frauen nach wie vor die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung tragen, verlagerten viele ihre wieder gestiegenen Arbeitszeiten noch stärker in Randzeiten: "Jede dritte befragte Frau arbeitete früh morgens oder abends, jede zehnte sogar in der Nacht, um trotz Kinderbetreuung Zeit für Erwerbsarbeit zu finden", so Blaha.

Quelle: SORA/Momentum Institut
Gerade für Kinder aus bildungsfernen Familien ist Unterricht zuhause oftmals ein Problem: Rund 40 Prozent der Eltern mit Pflichtschulabschluss oder Lehre geben an, ihre Kinder nicht optimal beim Lernen unterstützen zu können.
Insgesamt bewerten Österreichs Eltern die Vorbereitungen von Regierung und Bildungssystem auf die zweite Welle als ungenügend: 60 Prozent sind der Meinung, die Bundesregierung habe die Schulen und Kindergärten nicht ausreichend Corona-fit gemacht.
Das Momentum Institut rät auf Basis der Befragung zu einem Maßnahmenmix auf Bundes- und Länderebene. Eine höhere Familienbeihilfe oder der Verzicht auf Elternbeiträge in Schulen, Kindergärten und Horten könnten gerade einkommensschwache Familien entlasten.

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