
Was macht eine gute Beziehung aus? Was muss man in der Liebe lernen? In unserer neuen Serie bitten wir Paare um eine „Liebeserklärung“. Den Anfang machen Sarah (35, Sozialarbeiterin) und Ernesto (49, selbständiger Jazz-Pianist) aus Wien. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar und haben vor kurzem geheiratet. Wir sprachen mit ihnen darüber, was sie zum Lachen bringt, wie sie mit den kleinen Macken des anderen umgehen und was Liebe für sie bedeutet.

Sarah: Bei einer Hochzeit in Italien. Ein knappes Jahr später haben wir uns wiedergetroffen und ein Wochenende gemeinsam verbracht. Danach hat er mich in ein Hotel eingeladen, wo er als Bar-Pianist engagiert war. Ich habe gesagt, dass ich nur dahin komme, wenn er ernste Absichten hat. Die hatte er dann. :)
Ernesto: Etwa zwei Monate nach dem ersten Rendezvous und einen Monat vor dem zweiten Treffen war es – dank unzähligen Skype-Stunden – „fix “. Doch so richtig sicher war ich mir eigentlich erst, nachdem wir die erste große Krise gemeistert hatten – das war ungefähr nach einem Jahr Beziehung.

Sarah: Unter anderem mit seinem Gejammer. Es hat eine Weile gebraucht, bis wir den Humor im anderen entdeckt haben, doch nun lachen wir viel.
Ernesto: Wenn sie mich imitiert oder „Gesicht-Theater“ spielt J

Ernesto: Mit "gutgemeinten" Ratschlägen im Autoverkehr.
Ich werde zornig und mache den "großen Otto" los. Später beruhige ich mich wieder.
Sarah: Beim Streiten mit seinen Behauptungen und seiner Lautstärke, manchmal mit seiner miesen Laune. Seit ich nicht mehr versuche, ihn am Morgen in Gespräche zu verwickeln, ist´s schon viel friedlicher geworden.

Ernesto: Wie es ist, wenn man wirklich geliebt wird und jemand unerschütterlich zu dir hält.
Sarah: Es geht darum, sich ohne Wenn und Aber füreinander zu entscheiden. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn alle Türen und Türchen zu sind, paradoxerweise wirklich frei zu sein. Ich kann so sein, wie ich bin. Bei Krisen geht es nur noch darum, WIE man wieder rausfindet, nicht DASS. Glücklicherweise sind wir beide sehr offen für Entwicklungen, arbeiten viel an uns und unserer Beziehung und haben auch schon eine Paartherapie gemacht, als wir nicht mehr weiterwussten.

Sarah: Ich glaube, ich bin die mit den Ticks ;-). Die einzige Macke, die mir einfällt, ist, dass er gerne mit seinem Spiegelbild flirtet.
Ernesto: Sie hat "Galerien“ an gebrauchten Gläsern, wickelt die Schnur des Teebeutels um den Griff der Tasse, erreicht Straßenbahn und Züge in letzter Sekunde. Ihr "Jackson-Greif-Reflex" – essen obwohl sie satt ist, nur weil‘s auf dem Tisch steht – scheint ein Familien-Gen zu sein. Sie ruft mich "Liabschtääää". Sie schüttelt vor dem Schlafen-Gehen die Bettdecke aus und setzt mich damit einem Sturm der Windstärke "4" aus.

Sarah: Puh, schwierige Frage. Da habe ich jetzt einer Freundin gesimst. Sie schreibt: „Glücklich, liebevoller Umgang, respektvoll, ab und zu launisch, ihr könnt euch auch gut anzicken. Ihr arbeitet an euch und wachst miteinander.“

Ernesto: Liebe an sich ist für mich nicht mit Worten ausdrückbar. Als Paar: Eine Entscheidung füreinander, die in tiefer Sicherheit ruht, so daß Rationalität, Alltags-Stimmungen und sogar persönliche Weiterentwicklung sie nicht gefährdet.
Sarah: Liebe bedeutet für mich: Zusammen halten, einander zuhören, unterstützen, treu sein. Einander viel Freiraum lassen, sich auch individuell zu entwickeln. Gleichzeitig an der Beziehung arbeiten, immer wieder neue Wege suchen. Nicht um des Frieden willens mundtot werden. Tee kochen, wenn der andere krank ist.

Sarah: Du bist meine Familie, mein bester Freund, mein Liebhaber und mein Prellbock. Danke für alles!
Ernesto: Bisch die Bescht, mini Liabschti!