Mit 35 ist der sexuelle Zenit erreicht? Ganz falsch. Guter Sex hat kein Ablaufdatum. Vielmehr reift er wie guter Käse oder Wein - und wird mit den Jahren immer köstlicher. Lassen Sie sich also nicht den Appetit verderben, sondern genießen Sie. 4 gute Gründe, warum Sex immer besser wird.
am
21.04.2015, 15.18 Uhr

Sex im Alter
Sex ab 30: Es kann nur besser werden
Unsere sexuelle Biografie liest sich in den Erotikratgebern wie Brehms Tierleben: Mit 16 wird gevögelt. Mit 26 treiben wir's wie die Karnickel. Und mit 36? Mutieren wir plötzlich kollektiv zu Pandas. Die Liebe ist noch groß, das Verlangen schon klein. Statt zu kuscheln, kauen wir lieber gemeinschaftlich an Bambus-Stängeln. Und Sex wird zur nebensächlichsten Nebensache der Welt. Mit einem Mal pro Jahr sind wir ganz gut dabei …
Lassen Sie sich diesen (Panda-)Bären nicht aufbinden. Tierisch geiler Sex ist zwar tatsächlich eine Frage des Alters. Aber nicht so, wie Sie denken (sollen). Längst ist bewiesen: Sex ist kein Hobby, an dem man irgendwann das Interesse verliert. Sondern ein Bedürfnis wie Essen oder Schlafen. Libido und Befriedigung nehmen deshalb mit den Jahren auch nicht ab. Im Gegenteil: 77 Prozent der vom englischen Magazin Health Plus befragten 2.000 Frauen sagen: "Sex wird mit jedem Jahr besser." Kein britisches Phänomen, sondern globale Tatsache - wie die Fakten aus der Sexualforschung auf den folgenden Seiten beweisen.

Sex
Fakt 1: Keine Frau ist je über den Sex hinaus
Zwischen Nesthäkchens Einschulung und dem Hausbau schläft die Libido irgendwann sanft ein? Kann passieren. Das liegt dann aber nicht am Alter, sondern am Alltag.
Unsere biologische Lustkurve jedenfalls steigt bis Mitte 30 stetig an und bleibt dann lange auf diesem Niveau - auch über den Wechsel hinaus. Das beschert uns in den 30ern endlich die intensiven und multiplen Orgasmen, von denen wir in den 20ern nur träumen konnten. Und ab 40 gar ein gesteigertes sexuelles Verlangen: Laut einer Studie von The Oxygen Network finden Twens Sex einmal pro Woche vollkommen ausreichend, 20 Jahre ältere Frauen geben sich damit nicht (mehr) zufrieden.

Sex
Fakt 2: Reiferer Sex ist der bessere Sex
Eine britische Studie belegt: Den nach eigenem Bekunden besten Sex haben nicht etwa junge, frisch verliebte Paare, sondern Liebende zwischen 39 und 59, die schon einige Zeit zusammen sind und ihr Beziehungsfundament gerade auch in den herausfordernden Jahren der Familiengründung erhalten konnten. Sie wissen, was sie wollen - und sagen es auch. Sie sind entspannter im Umgang mit dem eigenen Körper. Und sie kämpfen nicht mehr mit vorzeitigem Samenerguss oder Verhütungsfragen.
Das alles fällt natürlich nicht vom Himmel. Guten Sex muss man sich (gem)einsam erarbeiten. "Eine befriedigende Sexualität lebt von Intimität. Und die muss in jeder Beziehung erst erlernt werden. Sie wächst, wenn wir aufeinander eingehen und auch Schmerzhaftes ansprechen können", sagt die Psychologin Charlotte Hetzer. Erst auf dieser Basis können wir uns beschenken lassen und selbst gute Gefühle und Zärtlichkeit schenken.

Verliebtes Paar im Bett
Fakt 3: Die sexuelle Spannung hält und hält und hält
Mit 20 will man Prinzessinnensex, doch erst in den Dreißigern bekommt man ihn auch. Das liegt unter anderem daran, dass bei Twens die Lust auf den Partner relativ schnell nachlässt. Die Halbwertszeit? Liegt bei ungefähr anderthalb Jahren. Steigt man anfangs noch täglich zwischen die Laken, ist 18 Monate später schon einmal die Woche viel.
Anders bei Thirty-Somethings. Sie können die sexuelle Spannung in der Partnerschaft über Jahre halten - wie eine Online-Umfrage Göttinger Psychologen zeigt. Laut Studienleiter Ragnar Beer liegt der Grund für den sexuellen Frust der Jungen "in ihrer Unerfahrenheit und unrealistisch hohen Erwartungen. Hier liegt das Glück des Alters: Wenn überhöhte Ansprüche abgelegt sind, haben die Partner endlich freie Bahn, Sex richtig zu genießen", so Beer.
Sexualforscher haben auch rausgefunden, dass sich ein Paar hinsichtlich seiner sexuellen Wünsche in den ersten vier Beziehungsjahren auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigt. Alles andere ist Schweigezone. Erst mit der Zeit trauen wir uns, dort einzubrechen, Bedürfnisse anzusprechen und auszuleben.

Verliebtes Paar Kuss
Fakt 4: Pleasuring ist die schönere Befriedigung
Ja, der Sex verändert sich mit der Zeit. Aber nicht zum Schlechteren. Die Bedürfnisse verlagern sich einfach - in Richtung Wohlbefinden. Befriedigung durch körperliche Spitzenleistungen wird weniger interessant.
Der Druck, einen Orgasmus zu bekommen bzw. zu schenken, lässt nach. An die Stelle einer "orgasmusorientierten Sexualität" tritt "Pleasuring" - womit "genießen können, gute Gefühle vermitteln und zulassen, erregt sein und Erregung schenken" gemeint ist. Pleasuring beschreibt eine Dimension der sexuellen Begegnung, die dem Wellness-Gedanken nahesteht. "Wenn wir in der sexuellen Begegnung diese neue Dimension entdecken, drehen wir uns plötzlich weniger um das Ziel, Orgasmus' mit dem damit verbundenen Frustpotenzial", so Hetzer. "Wir können miteinander positiv unterwegs sein, ganz im Sinne des bekannten Mottos: Der Weg ist das Ziel!"