Unter dem Hashtag #MeTwo teilen tausende Menschen ihre Erfahrungen mit Rassismus.
Es ist der Hashtag, der die Debatte der letzten Tage dominiert:#MeTwo. Damit sind diesmal jedoch nicht Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt und Übergriffen gemeint, sondern Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung aufgrund der Herkunft. Tausende Menschen teilen auf Twitter ihre - teils sehr erschütternden - Erlebnisse. Manche davon stammen bereits aus frühester Kindheit.
Namentlich an die #Metoo-Bewegung, bei der Frauen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung und Gewalt berichteten, angelehnt, wurde der Hashtag #MeTwo vom Studenten und Aktivisten Ali Can ins Leben gerufen. "Die neue Großaktion #MeTwo ist gestartet! Zeigen wir jetzt mit einem Post, dass wir gegen Rassismus sind!", schrieb er am 25. Juli. Und viele Menschen folgten seinem Aufruf. Bereits am nächsten Tag schrieb er: "Vor zwei Tagen startete ich die Kampagne #MeTwo und jetzt sind es über 3500 Tweets. Menschen mit Migrationshintergrund haben nur darauf gewartet, dass es diese öffentliche Diskussion gibt! Danke #Özil, dass du uns die Tür geöffnet hast, um über Rassismus zu sprechen!"
Die neue Großaktion #MeTwo ist gestartet! Zeigen wir jetzt mit einem Post, dass wir gegen Rassismus sind! „Ich bin nicht nur deutsch, weil mich an die Regeln halte oder Erfolg habe, ich bin es immer und auch das andere“ Deswegen #MeTwo! Macht mit! https://t.co/kWxKgmmECP
— Ali Can (@alicanglobal) 25. Juli 2018
Die "Zwei" im Namen steht laut Can für die oft geteilte Identität, die Menschen mit Migrationsbiografie haben: "Ich fühle mich in Deutschland zu Hause. Habe hier Freunde, gehe hier arbeiten. Und gleichzeitig kann ich mich auch zu einer anderen Kultur oder zu einem anderen Land verbunden fühlen", erklärt Can in einem Video. Mit der "Hotline für besorgte Bürger" versucht Can, der Lehramt studiert, bereits seit einiger Zeit Vorurteile gegen Menschen mit Migrationsbiografie zu bekämpfen.
Mein erster Tag auf dem Gymnasium 2003. Erstes Mal Pausenhof. Ich hatte Dreadlocks.
— Malcolm Ohanwe (@MalcolmMusic) 26. Juli 2018
Ältere Kinder: „Du Affe ?, das ist nicht sie Baumschule mit deinem Palmenkopf! Das ist das Gymnasium! Was hast du hier zu suchen?!?“
Ich: ? #MeTwo
Viele der geteilten Erfahrungen stammen aus frühester Kindheit oder aus der Schule.
12 Uhr Mittags, Betrunkener Mann ruft mir zu: „Diese Flüchtlinge bekommen ja alles in den Arsch geschoben, na wo wollen Sie denn mit ihrer von uns bezahlten Fahrkarte hin?“ - „In die Universität.“ #metwo
— Neda Bahadori (@nedanad96) 27. Juli 2018
Doch nicht alle wollen die Rassismuserfahrungen so stehen lassen - diverse Kommentare zeigen, dass das Problem noch größer ist als gedacht.
Für jeden #MeTwo Tweet kommen 3 Tweets von Almans die deine Rassismuserfahrung relativieren, verhöhnen und verneinen.
— Cüneyt Dinç (@DrCuneytDinc) 28. Juli 2018
Für viele Menschen mit Rassismuserlebnissen ist jedoch klar: sie lassen sich nicht zum Schweigen bringen.
Das Gute an der Rassismusdebatte 2018 ist, dass Migranten endlich mitreden und ihre Erfahrungen sichtbar werden. Unsere Eltern taten so, als verstünden sie nicht und schauten verschämt weg. #Metwo
— Hatice Akyün (@HaticeAkyuen) 29. Juli 2018