Die israelische Forscherin Orna Donath hat für ihr Projekt "Das Muttersein bereuen: Eine gesellschaftspolitische Analyse" mit 23 Frauen gesprochen, deren Antwort auf die Frage "Wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, würden Sie noch einmal Mutter werden?" dieselbe war: "Nein."
"Ich würde sie aufgeben, ohne mit der Wimper zu zucken"
In schonungslos ehrlichen Worten erzählen die Frauen, die aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Familienverhältnissen stammen, von ihren Gefühlen.
Wenn ich heute zurückgehen könnte, hätte ich natürlich keine Kinder. Das ist absolut selbstverständlich für mich.
Sehen Sie, es ist kompliziert weil ich es bereue, eine Mutter geworden zu sein, aber ich bereue nicht meine Kinder, wer sie sind, wie sie sind. Ich liebe sie. […] Es ist nichts, was man wirklich erklären kann. Denn wenn ich es bereuen würde, hieße das, dass ich meine Kinder nicht hier haben wollen würde. Aber ich würde nicht wollen, dass sie nicht hier wären, ich möchte nur keine Mutter sein.
Ich würde sie aufgeben, absolut. Wirklich. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und es ist schwer für mich, das zu sagen, weil ich sie liebe. Sehr sogar.
#regrettingmotherhood löst Zustimmung und Entsetzen aus
Der Veröffentlichung der nicht repräsentativen Studie in der "Süddeutschen Zeitung" folgte eine emotionale Diskussion, die vor allem auf Twitter und Blogs geführt wurde.
Ich empfinde den Dialog um #regrettingmotherhood wunderschön. Diese Ehrlichkeit ist hoffentlich ein weiterer Schritt zur Befreiung der Frau
— Inga Höltmann (@ihoelt) 8. April 2015
Es gibt Ereignisse im Leben, die kann man sich vor Eintritt einfach nicht vorstellen. Was ist an #regrettingmotherhood nicht verständlich?
— K. Anaille (@Anstandsdame) 12. April 2015
#regrettingmotherhood Wenn ich es entscheiden könnte, würde ich Vater werden, statt Mutter.
— Lieblingsblog (@Lieblingsblog) 13. April 2015
Ich kann keinen einzigen Satz zu #regrettingmotherhood mehr ertragen. Wenn ihr Mutter werden wollt: Los! Wenn nicht: Eben nicht. Ende.
— Carline Mohr (@Mohrenpost) 13. April 2015
Mein Leben ist ein riesiges Chaos seit ich Mutter bin. Erst gestern den ganzen Abend geheult. #regrettingmotherhood? Nicht eine Sekunde.
— Schamyrha (@Schamyrha) 14. April 2015
#regrettingmotherhood ist so ein Hashtag wo mir vor Unbehagen alles im Hals stecken bleibt. Das sind einfach die falschen Worte.
— Yadey Poe (@WhoIsYade) 14. April 2015
Studienautorin und Soziologin Orna Donath hat mit ihrer Studie ein sensibles Thema aufs Tableau gebracht, das bis dato kaum öffentlich diskutiert wurde. Die Frauen, mit denen sie gesprochen hat, berichten ausführlich und ausgesprochen reflektiert über ihre Gefühle - und können genau deshalb nicht leichtfertig als Rabenmütter verurteilt werden. Donath schreibt, ihre Studie solle nur ein Anfang sein und die Grundlage für weitere Untersuchungen zu einem Thema, das für viele ein Tabu ist.