Liebe? Eine Illusion. Kunst? Diktion. Familie? Zwang!
Die Friedrichshof-Kommune im Burgenland, irgendwann Anfang der 80er Jahre. Hier regiert Aktionskünstler Otto Mühl. Seine Anhänger feiern ihn als Messias und beklatschen seine Bilder ebenso wie seine revolutionär-rebellische Lebensform. Für sie geht mit der Koexistenz unter einem Dach mit Kommunen-Häuptling ein Wunschtraum in Erfüllung: Die bürgerliche Gesellschaft samt Zweierbeziehung wird verteufelt, Kunst gelebt und die Institution Kleinfamilie abgeschafft. Ein Befreiungsschlag für eine ganze Generation Intellektueller und Träumer.
Otto Mühl bezeichnet sich gern selbst als „Retter". Vor ihm selbst gibt es leider keine Rettung. Er hat ein künstliches Universum erschaffen, das ganz auf seine Bedürfnisse zugeschnitten ist. Am Friedrichshof ist Otto Mühl allmächtig. Wer ihm widerspricht, geht zu Grunde.

Meine keine Familie
Leben in der Mühl-Kommune bedeutete aber auch, sich fortpflanzen zu können ohne die Verantwortung zu übernehmen. So man überhaupt von der Existenz in Sexorgien gezeugter Leibesfrüchte wusste. Praktisch für Männer, die sich gerade nicht „reif" genug für die Vaterrolle fühlten, angenehm für Frauen, die mit der Mutterrolle überfordert waren, und eine Katastrophe für die Kinder.
Denn diese wurden der Obhut oder vielmehr der Willkür des 1991 wegen Kindesmissbrauchs verurteilten Kommunenführers überlassen.

Meine keine Familie
Regisseur Paul-Julien Robert, Jahrgang 1979, hat erst nach der Auflösung der Kommune 1991 im Alter von 12 Jahren erfahren, wer sein leiblicher Vater ist. Auf der Suche nach den eigenen familiären Wurzeln, lässt er Menschen zu Wort kommen, die sich damals voller Inbrunst ins Kommunenleben gestürzt haben und bis heute noch immer Gutes am Kommunenleben entdecken. Unter den Personen, die ihre Beweggründe darlegen, ist auch Roberts Mutter Florence.
Mit zu Werbe- und Dokumentationszwecken aufgenommenem Archivmaterial aus dem Friedrichshof entlarvt Robert Otto Mühl als machtgeilen, selbstgerechten Bock. Praktischerweise auch noch in eigenen Worten. Ein Geniestreich, der 2012 bei der Viennale den Wiener Filmpreis in der Kategorie Bester Dokumentarfilm erhielt.
Meine keine Familie ist ab 19. April im Wiener Gartenbaukino zu sehen!