Eine Analyse des National Violent Death Reports aus den USA zeigt, dass Trennungen für Frauen häufiger lebensbedrohlich sind – selbst schon für Mädchen im Jugendalter.
„Es gibt die Wahrnehmung, dass Gewalt gegen Mädchen im Teenageralter weniger schwerwiegend ist als die Gewalt gegen erwachsene Frauen", so Avanti Adhia, leitende Mitarbeiterin am Harborview Injury Prevention und Research Center der University of Washington School of Medicine. Eine von Adhia geleitete Studie belegt nun, dass wir uns endlich von dem Gedanken verabschieden müssen, dass Gewalt innerhalb von Beziehungen im Teenageralter weniger schnell eskalieren könne.
Trennungen sind für Frauen lebensbedrohlich
In der Studie wurden Daten aus dem National Violent Death Reports aus den Jahren 2003 bis 2016 analysiert. Insgesamt erfasst der Report 2188 Tötungsdelikte an Menschen zwischen 11 und 18 Jahren. Weil bei diesen Delikten auch die Art der Beziehung zwischen Oper und TäterIn erfasst wurde, konnten Rückschlüsse auf physische Gewalt in Beziehungen gezogen werden. 150 der 2188 Morde wurden als „intime Partnermorde“ eingestuft. Damit würden Tötungsdelikte innerhalb von Beziehungen im Teenageralter laut der Studienautorin „häufiger als man denkt“ vorkommen. „Es ist ein Problem der öffentlichen Gesundheit, das ernst genommen werden sollte“, so die Forscherin weiter. Sie empfiehlt etwa Prävention im schulischen Umfeld durch Bewusstseinsbildung und Training der Kommunikationsfähigkeiten in Beziehungen.
Tötungsdelikte in Beziehungen zwischen Teenagern sind häufiger als man denkt. Dieses Problem muss ernst genommen werden.
GewaltschutzexpertInnen weisen seit Jahren darauf hin, dass es besonders im Bereich der häuslichen Gewalt gegen Frauen Maßnahmen braucht – das bestätigen auch diese Studienergebnisse: Zu 90 Prozent sind die Täter männlich. Die häufigsten Waffen sind Pistolen. Der Großteil der zu 90 Prozent weiblichen Mordopfer war zum Zeitpunkt der Tat zwischen 16 und 18 Jahre alt. Häufig ging den Morden zudem eine Beendigung einer Beziehung voraus, so Studienautorin Adhia. Trennungen könnten demnach bis heute für Frauen und Mädchen lebensbedrohlich sein.
Zur Studie:
Die Daten aus dem National Violent Death Report stammen aus 32 US-amerikanischen Staaten. Künftig soll die Datenerfassung auf alle US-Staaten ausgeweitet werden, um genauere Aussagen über Morde an Teenagern treffen zu können.
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