Der neueste Body-Positive-Trend lässt uns vor allem ratlos zurück: Müssen wir wirklich jedes unserer Körperteile benennen, um es dann zu feiern?
Ob Cellulite, Achselfett oder ein kleines oder größeres Bäuchlein: für jedes unserer Körperteile gibt es mittlerweile den passenden Body-Positivity-Hashtag. Wir sollen unsere Bodies "embracen", sie feiern, lieben, wie sie sind und dann am besten noch ein offenbarendes Instagram-Foto dazu stellen.
Das ist ja schön und gut, aber die Frage, die sich stellt, ist: Haben wir uns vor den ganzen #Körperteilen überhaupt so viele Gedanken darüber gemacht, dass sie ein "Problem" (=Abnormalität) darstellen könnten?
Sind "Hip Dips" wirklich ein Ding?
Der neueste Instagram-Trend, der Frauen dazu ermutigen soll, ihre Körper zu lieben, ist wohl das beste Beispiel dafür: stolz präsentieren derzeit hunderte Frauen ihre "Hip Dips" auf der Foto-Plattform. Viele davon fragten sich offenbar ihr Leben lang, was diese Einbuchtung auf der Hüfte zu bedeuten hat - jetzt haben sie endlich einen Namen dafür.
Dem nicht genug, muss natürlich gleich gesagt werden: dein "Hip Dip", (von dem du bisher vielleicht nicht einmal etwas wusstest) ist vollkommen okay, so wie er ist! Mach dir ja nicht zu viele Gedanken drüber - deshalb poste am besten ein oder drei Fotos mit dem Hashtag #HipDip, damit dieser "Makel" ganz schnell in Vergessenheit gerät.
Das "Phänomen" ist - wie so viele andere Hashtags auch - einfach die Bezeichnung für ein normales Körperteil. In diesem Fall sitzen die Hüften eben ein bisschen höher. So what?
Wir fragen uns, ob das "Feiern" dieser Körperteile nicht noch mehr Unsicherheiten produziert, als es verschwinden lässt. Dank des Hashtags wissen wir jetzt nämlich, dass mit unseren Hüften irgendetwas nicht stimmt. Oder nicht so ist, wie es laut Idealbild sein sollte. Und auch die Schönheitsindustrie wird wieder auf einen neuen Makel gebracht, deren Kampf dagegen sie vermarkten und verkaufen kann.
Denn, was bei allem Body-Positivity-Wahn oft vergessen wird: auch wenn wir die Bilder als "normal" und "alle Körper sind schön" verkaufen - sie bleiben doch in unserem Gehirn hängen. Und produzieren dort täglich den Gedanken: mein Bauch/meine Hüften/meine Achseln sind eben nicht normal. Sonst gäbe es ja keinen Body-Positivity-Hashtag dazu.
Und ja: manche schreiben, dass sie wegen ihrer "Hip Dips" unsicher waren und jetzt endlich dazu stehen können. Das ist schön, und gut so. Aber unserer Meinung nach wird da vielleicht mehr Lärm um Nichts gemacht (und eventuell mehr Schaden angerichtet), als es wirklich nachhaltig etwas bewegen kann.