Die bis dato größte Studie zu Belästigungen im Netz hat gezeigt, dass der Großteil der Frauen und Mädchen zwischen 15 und 25 Jahren Erfahrungen mit Online-Harassment machen musste. Einige von ihnen haben in der Folge ihre Social Media-Nutzung eingeschränkt.
Online-Harassment fängt bei Beleidigungen und Mobbing an, reicht von Stalking, Diffamierung durch bewusstes Gerüchtestreuen, sexuelle Belästigung über Mord- und Vergewaltigungsdrohungen bis hin zu Identitätsdiebstahl. All das belastet die Psyche und kann drastische Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben. Wie eine aktuelle Studie von Plan International zeigt, ist oder war mehr als die Hälfte junger Frauen von derartiger Belästigung betroffen.
Meiste Belästigungen auf Facebook
14.000 Mädchen und Frauen aus 22 Ländern hat die Non-Profit-Organisation Plan International im Zuge ihrer Studie zu ihren Erfahrungen im Netz befragt. Die Proband*innen, alle zwischen 15 und 25 Jahre alt, berichteten dabei von großteils ähnlichen Erlebnissen. Konkret teilten 58 Prozent der Proband*innen mit, schon einmal online belästigt worden zu sein, wobei Facebook mit 39 Prozent die am häufigsten genannte Plattform war. Danach folgten Instagram (23%), WhatsApp (14%), Snapchat (10%), Twitter (9%) und TikTok (6%).
Silencing junger Frauen
Bei den Belästigungen handelt es sich in vielen Fällen (47%) um Androhungen körperlicher bzw. sexueller Gewalt. Die Autor*innen der Studie beschreiben diese Belästigungen als genderbasierte Attacken, die in erster Linie dazu dienen sollen, junge Frauen "zum Schweigen zu bringen". Besonders häufig passiert diese Form der Belästigung bei jungen Frauen, die ihre politische Meinung frei äußern, eine Behinderung haben, Schwarz sind oder sich als Teil der LGBTIQ+ Community identifizieren.
"Statt frei und empowered sind junge Frauen online heute oft verängstigt, weil sie ständig beleidigt, missbraucht und von Plattformen vertrieben werden", wird Plan International CEO AB Albrectsen von Bustle zitiert. "Vor allem jene, die sich für Gender Equality einsetzen bekommen Hass und Drohungen zu spüren".
Social Media-Unternehmen dürfen sich nicht aus Verantwortung ziehen
Die Studie offenbarte ebenfalls, dass Online-Belästigung auch das Leben offline beeinflusst: Eine von fünf jungen Frauen teilte mit, dass sie oder eine Freundin aufgrund von Online-Erlebnissen Angst um ihre Sicherheit hatten oder haben. 44 Prozent der Befragten findet, dass Social Media-Unternehmen mehr für die Sicherheit ihrer Nutzer*innen tun sollten. Plan International vermutet, dass sich Social Media-Unternehmen nicht verantwortlich fühlen, da die geteilten Inhalte nicht direkt von ihnen stammen.
Dass junge Frauen soziale Netzwerke nicht mehr oder nur eingeschränkt nutzen, ist keine Lösung. Die Non-Profit-Organisation fordert nun, dass Facebook & Co dieses Problem ernst nehmen und effektive Möglichkeiten für Betroffene schaffen, Belästigungen zu melden und Täter*innen zur Rechenschaft zu ziehen. "Junge Frauen sollten sich nicht mit Verhalten abfinden müssen, das auf der Straße kriminell wäre. Regierungen und Social-Media-Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen", heißt es in einem Statement der Organisation. Wer diese Forderung unterstützen will, kann die Petition von Plan International unterzeichnen.
Wohin du dich wenden kannst, wenn du online belästigt wirst:
- ZARA Beratung zu Hass im Netz: +43 (0)1 236 55 34
- Internet Obmudsstelle
- Rat auf Draht:147
- Bei gefährlichen Drohungen an die Polizei: 133

Vergangene Woche hat die grüne Klubobfrau gemeinsam mit dem Koalitionspartner das neue Gesetz gegen Hass im Netz präsentiert. Am Freitag geht ihr eigener Prozess gegen den 'Bierwirt' weiter.

Amnesty International warnt, dass die neuen Maßnahmen die Meinungsfreiheit gefährden könnten.

Gewalt gegen Frauen im Internet ist ein riesiges Problem, das an der Menschenwürde genauso wie an der Meinungs- und Pressefreiheit kratzt.