Vor ein paar Wochen haben Sie mit Freunden noch auf den neuen Job angestoßen. Jetzt ist Ihnen gar nicht mehr nach Feiern zumute. Denn an Ihrem Schreibtisch warten nicht nur Herausforderungen, sondern auch (Selbst-)Zweifel und Probleme. Aber die lassen sich ausräumen. 6 Tipps vom Job-Coach.
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19.02.2014, 08.46 Uhr

Neu im Büro
"Die ersten Wochen im Job halten selten das, was wir uns versprechen. Und meist sind es nicht fachliche Probleme, die auftauchen, sondern organisatorische oder unternehmenskulturelle", sagt Job-Coach Renate Hall.
Während sich nämlich "die Neue" meist gut auf die neue Stelle vorbereitet hat, sind die Unternehmen oft schlecht gewappnet: "Sie wollen, dass das Business weiterläuft as usual. Und vergessen darüber, dass die neue Kollegin erst mal die Balance finden muss, zwischen dem Erwerb von Know-how und dem Wunsch, einen kompetenten Eindruck zu hinterlassen, bevor sie sich den Aufgaben widmen kann", sagt Expertin Renate Hall.
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Unterfordert im Job
Fallstrick 1: Unterforderung
Die Kollegen stöhnen über Deadlines und Überstunden. Und Sie? Ma(h)len Strichmännchen und Kaffeebohnen. Obwohl es in Ihrer Abteilung eigentlich genug Arbeit gäbe, für die Sie mehr als qualifiziert wären, lässt man Sie gerade mal an den Kopierer. Und selbst dabei schaut Ihnen noch jemand über die Schulter. Die größte Herausforderung, die täglich auf Sie wartet? Bis zum Feierabend produktiv, engagiert und beschäftigt "zu wirken", schließlich geht es um eine Festanstellung ...
So stolpern Sie nicht:
Sie leiden unter den ersten Symptomen eines Bore-out-Syndroms: Frustration durch Unterforderung. Und verständlicherweise kränkt es Sie, dass man Ihnen nicht mehr zutraut. Kämpfen Sie gegen Ihren Unmut an, sonst könnten die nächsten Wochen in Ihrem neuen Job nicht nur die längsten werden, sondern auch die letzten. Ihre zunehmende Unzufriedenheit wird von Ihrem Arbeitsumfeld nämlich nicht unbedingt zu Ihren Gunsten interpretiert. Versuchen Sie durchzuhalten und die Ihnen übertragenen Aufgaben mit Engagement und einem Lächeln zu erledigen. Nach und nach wird man erkennen, dass Sie Vertrauen verdienen, und Ihnen Anspruchsvolleres übertragen.Bis dahin gilt leider: Kontrolle ist besser. Versetzen Sie sich doch mal in die Lage Ihrer Kollegen: Würden Sie jemandem, den Sie gerade kennengelernt haben, wichtige Projekte übertragen oder ihn auf Kunden loslassen? Eben. Das heißt aber nicht, dass Sie die Zwischenzeit nicht nutzen können: Beobachten Sie Abläufe, stellen Sie Fragen, bieten Sie Unterstützung an. Dann sind Sie auch gewappnet für künftige Herausforderungen.
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Überfordert Job
Fallstrick 2: Keine Einarbeitungsphase
Einarbeitungszeit? Davon merken Sie nichts. Die Kollegen sind froh, wenn sie ihr eigenes Pensum schaffen. Ihr Motto: Sie werden schon selbst herausfinden, wie der Hase läuft. Doch leider wissen Sie nicht mal, wie man die Telefonanlage korrekt bedient. Und die unerledigte Arbeit türmt sich bereits, weil es keinen Ansprechpartner gibt, mit dem Sie Fragen besprechen könnten.
So stolpern Sie nicht:
Das Einarbeiten neuer Kollegen ist erst in zweiter Linie Kollegen-Sache. In erster Linie muss sich Ihr Chef darum kümmern. Schließlich liegt es in seinem Interesse, dass Sie Ihren Job möglichst rasch eigenverantwortlich machen. Beim Sammeln von Know-how brauchen Sie außerdem seine Unterstützung, sonst gelten Sie bei Kollegen schnell als unfähig oder nervige Fragenstellerin.Wenn Sie also feststellen, dass von einem strukturierten Einarbeitungsplan nichts zu sehen ist, bestehen Sie auf einem Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten. In diesem sollten Sie schriftlich festlegen, in welche Arbeitsfelder Sie wann eingeführt werden, welche Infos Sie dafür benötigen, wer Ihnen diese Infos gibt und was man von Ihnen erwartet. Hier geht es nicht nur um Fachliches, sondern auch darum, etwas über die Gepflogenheiten im Betrieb zu erfahren. Lassen Sie sich von Ihrem Boss bei Ihren direkten Kollegen und Vorgesetzten vorstellen, durch den Betrieb führen und einen Mitarbeiter als Ansprechpartner zuweisen. Mit dem vereinbaren Sie dann am besten "Fragestunden", damit er sich die Zeit einteilen kann.
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Kein Feedback im Job
Fallstrick 3: Kein Feedback
Sie hackeln brav vor sich her. Und haben im Großen und Ganzen das Gefühl, Sie hätten alles im Griff. Dennoch sind Sie unsicher, ob Sie wirklich das leisten, was Kollegen und Vorgesetzte von Ihnen erwarten. Bislang haben Sie noch kein Feedback erhalten. Aber bis zum Ende der Probezeit wollen Sie auch nicht warten …
So stolpern Sie nicht:
Sollten Sie auch nicht. Denn dann ist es zu spät, Versäumnisse aufzuholen und Fehler auszubügeln. Suchen Sie das Gespräch. Mit Kollegen. Und Ihrem Chef. Bestehen Sie in den ersten Monaten auf regelmäßigen, vorher vereinbarten Treffen (Spontan-Feedbacks sind selten ergiebig), bei denen Sie sich darüber austauschen, welche Erfahrungen Sie bisher bei der Arbeit gesammelt haben und was Sie benötigen, um noch erfolgreicher zu arbeiten.In diesen Feedback-Gesprächen sollten Sie auch eine Rückmeldung über Ihre Leistung erhalten. Nur so können Sie Ihr Verhalten korrigieren, so dass Mängel nicht automatisch zu einem Auflösen des Arbeitsverhältnisses am Ende der Probezeit führen. In späteren Gesprächen können Sie ruhig auch erwähnen, wie bestimmte Abläufe in Ihrem alten Betrieb geregelt waren und wie Sie Ihr Arbeitsumfeld einschätzen. Lassen Sie sich aber nicht nötigen, Verbesserungsvorschläge zu machen. Vertrauen muss wachsen.
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Enttäuscht im Job
Fallstrick 4: Enttäuschung
Teamleitung, Eigenverantwortung, Aufbauarbeit - in der Stellenausschreibung und im Vorstellungsgespräch klang alles noch zu schön, um wahr zu sein. Heute wissen Sie: Es war zu schön, um wahr zu sein. Der Job hält nicht, was er versprach. Und jetzt stehen Sie vor der Frage: Darf man in der Probezeit mosern?
So stolpern Sie nicht:
Aber ja. Sie müssen solche Dinge sogar ansprechen. Denn sonst hängen Sie auf ewig dort fest, wo Sie gar nicht sein wollen (oder zumindest so lange, bis Sie kündigen). Sollten Ihre Position und Ihre Aufgaben nicht ohnehin schriftlich in Arbeitsvertrag oder Job-Description festgelegt sein, auf die Sie sich berufen können, machen Sie Ihren Chef auf mündliche Vereinbarungen aufmerksam. Auch die sind bindend (gilt auch für Überstunden, Gehalt, Urlaubsregelung ...).Es gibt da nur zwei Hürden: Wie es aussieht, scheint es die Position, für die Sie rekrutiert wurden, noch nicht oder nicht mehr zu geben. Wohl aber braucht Ihr Boss jemanden, der den Job macht, den Sie derzeit erledigen. Bieten Sie Ihrem Chef an, genau das zu tun - bis der nächste (Führungs-)Posten frei wird. Und vereinbaren Sie einen Zeitrahmen.
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Mobbing im Job
Fallstrick 5: Die Mobbing-Falle
Falscher Satz, falsche Kleidung, falsches Parfum - als neue Kollegin kann man sich schneller unbeliebt machen, als die Concorde fliegt. Aus Angst, einen Fehler zu machen und zum Mobbing-Opfer zu werden, halten Sie sich zurück. Dabei bräuchten Sie dringend Ansprechpartner, und alleine in die Kantine zu stiefeln macht auch keinen Spaß …
So stolpern Sie nicht:
Das Prädikat "neu" allein macht Sie noch nicht zum Mobbing-Opfer. Natürlich sind Sie aber als "die Neue" ein gefundenes Thema für den Büro-Klatsch. Und Sie tun gut daran, nicht unnötig Munition zu liefern, indem Sie durch Gestik, Sprache, Kleidung, Worte oder Arbeitsweise als "anders" auffallen oder Ihre Privatgeschichten in der Kaffeepause zum Besten geben. Das heißt jedoch nicht, dass Sie auf Tauchstation gehen sollen. Plaudern Sie ruhig freundlich mit jedem, der sich anbietet. Und feiern Sie - wenn es den Gepflogenheiten im Unternehmen entspricht - Ihren Einstand mit ein paar Häppchen. Zurückhaltung sollten Sie aber bei Kritik an Arbeitsabläufen üben. Ihre Kollegen könnten es Ihnen übel nehmen, denn hinter Ihren vermeintlichen Verbesserungsvorschlägen wittern sie einen Angriff auf ihre bisherige Arbeitsweise.Sollten Sie dennoch das Gefühl haben, Sie werden von Kollegen boykottiert oder gemobbt, suchen Sie schnell das klärende Gespräch. Je länger diese Situation anhält, desto schwerer ist es, sie aus der Welt zu schaffen. Fragen Sie sich offen, wie Sie diese negative Reaktion begünstigt haben könnten, und vermeiden Sie das Verhalten zukünftig.
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Fallstrick 6: Ausnützung
Am Anfang waren Sie noch geschmeichelt, dass man Sie, "die Neue", gleich mit so vielen Aufgaben betraut. Ist doch super, wenn man sich schon in der Probezeit unentbehrlich machen kann. Deshalb haben Sie die Überstunden klaglos geschluckt, die Urlaubssperre ebenso. Doch so langsam können Sie sich des Gefühls nicht mehr erwehren, dass Sie in Ihrem neuen Märchenjob das Aschenputtel vom Dienst sind und Ihre Kollegen Ihnen die eigenen unliebsamen Arbeiten zuschieben.
So stolpern Sie nicht:
Sehr heikel, diese Angelegenheit. Denn gerade in der Probezeit heißt es die Balance zu finden zwischen der Demonstration von Kompetenz, Flexibilität und Einsatzbereitschaft und dem verständlichen Wunsch, nicht ausgenützt zu werden. Hier hilft nur, Grenzen zu setzen, die einerseits signalisieren, dass Sie einen hohen Arbeitseinsatz nicht grundsätzlich verweigern, und die Ihnen andererseits das Neinsagen ermöglichen. Vereinbaren Sie beispielsweise mit sich selbst, nur zweimal die Woche Überstunden zu machen und auch nur Arbeiten von Kollegen zu übernehmen, wenn diese wirklich in Ihren Tätigkeitsbereich fallen. Andere können Sie dann guten Gewissens ablehnen.Besonders schwer ist es natürlich, dem Chef ein "Nein" entgegenzusetzen. Verpacken Sie es deshalb so, dass es nicht wie eines klingt. Trägt Ihnen Ihr Vorgesetzter etwa ein neues Projekt an, erklären Sie ihm, dass Ihnen dieser Job sicher Spaß machen würde und eine Herausforderung wäre. Leider müssten Sie aber in der aktuellen Situation eine neue Aufgabe ablehnen. Sonst könnten am Ende beide Projekte leiden, weil Ihnen die nötige Zeit fehlt, sich um Einzelheiten zu kümmern.
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